Komisch mit der Oper

Wird gerade leergeräumt: Komische Oper an der ­Behrensstraße in Berlin
Foto: Benedikt Kraft

Wird gerade leergeräumt: Komische Oper an der ­Behrensstraße in Berlin
Foto: Benedikt Kraft
Kai Wegner, seines Zeichens Regierender Bürgermeister der Bundeshauptstadt, möchte nicht ausschließen, dass sich das Land Berlin von der Komischen Oper trennt, sein Blick auf den Landeshaushalt, so Wegner, lasse keine Denkverbote zu. Diese so unbestimmte wie dennoch einer Linie folgenden Bemerkung auf der Sommerpressekonferenz zur Zukunft des Opernhauses lässt nicht nur dort die Alarmglocken schrillen. Wenngleich, überrascht hat es niemanden, die Christdemokraten und ihre Wählerklientel beobachten das Opernhaus mit seinem gern auch schrillen Programm wenigstens argwöhnisch, auf keinen Fall euphorisch sympathisierend.

Man werde „zu gegebener Zeit Antworten geben“, so der CDU-Politiker weiter undeutlich, die Zeit scheint nach Wochen noch nicht gegeben. Oder hat man noch niemanden gefunden, der das Haus ganz nah von Unter den Linden ganz schnell für viel Geld kaufen möchte?

Das Gebäude der Komischen Oper ist, wie so viele Kulturbauten in Deutschland, ein Sanierungsfall, der uns Steuerzahlerinnen die vor Jahren geschätzten 450 Mio. Euro kosten könnte. Nicht bloß die Infrastruktur soll erneuert werden, es sind Zubauten, Vergrößerungen, Aktualisierungen ge-plant, so soll ein mächtiger Riegel auf den Bestand gesetzt werden, u. a. mit einem Café mit öffentlicher Dachterrasse.

Es kommen ein Shop dazu, neue Büros und Proberäume (Entwurf kadawittfeldarchitektur, Wettbewerbssieger Oktober 2020, damals waren noch 230 Mio. Euro genannt). Im September 2023 wurde mit den vorbereitenden Arbeiten begonnen, das Ensemble spielt seitdem im Schiller-Theater, das liegt nahe am Ernst-Reuter-Platz in Charlottenburg, also ganz woanders in Berlin. Susanne Moser, Geschäftsführende Direktorin der Komischen Oper, findet die Verkaufsüberlegungen „unverantwortlich und fahrlässig“, aber das muss sie ja auch. Auch, dass man das Projekt strecken will, sieht sie, mit Blick auf andere „gestreckte“ Projekte wie den BER, als „Garant für eine Kos­tenexplosion. Jedes Jahr Verzögerung bedeutet 40 Mio. Euro Mehrkosten“. Wie weiter? Die Architekten haben geliefert, nun ist Berlin dran, das die Lieferung veranlasste. Be. K.

www.kadawittfeldarchitektur.de, www.komische-oper-berlin.de
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