Schulgeschichten
Eine Hochschule, eine Universität als Schlusspunkt, ja als „Schlussstein“ des 1848 gegründeten (Schweizer) Bundesstaates zu betrachten, verlieh der 1855 gegründeten Bauschule am Eidgenössischen Polytechnikum in Zürich ein Gewicht, das diese Schule sich bis heute wirksam erhalten hat. Die Vorläuferin des heutigen Departements Architektur der ETH, prägt in ihrer Verschmelzung des Universitären deutscher Hochschulen mit dem Ateliercharakter französischer polytechnischer Schulen das Berufsbild des Architekten bis in unsere Zeit. Unter der Leitung von Gottfried Semper, den Richard Wagner mit nachdrücklicher Anstrengung aus Paris nach Zürich holte, bildete sich eine Lehre heraus, die wissenschaftliche, künstlerische und technische Aspekte in sich vereinte.
Die Publikation, eine Dissertation an der ETH, beschreibt nun das ganze, also das physische wie intellektuelle Lehrgebäude über seine Protagonisten zur Lehrzeit Sempers, über Lehrinhalte und Lehrmittel, beschreibt das Werden der Bauschule und nicht zuletzt auch den Ort der Lehre, den Sitz der Bauschule auf dem Schienhut. Dabei ist die Person Semper der Generalbass des Ganzen, da auf seiner Persönlichkeit und seiner Berufspraxis, seinem theoretischen Werk und seiner Vernetzung in der europäischen Kollegenschaft die Geschichte von der Gründung und dem Aufbau der Schule aufgesetzt ist.
Bilderreich, klar gegliedert und im Detail anschaulich wie fesselnd geschrieben erhalten wir damit einen sehr nahen Blick in die Geschichte einer Institution, deren „Schlussstein“-Rolle transformiert wurde in die Rolle des Fundaments. Und auf dem steht heute eine der angesehensten Architekturschulen der Welt. Dass man diese nach Lektüre des Buches vielleicht wieder mit Gottfried Semper verbindet, verdanken wir dem Autoren und dort tätigen Lehrer. Be. K.