Schlossgespenster und so weiter
Potsdam favorisiert das Pseudohistorische für die Zukunft

Ende 2006 schien die Stadt Potsdam noch mit Vernunft gesegnet zu sein, die Stadtverordnetenversammlung wies in geheimer Abstimmung die Pläne für die Wiedererrichtung des ehemaligen Stadtschlosses zur Nutzung für den Landtag des Landes Brandenburg zurück. Kostengründe mögen damals eher eine Rolle gespielt haben als Bedenken baukultureller Art. Kostengründe führten schließlich dazu, die Rekonstruktion über ein Bieterverfahren zu realisieren. Drei Investoren kamen zunächst infrage, am Ende sind zwei übrig, die bis zum Sommer 2009 nachbessern müssen. Entwürfe wurden bisher nicht publik gemacht, auch die beteiligten Architekten (sind welche beteiligt?) sind nicht bekannt.

Immerhin scheint schon klar zu sein, dass in Potsdam nicht bloß die Außenfassaden rekonstruiert werden, der zurzeit favorisierte Entwurf eines der drei Bieterkonsortien rekonstruiert bis in die Hofansichten. Innen allerdings wird es weniger original, schon die Wahrscheinlichkeit, dass der feudale Parlamentsbau einst Parlamentarier des vereinten Bundeslandes Berlin-Brandenburg aufzunehmen habe, zwingt zur Flächenerweite­ rung. Und die geht nach innen. Die Vergabestelle will erst im Sommer 2009 über eine Beauftragung entscheiden. Ende 2009 soll mit dem Bau auf dem Alten Markt begonnen werden. Bis Ende 2012 soll er stehen. Es geht voran, Deutschland, es geht zurück. Be. K.

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