Manfred Hegger (1946–2016): ein Nachruf

So Vieles wird einem erst bewusst, wenn man es nicht mehr hat. Und es ist besonders schwer zu ertragen, wenn ein wirklich ganz besonderer Mensch viel zu früh verstorben ist: Manfred Hegger verstarb nach kurzer, schwerer Krankheit am 29. Juni 2016.

Er war der Mann, der das energieeffiziente und nachhaltige Bauen nicht nur lebte und mit all seinem Tun verkörperte, sondern er war auch gleichzeitig der Botschafter für energieeffizientes und nachhaltiges Bauen. Denn das war für ihn die zentrale Aufgabenstellung des gesellschaftlichen Paradigmenwechsels, der gekennzeichnet ist von Klimawandel und knapper werdenden Ressourcen.

Diese Mission geht zurück bis in die 1990er-Jahre, als er mit seinem Büro HHS Planer + Architekten in Kassel erste interna-tionale Aufmerksamkeit erlangte mit dem Bau der Fortbildungsakademie Mont Cenis in Herne. Das Projekt – Teil der internationalen Bauausstellung Emscher Park – entstand in Zusammenarbeit mit den französischen Architekten Françoise Hélène Jourda und Gilles Perraudin.

Folgerichtig in seiner Zielstellung für das energieeffiziente und nachhaltige Bauen übernahm Manfred Hegger 2001 den Auf­-bau des Fachgebiets Entwerfen und Energieeffizientes Bauen im Fachbereich Architektur der TU Darmstadt. Damit konnte er nicht nur wissenschaftlich arbeiten und seine Ideen umsetzen, sondern, auch das lag ihm besonders am Herzen, er konnte auch junge Menschen, den Nachwuchs, an das Thema Nachhaltigkeit heranführen, sie dafür begeis-tern und sie motivieren, gemeinsam Projekte umsetzen, sie mit auf seinen Weg nehmen. Es ist ihm wahrlich gelungen, seine eigene Begeisterung für das Thema auf seine Studierenden und Mitarbeiter zu übertragen. Das Ergebnis zeigt sich nicht zuletzt auch durch den zweimaligen gemeinsamen Erfolg beim Solar Decathlon in den USA.

Auch die jüngsten Projekte aus dem Büro HHS Planer + Architekten erlangten viel nationale und internationale Anerkennung und zahlreiche Preise. Dabei sind insbesondere der als Energiebunker umgebaute Flakbunker in Hamburg zu nennen, der im Rahmen der IBA Hamburg entstand. Aber auch das Aktiv-Stadthaus in Frankfurt a. M., das als weltweit größtes Plusenergiegebäude gilt.

Manfred Hegger hinterlässt uns ein einzigartiges Lebenswerk, das er als Pionier des energieeffizienten und nachhaltigen Bauens geschaffen hat. Er war ein immer beispielhaft interdisziplinär handelnder Architekt, der mit seinen  Ideen bewusst an Grenzen  des Normalen und Machbaren ging. Und dabei doch ganzheitliche Lösungen entwickelte, bei der er die Gestaltung in den Kontext mit Funktionalität, Materialität, Konstruktion und sozialen Aspekten gestellt hat und nicht zuletzt auch in den der Baukultur.

In seiner Abschiedsvorlesung an der TU Darmstadt vor gerade mal zwei Jahren sagte Manfred Hegger: „Ich schaue gerne nach vorne, auf die Zukunft des Bauens, der Architektur, der Lehre und der Forschung.“ Rückblicke seien nicht seine Sache, betonte er und so stellte er sich immer wieder die Frage: Wie könnte eine zukunftsfähige Gesellschaft und das Bauen für sie aussehen?

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