Tag des offenen Denkmals 2011
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Wie nah darf sich der professionelle Denkmalbegriff den Bildern annähern, den die Laien vor Augen haben, wenn sie Denkmal hören? Müssen wir uns in Zukunft mehr und mehr darauf einstellen, dass anstatt der vielfach beschworenen Denkmälerschwämme – verursacht durch eine zunehmende Unterschutzstellung unserer jüngsten gebauten Vergangenheit – eine Auslese in Richtung Kirchen, Schlösser, Bodendenkmäler oder in Klinker kunstvoll gepackte Manufakturen stattfindet? Wohl kaum ein Bürger jedenfalls käme heute auf die Idee, dass man einen Verwaltungsbau, ein Rathaus vielleicht, eine Schule oder eine Siedlung aus den Fünfziger oder Sechziger Jahren unter Denkmalschutz stellen kann. Zumal dann, wenn diese Bauten notwendige Anpassungen, Reparaturen, ja komplette Umbauten erforderten, um in veränderten Zeiten bestehen zu können. Sie könnten, die Denkmalschützer sind so rigide nicht.

In Schleswig-Holstein (wir schreiben darüber hier auf S. 10) jedenfalls sind ein paar für das wirtschaftliche Wohlergehen des Landes, oder Teilen des Landes, oder Gruppen, oder Einzelpersonen Verantwortliche der Auffassung, die Unterschutzstellung von Bauten aus den Fünfziger Jahren und jünger könne allenfalls dazu dienen, uns Heutigen „abschreckende Beispiele [zu] erhalten, weil sie den Zeitgeist in der Architektur widerspiegeln.“ Also quasi ein Panoptikum dessen zu erzeugen, was idologiekritisch, schwer verdaulich und zumeist einfach hässlich ist.

So darf man gespannt sein, wann der Tag des offenen Denkmals, der in 2011 zum 12. Mal stattfindet und um den es hier geht, sich erstmals genau dieser Bauten annehmen wird, deren Qualitäten meist besser sind als ihr Ruf. Zugegeben, sie sind keine „Historische Orte des Genusses“ (2009), keine klassischen „Orte der Einkehr und des Gebets“ (2007), auch keine „Historische Gärten und Parks“ (2006) und schon gar nicht „Alte Bauten“, denen man eine „Neue Chancen“ geben möchte. Sie sind vielmehr wenig geliebte, wenig geachtete und damit wenig gepflegte Relikte einer Zeit, die nicht für die Ewigkeit baute.

Nein, auch in 2011 keine Konfrontation mit einem Bauerbe, das unsere Väter und Mütter noch belebten. In diesem Jahr der weltweiten Krisen lautet das Motto nett und betulich „Romantik, Realismus, Revolution – Das 19. Jahrhundert“. Es wird Zeit, den Titel der schönen Veranstaltung, „Tag des offenen Denkmals“ dahin gehend neu zu interpretieren, dass der Denkmalbegriff gesellschaftsgruppenübergreifend diskutiert wird. Und das ließe sich recht einfach dadurch erreichen, wenn die Ausrichter dieser Veranstaltung, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, sich öffentlich endlich auch einmal ihrer ungeliebten Kinder annähme. In 2012? Wir sind gespannt. Be. K.

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