Soziales Wohnen im Passivhausstandard
Wohnanlage Loden-areal, Innsbruck/A
Auf dem 33 000 m² großen Areal einer ehemaligen Tiroler Lodenfabrik, direkt an den Ufern von Sill und Inn gelegen, planten die Teams von Architekturwerkstatt din a4 und teamk2 zwei Wohnkomplexe mit Sozialwohnungen und damit eine der weltweit größten Wohnanlagen im Passivhausstandard.
Mit ihrem städtebaulichen Konzept einer offenen Blockrandbebauung konnte die Architekturwerkstatt dina4 den Wettbewerb für die Bebauung des Areals in Innsbruck-Reichenau für sich entscheiden. Je zwei von sechs L-förmigen Baukörpern bilden ein Carrée und umschließen
so drei großräumige Innenhöfe. Zwei Bauabschnitte mit 354 Mietwohnungen für die Neue Heimat Tirol wurden von den Innsbrucker Architekturbüros dina4 und teamk2 umgesetzt. In dem dritten Komplex plante die Architekturhalle Wulz-König aus Innsbruck 128 Eigentumswohnungen für die Zima Wohn Baugesellschaft. Alle Wohnungen sind barrierefrei und ohne größere Eingriffe behindertengerecht umzurüsten.
Die in Massivbauweise erstellten Gebäude wurden als Passivhaus luftdicht und wärmebrückenfrei ausgeführt. Der Maßnahmenkatalog zur konstruktiven Energieoptimierung ist beeindruckend: Wände und Decken der Tiefgarage sind mit bis zu 26 cm dicken Dämmpaketen ausgekleidet. Die Loggien sind vom Gebäude thermisch getrennt, Isokörbe vermeiden Wärmebrücken. Das Dach ist mit bis zu 45 cm, die Fassaden mit 26 cm gedämmt. Die Blendrahmen der zertifizierten Passivhaus-Fenster wurden vollständig in der Dämmebene gelegt. Durch die über die gesamte Balkonbreite verschiebbaren Glaselemente wirkt der Balkonbereich als thermische Pufferzone, die ebenfalls zur positiven Energiebilanz beiträgt. Alle baukonstruktiven Maßnahmen und Anschlussdetails wurden an einer Musterwohnung getestet. Dort wurde auch die Luftdichtheit mit einem Blower-Door-Test überprüft. Die Luftwechselrate liegt mit hervorragenden 0,34 deutlich unter dem geforderten Wert von n50= 0,60. Der Energiebedarf für die Beheizung liegt bei lediglich 20% des in der Region Innsbruck üblichen Verbrauchs, weshalb die jährliche Reduktion der CO2 Äquivalente beim Lodenareal gegenüber einem Niedrigenergiehaus mit ca. 680 t angenommen wird. Ein ganzes Bündel weiterer Energiesparmaßnahmen wurde umgesetzt: Eine thermische Solaranlage versorgt mit 3 m² Kollektorfläche pro Wohneinheit die Warmwasserbereitung zu 55%. Die übertragene Wärme wird über einen Wärmetauscher in fünf bzw. sechs Puffern je Unterzentrale mit jeweils 2500 l Inhalt gespeichert, mit Umschaltventilen geschichtet und ins Verteilnetz eingespeist. Die Puffer wurden komplett eingehaust und gedämmt, um möglichst wenig Energie zu verlieren.
Eine Heizanlage, betrieben mit Holzpellets aus der Region, übernimmt 80 % des Energiebedarfs. Ein Gas-Brennwertkessel ergänzt die fehlende Energie. Beheizt werden die Wohnungen über Fußbodenheizungen. Aufgrund des niedrigen Heizwärmebedarfs reicht eine Verlegung von Heizleitungen in den Randzonen zur Fassade völlig aus. Der Heizwärmebedarf wurde für die Energieausweisberechnung BGF mit 8,5 kWh/m²a angegeben.
Schon in der Planungsphase wurden alle Fachplaner, Handwerker und Energieexperten aktiv in den Prozess miteingebunden. Die vernetzte Planung umfasste regelmäßige Treffen und intensive Detailabstimmungen. Unter Federführung des Bauträgers, der Neuen Heimat Tirol, kamen die Baubeteiligten zu wöchentlichen Besprechungen zusammen. Neben den haustechnischen Lösungen wurden unzählige Konstruktionsdetails gemeinsam erarbeitet und optimiert und so eine ökonomische und zeitsparende Umsetzung des Bauvorhabens gewährleistet. Besichtigungen von Referenzgebäuden, Fortbildungen und Besuche bei Herstellern von Passivhauskomponenten setzten alle Planer auf den gleichen Wissensstand. Während der gesamten Bauphase stand dem Planungsteam das Passivhaus-Institut Darmstadt zur Seite, das auch die Zertifizierung vornahm.