Solarsiedlung am Medienhafen, Düsseldorf Solarer Wohnungsbau in der Innenstadt
Als Leitprojekt der Landesinitiative „Zukunftsenergien NRW“ zeichnet sich die Solarsiedlung durch effizienten Einsatz von Energie und Wirtschaftlichkeit aus. Das energetische
Konzept liefert dafür das Fundament. Aktive Solarenergienutzung und die Nutzung regenerativer Energien sind ebenso sinnvoller Bestandteil des Gesamtkonzepts wie eine ausgezeichnete Dämmung, die Lüftungstechnik und die passive Nutzung der Sonne.
Städtebauliche Einbindung
Die Solarsiedlung am Medienhafen ist eines der größten Solarsiedlungsprojekte im Miet- und Geschosswohnungsbau europaweit. Sie liegt an der Schnittstelle zwischen dem neuen Medienhafen und dem Stadtteil Düsseldorf Unterbilk. Die hier vorherrschende städtebauliche Struktur der Blockrandbebauung wird fortgeführt, wodurch ein attraktiver, geschützter Wohnhof entsteht, der über die durch gestreckten Treppenhäuser direkt und barrierefrei von den Bewohnern zu erschließen ist. Hier können Kinder sicher spielen, Senioren auf der Bank sitzen und entspannen, sich die Mieter treffen. Verkehrslärm und städtische Betriebsamkeit bleiben draußen. Das Bürogebäude der Rheinwohnungsbau GmbH Ecke Gladbacher Straße / Hammer Straße bildet den Kopf der Anlage und fügt sich harmonisch in das Gesamtkonzept ein.
Gebäudekonzept
In den Gebäuden sind 101 familiengerechte 3und 4RaumWohnungen mit 2RaumWohnungen für Paare oder Singles kombiniert. Alle Erdgeschosswohnungen verfügen über Mietergärten, die Dachgeschosswohnungen sind mit großzügigen Dachterrassen ausgestattet. Der Großteil
der Grundrisse ist nach dem Prinzip „Durchwohnen“ konzipiert: über die zur Straße ausgerichteten Wohnküchen können die Bewohner am urbanen Leben teilnehmen – schließlich bedeutet Straße nicht nur Lärm, sondern auch buntes, städtisches Leben –, die zum Wohnhof gewandten Wohnräume bieten Ruhe und den Blick ins Grüne.
Verkehrskonzept
Die Unterbringung des ruhenden Verkehrs ist ein wesentlicher Bestandteil
der städtebaulichen Konzeption. Die Siedlung verfügt über eine Tiefgarage, die die vorhandene Parksituation entlastet und deren Stellplätze den Wohnungen der Solarsiedlung zugeordnet sind.
Material
Die mit Putz und Betonstein gestalteten Fassaden werden durch Holz- und Faserzementflächen gegliedert, die hofseitigen Dachflächen sind extensiv begrünt. Sämtliche tragenden Wände sind in Kalksandstein-Mauerwerk ausgeführt, kombiniert mit einem 18 cm dickem Wärmedämm-Verbundsystem.
Energiekonzept
Das Projekt demonstriert, dass Solararchitektur auch in Innenstadtbereichen,
innerhalb von bestehenden, städtebaulich „klassischen“ Strukturen wie der Blockrandbebauung funktionieren kann. Solarer Wohnungsbau braucht keine „grüne Wiese“ und keine Stadterweiterung. Eine wichtige Erkenntnis in Zeiten, in denen es viele Menschen zurück in die Innenstädte zieht und gleichzeitig die Energiepreise
steigen. Die Grundlage des Energiekonzepts bietet zunächst die Umsetzung
der Gebäude nach dem Prinzip des solaren Bauens mit einem hohen Dämmstandard. Hinzu kommt die Installation einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, die eine Einsparung von ca. 80% der Lüftungswärmeverluste ermöglicht. Diese Maßnahmen garantieren
zunächst einen sehr geringen Energiebedarf von 33 kWh Heizenergie pro m2 Wohnfläche und Jahr. Die Gebäude entsprechen damit dem 3-Liter-Haus-Standard und erreichen Primärenergieeinsparungen von ca. 60 % gegenüber den nach Energieeinsparverordnung im Neubau einzuhaltenden Grenzwerten. Der Warmwasserbedarf wird im Jahresdurchschnitt zu 40% über die auf der südlichen Dachfläche der Häuserzeile Gladbacher Straße vorhandene solarthermische Anlage (ca. 260 m2 Kollektorfläche) bereitgestellt. Den Rest stellt die Fernwärmeversorgung, die aus Kraft-Wärme-Kopplung stammt und somit primärenergetisch günstig zu bewerten ist, zur Verfügung. Aus gestalterischen Gründen und um die Solartechnik auch sichtbar zu machen, sind auf Teilbereichen der Fassade Photovoltaikmodule installiert. Eine Schnittstelle zu dem in die Bebauung integrierten Bürogebäude stellt eine Erdsondenanlage dar, über die im Sommer das Bürogebäude rein regenerativ gekühlt wird. Im Winter dienen die Erdsonden der regenerativen Vorwärmung
der Zuluft aller Gebäude. Das Bürogebäude wurde ebenfalls sehr gut gedämmt und mit einer
hocheffizienten Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Hierdurch ist die im Winter benötigte Heizleistung so gering, dass mit den im Sommer benötigten Kühlsegeln geheizt werden kann.