Sanft zur Umwelt
One Bryant Park-Bank of Amerika Tower

New York ist die Stadt mit der bekanntesten Skyline der Welt und den bekanntesten Wolkenkratzern (Empire State Building, Chrysler Building, World Trade Center), spielt aber in der aktuellen globalen Hochhausdebatte nur eine Nebenrolle. Shanghai und Dubai sind derzeit die Zentren im Kampf um Höhenmeter, ansonsten hat die Nase vorn, wer den bekanntesten Architekten mit dem spektakulärsten (Mode)Design wählt, nach dem Motto: Nur „gebaute Haute Couture“ kann Aufmerksamkeit erlangen.

Nachhaltigkeit und ökologische Aspekte sind zwar auch in aller Munde, führen aber selten zu einer Presse-Präsenz, wie sie der exaltierten Form zuteil wird. Bilder lassen sich eben einfacher vermarkten. Da New York City aber schon eine weltbekannte, ausgeprägte Skyline besitzt, ist man dort für modische Extravaganzen des internationalen Architektenzirkus nicht zugänglich.

Mit der neuen Zentrale für die Bank of America haben Cook + Fox der Skyline Manhattans aber dennoch eine weitere prägnante Krone hinzugefügt, die primär durch Selbstverständlichkeit überzeugt und eine genauere Betrachtung verdient.

Zuerst fallen die klar ablesbaren Eckdaten ins Auge: Mit der Adresse One Bryant Park besitzt die Bank of America Zentrale ein Filetstück an der 42nd Street direkt am Park. Mit 288 m Gebäudehöhe und weiteren 78 m für die Spitze (die keine Antenne ist und somit der Gesamtgebäudehöhe zugerechnet werden darf) besetzt die BofA nun das zweithöchste Büro in NYC, nur noch übertroffen vom Empire State Building mit seiner Höhe von 381 m. Der Baugrund (0,8 ha) umfasst einen halben üblichen Straßenblock und somit den größten zusammenhängenden Baugrund in Manhattan. Insgesamt 40 Jahre benötigte die Durst-Familie, eine New Yorker Immobilien-Dynastie, um alle Parzellen des Baugrunds zu erwerben. One Bryant Park ist ein Joint Venture von Durst und der Bank of America, beide haben hier Büroräume und sind Gemeinschaftseigner.

Nur einen halben Block von den zum Teil erschreckend banalen, technoiden Hochhausmonstern am Times Square mit ihren überbordenden Reklamefassaden wirkt der Entwurf von Cook + Fox elegant und minimalistisch. Das gesamte Grundstück ist siebengeschossig überbaut und nur auf den Hälfte zur 6th Avenue wächst der Turm empor. Bis zur 18. Etage steigt die vollverglaste Curtain-Wall-Fassade unverändert mit dem orthogonalen Grundriss, einem über die Mittelachse leicht verdrifteten Rechteck. Ab der 19. Etage knicken Teile der Fassade leicht nach innen und verleihen der sich nach oben verjüngenden Gesamtform einen kristallinen Charakter. Somit entstand die unverwechselbare Silhouette, die den repräsentativen Ansprüchen der Bank of America gerecht wurde, ohne Verschwendungstendenzen.

Nun aber zu den wesentlichen und unsichtbaren Qualitäten dieses Bankenturmes. Er gilt als Amerikas „grünster“ Wolkenkratzer und als der erste, der eine Vorzertifizierung für eine LEED Platinum Auszeichnung erhielt. Um diese Auszeichnung zu erhalten, müssen in sechs Rubriken Punkte gesammelt werden, so dass herausragende Teilaspekte allein noch nicht ausreichen können. Nachhaltigkeit, Resourcenschonung, Umweltverträglichkeit, Energieeffizienz, Erschließung/ÖPNV und Unterhalt, alles wird gewertet und abgeglichen. So punktet One Bryant Park allein schon durch seine Lage: Über einer Subway-Station gebaut, diverse Buslinien vor der Tür und der Verkehrsknotenpunkt Times Square nur einen Block entfernt, kann die Erschließung und Erreichbarkeit nicht besser sein.

Meistens unerwähnt, aber nicht unwesentlich, bleibt der sympathische Umstand, dass fast alle Projektbeteiligten aus New York stammen. Das kommt in Zeiten von Globalisierung fast nicht mehr vor, vielmehr sind Großprojekte mit Beteiligten aus mindestens drei Kontinenten die Norm – und somit jede Menge Flugkilometer mit entsprechender CO2-Bilanz und Reisekosten. Architekten zählen (indirekt) ohnehin zu den Hauptverantwortlichen für CO2-Emissionen, denn Gebäude verursachen 43 % davon.

In Manhattan sind es wegen des geringen Individualverkehrs sogar 79 %. Hier setzt das hauseigene Gaskraftwerk im Keller an, das mit seiner Leistung von 4,6 Megawatt den größten Teil des Gebäudeenergiebedarfs deckt und obendrein kaum Abgase produziert. Der Vorteil liegt im weitaus geringern Energieverlust: Bei Kraftwerkstrom gehen 73 % der Energie auf dem Weg zum Endabnehmer verloren, hier nur 23 %. Ein wichtiger Aspekt ist die Nutzung der Abwärme bei der Energieproduktion, die hier zum Heizen und, umgewandelt, zum Kühlen der 180 Glykoltanks im Keller genutzt wird. Die zusätzlich benötigte Energie zum Einfrieren des Glykols wird über preiswerten Nachtstrom gewährleistet. Das Glykol speichert bei Nacht die Kälte, die bei Tage zur Kühlung der Büroräume benötigt wird. Bei der größten Mittagshitze, wenn NYC wegen der vielen Klimageräte den höchsten Energiebedarf hat, kommt One Bryant Park ganz ohne zusätzliche Energie aus.

Die Verglasung spielt eine weitere tragende Rolle in der Energiebilanz. Spezialbeschichtun­gen und die Beschaffenheit des Glases selbst ermöglichen sowohl eine reduzierte Erwärmung durch UV-Strahlen als auch verminderte Wärmeverluste im Winter.

Die Lüftung ist ein weiteres Thema, das zusammen mit der Kühlung ein hohes Energiesparpotential bietet. Im One Bryant Park Tower sitzt die Klimaanlage auf der Gebäudespitze, wo auch die „Frischluft“ eingesaugt wird. Die Reinigung der Luft ist so gründlich, dass selbst die Abluft noch sauberer ist als durchschnittliche New Yorker Stadtluft. Die gefilterte und gekühlte Luft wird durch die Doppelböden in die Büroräume geführt. Dadurch entstehen geringere Luftströmungen, weniger Staubentwicklung und auch die Temperaturakzeptanz im Behaglichkeitsbereich steigt, was insgesamt zu weniger Kühlungsbedarf führt.

Ein erheblicher CO2-Produzent ist auch die Herstellung von Zement, was Schätzungen zufolge ca. 5 % des Weltanteils von CO2-Emissionen ausmacht. Ca. 15 % von Beton bestehen aus Zement, der sich zu einem großen Teil durch Flugasche ersetzen lässt, die wiederum als Abfallprodukt in Kohlekraftwerken anfällt. Der Beton in One Bryant Park wurde mit einem Zement erstellt, der zu 45 % mit Flugasche ersetzt wurde. Eine unabhängige Untersuchung hat gezeigt, dass dadurch die Belastbarkeit des Betons sogar um 25 % zugenommen hat. Ein schönes Beispiel dafür, dass alternative Baumethoden auch preiswerter sein können und sich geschickt in einen sinnvollen Zyklus eingliedern lassen. Frank F. Drewes, Berlin

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