Sand im Fassadengetriebe
Bundeskartellamt Bonn kassiert Vertrag zwischen Bund und Stella

552 Mio., also gut eine halbe Millarde € stehen für den Bau eines zweifelhaften, vor allem politsch gewollten Bauwerks zur Verfügung, eine halbe Milliarde Steuergelder, die deren Treuhänder, die deutschen Abgeordneten aller Parteien (ohne PDS, die stimmten im Antrag B einstimmig für einen zeitgenössischen Bau), eine Art von Wiedergutmachung leisten möchten: Die politisch motivierte Zerstörung eines Klassenfeindsymbols und sein Ersatz durch sozialistisches Betonplattenmaterial hinter Spiegelglasvorhang sollte umgekehrt werden durch eine Betonkonstruktion hinter Steinplattenkleid, Marke Hohenzollernschloss.

Es gab einen Wettbewerb, den Ende 2008 der Italiener und Stimmann-Freund Franco Stella für sich entscheiden konnte; die von sich selbst enttäuschte Jury verlieh einen hochdotierten Sonderpreis an einen Beitrag, der Antrag B deutlich mehr entsprach. So weit, so vorhersehbar. Dann gab es Querschüsse, ausgerechnet aus den Reihen der im Wettbewerb Unterlegenen. Allen voran Hans Kollhoff (dritter mit drei anderen). Kollhoff reichte eine Rüge in Berlin, nein, in Bonn ein. Das ist die ehemalige Bundeshauptstadt. Hier sitzt das mächtige Kartellamt, das schon so manchem Großdealer den Dividenrahm versauerte. Vergabekammer Nr. 3 entschied am 11. September 2009, dass der Vertrag zwischen Stella und dem Bund null und nicht sei; bis zum Urteil am OLG Düsseldorf, an welchem der Bund gegen den Entscheid Klage erheben darf; und wird, so jedenfalls erklärte Absicht und durchaus vorhersehbar.

In der Sache ging es um die Frage, ob
der Bund den Wettbewerbsgewinner nicht
zu früh beauftragte, also schlicht eine (zwei) Wochenfrist versäumte. Hinzu kam die Frage nach der Rechtmäßigkeit der „künstlerischen Oberleitung“ Stellas, die, juristisch gesehen, einen „Identitätswechsel“ zwischen Abschluss des Wettbewerbs und Vertragspartner bedeutete, was vergaberechtswidrig ist.

Doch die Oberleitung, die sich Stella selbst gab im Geschiebe zwischen den beiden zur Unterstützung hinzugezogenen Büros gmp, Berlin, und Hilmer & Sattler Albrecht, Berlin, war nur ein Zwischenspiel in der verwirrenden Partitur von Anfragen, Nachfragen, Antworten zwischen Bund und dem Büro Stella. Organigramme wurden entworfen und verworfen, der Ton wurde dringlicher, die Nachfragen aus Berlin drängender. Längst macht sich auch der Auftraggeber Sorgen, ob Stella überhaupt in der Lage ist, das „Projekt Ressurektion“ zu stemmen, auch oder gerade wegen der beiden Büros, die sich gegenseitig die Kompetenz absprechen und um Anteile schachern.

Wiedergutmachung ist ein Feld, das Anwälte beackern, nicht Architekten. Schloss, Lustgarten, Akademie und anderen Wiedergängern vergangener Zeiten sind nicht das richtige Signal aus Deutschland in die Welt. Der Name Humboldt jedenfalls wie auch der des Karl Friederichs stehen nicht dafür, ihr Anliegen war die ganze Welt, nicht das versteinerte Herz einer Republik. Be. K.

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