Seoul Skygarden – eine Himmelslandschaft von MVRDV
Einer Metropolitanregion wie Seoul mit rund 25 Mio. Einwohnern ist eigentlich nichts fremd. Die extreme Dichte in der Hauptstadt Südkoreas verlangt seinen Bewohnern alles ab; auch auf den gut und gerne 12-spurigen Straßen im Zentrum. Damit diese ihre Auf-gaben erfüllen können, gibt es für die Hauptschlagadern kaum Kreuzungen auf einer Ebene, Unter- und Überführungen, Tunnel und Einbahntrassen wechseln sich ab.
Eines dieser Brückenbauwerke stammt aus den Siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts und quert die Bahntrasse knapp nördlich der Seoul Station. Die auf rund 17 m Höhe schwebende Betonpiste mit mehreren Ab- und Auffahrten sowie vier Fahrspuren wies in einer Untersuchung von 2006 gravierende Mängel auf. Das Brückenbauwerk mit einer Länge von knapp einem Kilometer und mit einer Gesamtfläche von 10 000 m² sollte abgerissen werden. 2009 wurde sie zunächst einmal für den Schwerlastverkehr gesperrt.
Doch gerade mit Blick auf den Erfolg vergleichbarer Projekte wie der High Line in New York und erste Kalkulationen zum Abriss war es nicht verwunderlich, dass die Stadt in diesem Jahr einen Wettbewerb auslobte, in dem Vorschläge für eine alternative Nutzung des Brückenbauwerks gesucht wurden.
Grundbedingung: autofrei und ausschließlich für Fußgänger. Gewonnen haben den Wettbewerb aktuell die Amsterdamer MVRDV mit ihrem „Seoul Skygarden“. Dieser soll, so das Büro, eine Art Bibliothek lokaler Baumarten werden, ein koreanisches Arboretum. Das Baumverzeichnis mit realem Bestand möchten sie alphabetisch ordnen.
Hinzu kommen so genannte „Aktivatoren“, die je nach Entwicklung des Ortes hinzugefügt oder auch wieder entnommen werden können: Teecafés, Blumenläden, kleine Marktstände, Bücherdepots und Pflanzenhäuser, die einer Megastadt wie Seoul die Idee von Natur einimpfen könnten.
Nach einigen Jahren könnten die auf dem ehemaligen Brückenbauwerk gepflanzten Bäume in die anliegenden Bezirke ausgepflanzt werden. Damit würde der Himmelsgarten eine „urban nursery”. Und die soll über die Jahre durch weitere Treppen, Lifte und Fahrtreppen mit ihrem Umfeld vernetzt werden. Diese wiederum sollen als grüne Arme in die weitere Umgebung „wurzeln“ und das Greening vom Zentrum aus in die Stadt hineintragen. Be. K.