Ultimatum bei der Beethovenhalle, Bonn
Ob die Oper in Köln, in Bonn, die „Unter den Linden“ in Berlin oder auch das mit enormen Startschwierigkeiten belastete Umbau- und Sanierungsprojekt Gasteig in München: Sie wurden oder werden teuer. Und vorallem: viel teurer. Die genannten Beispiele und weitere andere zeigen zweierlei: Es gibt enormen Sanierungsbedarf (der auch mit Neubauten nicht kostensparend umgangen werden kann, siehe Elbphilharmonie) und offenbar wenig Sanierungskompetenz in dieser anspruchsvollen Bauaufgabe.
In Bonn eskaliert nun möglicherweise das Sanierungsprojekt Beethovenhalle. Die dritte Beethovenhalle direkt am Rhein wurde nach den Plänen und unter der Leitung von Siegfried Wolske 1959 fertiggestellt und gilt – Kinder der späten Nachkriegszeit – auch heute noch als bedeutendes Bauwerk. Neben der Nutzung als Konzerthaus für klassische Musik werden in der Halle unter anderem Ausstellungen, Kongresse und Feierlichkeiten veranstaltet, aber auch Karnevalssitzungen.
Der Name „Beethovenhalle“ ist insofern irreführend, als dass der Bau tatsächlich einen Komplex darstellt, bestehend aus einer Gruppe unregelmäßig geformter Volumen mit unterschiedlich geneigten Flachdächern. In deren Zentrum erhebt sich dann die 25 m hoch aufragende Halle, ein 36 m breiter und 49 m langer Saal, der von einer freitragenden, mit Kupfer eingedeckten Stahlkonstruktion überspannt wird. Das Dach war Mitte der 1970er-Jahre neu gedeckt worden. Erweitert wurde das vielgestaltige Ensemble Mitte der 1990er-Jahre durch den Anbau von drei Seminarräumen, wenige Jahre zuvor war die Beethovenhalle unter Denkmalschutz gestellt worden.
Anfang der 2000er-Jahre kam – wie auch in vielen anderen deutschen Kommunen – die Frage auf, ob diese Musikarchitektur den heutigen Ansprüchen noch genüge. Es gab Diskussionen und Initiativen für den Abriss und einen Neubau, für den Erhalt und eine sorgfältige Sanierung. Es gab Architekturwettbewerbe, deren letzter das spanisch/deutsche Büro Nieto Sobejano Arquitectos mit der Sanierung beauftragte. Die Arbeiten starteten 2016, damals ging man von rund 60 Mio. € Gesamtkosten aus.
Das ist drei Jahre her, im März dieses Jahres dachte man dran, sich von den Architekten zu trennen. Kos-tensteigerungen und die Prognose, dass das noch nicht das Ende sei, ließen Gutachter zu dem Schluss kommen, die Stadt solle sich trennen und einen Neuanfang machen. Die Stadt blieb bei Nieto Sobejano, bis sie Anfang Juli das Ultimatum stellte: Die Architekten müssen, so Stadtdirektor Wolfgang Fuchs, die Probleme bis Ende dieses Jahres nachweislich in den Griff bekommen; sonst sei „eine rote Linie überschritten“. Dem Planungsbüro wurde mit Drees & Sommer ein Projektsteuerer an die Seite gestellt. Drees & Sommer hatten das Gutachten erstellt, in welchem der Stadt die Trennung vom planenden Architekturbüro empfohlen worden war.
Die Kosten könnten, so die Stadtverwaltung jetzt, auf bis zu 166 Mio. € steigen, ein Posten, den auch der Antrag der SPD, die Bauarbeiten ruhen zu lassen, nicht kleiner bekommt. Be. K.