Schon mal gehört: UROP?!
Das wäre etwas: die Rekonstruktion der Villa Wolf (Gubin) von Ludwig Mies van der Rohe. Der Architekt, der hier ganz am Anfang seiner Karriere mit internationaler Bedeutung stand, hatte die Villa für den Tuchfabrikanten und Textilhersteller Erich Wolf in den 1920er-Jahren geplant und realisiert und gilt als möglicherweise das moderne Erstlingswerk. Umso größer die Versuchung, das am Kriegsende 1945 völlig zerstörte Wohnhaus originalgetreu wiederaufzubauen.
Allerdings ist der Anspruch extrem hoch, außer den Fundamenten, historischen Fotografien und wenigen Plänen ist von dem Bau nichts mehr vorhanden. Ob das aber doch ausreichend ist oder eine seriöse Rekonstruktion ausschließt, dazu forscht an der FH Potsdam der Student Sven Herrmann, betreut von Prof. Dr. Annegret Burg und Dr. Ivan Brambilla, in einem so genannten„UROP-Projekt“. UROP steht für „Undergraduate Research Opportunities Program“ und soll StudentInnen die Möglichkeit zu eigenem Forschen bieten. Das Potsdamer Projekt baut auf studentischen Analysen, CAD- Zeichnungen und einem Arbeitsmodell der Villa auf, die im Rahmen von Lehrveranstaltungen erstellt wurden. Ergebnis des Projektes bisher: Das ursprüngliche Aussehen der Villa kann aufgrund fehlenden Quellenmaterials noch nicht rekonstruiert werden. Bereits herangezogene Quellen sind die Pläne zur Villa Wolf von Mies van der Rohe (aufbewahrt im MoMA, New York), Fotos, Zeitzeugen, Luftbilder sowie Vergleichsbauten von Mies van der Rohe.
Je nach Projekt und Programm können die StudentInnen Studienleistungen anrechnen. Oft ist mit dem Projekt eine Finanzierung verbunden. Hauptziel eines UROP-Programmes ist es, StudentInnen die Gelegenheit zu geben, selbst zu forschen. In den UROP-Projekten lernt man unter anderem, wie in der jeweiligen Disziplin Forschung betrieben wird, wie man Fragen findet, Methoden anwendet, Berichte schreibt, Kontakte knüpft, usw. Sie arbeiten in den Projekten in enger Zusammenarbeit mit den Lehrenden bzw. Forschenden der Hochschule, die die UROP-Projekte initiieren und betreuen. Das Programm fördert also nicht nur fachliche und wissenschaftliche Kompetenzen, sondern auch soft skills, wie Netzwerkbildung, Teamwork, Kommunikation.
UROP startete 1969 an der us-amerikanischen Universität MIT (Massachusetts Institute of Technology, Boston), um BachelstudentInnen die Möglichkeit zu eröffnen, an wissenschaftlicher Forschung teilzuhaben. Seit den 1990er Jahren wird in den USA verstärkt Forschendes Lernen in Bachelorstudiengängen eingeführt (Undergraduate Research); im Zuge dieser Entwicklung wurde an fast allen US-Universitäten ein UROP eingerichtet. Ähnliche Programme finden sich in Großbritannien, Singapur und seit 2008 auch an der RWTH Aachen.
In den USA findet jedes Jahr eine nationale Undergraduate-Research-Konferenz statt, in deren Rahmen über 3 000 Präsentationen von Forschungsarbeiten organisiert werden. Einen solchen übergreifenden, wissenschaftlichen Austausch könnte man sich für Deutschland ebenfalls wünschen! Be. K.