Strukturiert retro

Originär eine Erfindung der Sprachwissenschaften wurde der Strukturalismus im 20. Jahrhundert von zahlreichen weiteren Wissenschaftszweigen vereinnahmt. In den 60er und 70er Jahren wurde die Theorie von den interagierenden Systemen auch von Architekten aufgegriffen und für ihre Belange weiterentwickelt.

Die vorliegende Publikation zeigt nun auf, wie der Strukturalismus dieser Hochphase in den Neunziger Jahren neu entdeckt wurde. Grund für sein Revival sei die Durchdringung der Architektur von digitalen Technologien, deren Kern selbst sich in struk­turalistischen Systemen offenbart. In einem langen, interpretierenden historischen Rückblick (auf die üblichen Verdächtigen) kommt die Arbeit mit 47 Artikeln von u. a. Roland Barthes, Herman Hertzberger und Winy Maas zu hier so genannten Case Studies, die teils noch den Atem der revolutionären Siebziger atmen, teils aber auch schiere Designprodukte sind, deren digitale Herkunft deutlich, deren Bezug zum Strukturalismus allerdings vage auf Oberflächentransformation etc. bezogen bleibt. Damit ist die Sammlung der Artikel in erster Linie eine fundierte Rückschau auf eine Theoriephase im deutschen Architekturdiskurs und weniger ein Plädoyer für eine konzise Weiterentwicklung des in der Vergangenheit architektonisch umgesetzten wie zugleich als gescheitert angesehenen Strukturalismus. Be. K.

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