Komisch mit der Oper

Kai Wegner, seines Zeichens Regierender Bürgermeister der Bundeshauptstadt, möchte nicht ausschließen, dass sich das Land Berlin von der Komischen Oper trennt, sein Blick auf den Landeshaushalt, so Wegner, lasse keine Denkverbote zu. Diese so unbestimmte wie dennoch einer Linie folgenden Bemerkung auf der Sommerpressekonferenz zur Zukunft des Opernhauses lässt nicht nur dort die Alarmglocken schrillen. Wenngleich, überrascht hat es niemanden, die Christdemokraten und ihre Wählerklientel beobachten das Opernhaus mit seinem gern auch schrillen Programm wenigstens argwöhnisch, auf keinen Fall euphorisch sympathisierend.

Man werde „zu gegebener Zeit Antworten geben“, so der CDU-Politiker weiter undeutlich, die Zeit scheint nach Wochen noch nicht gegeben. Oder hat man noch niemanden gefunden, der das Haus ganz nah von Unter den Linden ganz schnell für viel Geld kaufen möchte?

Das Gebäude der Komischen Oper ist, wie so viele Kulturbauten in Deutschland, ein Sanierungsfall, der uns Steuerzahlerinnen die vor Jahren geschätzten 450 Mio. Euro kosten könnte. Nicht bloß die Infrastruktur soll erneuert werden, es sind Zubauten, Vergrößerungen, Aktualisierungen ge-plant, so soll ein mächtiger Riegel auf den Bestand gesetzt werden, u. a. mit einem Café mit öffentlicher Dachterrasse.

Es kommen ein Shop dazu, neue Büros und Proberäume (Entwurf kadawittfeldarchitektur, Wettbewerbssieger Oktober 2020, damals waren noch 230 Mio. Euro genannt). Im September 2023 wurde mit den vorbereitenden Arbeiten begonnen, das Ensemble spielt seitdem im Schiller-Theater, das liegt nahe am Ernst-Reuter-Platz in Charlottenburg, also ganz woanders in Berlin. Susanne Moser, Geschäftsführende Direktorin der Komischen Oper, findet die Verkaufsüberlegungen „unverantwortlich und fahrlässig“, aber das muss sie ja auch. Auch, dass man das Projekt strecken will, sieht sie, mit Blick auf andere „gestreckte“ Projekte wie den BER, als „Garant für eine Kos­tenexplosion. Jedes Jahr Verzögerung bedeutet 40 Mio. Euro Mehrkosten“. Wie weiter? Die Architekten haben geliefert, nun ist Berlin dran, das die Lieferung veranlasste. Be. K.

www.kadawittfeldarchitektur.de, www.komische-oper-berlin.de
x

Thematisch passende Artikel:

Opernhaus in Linz

Vieldiskutiertes Musiktheater eröffnet

„Nie war mehr Anfang als jetzt“ (Walt Whitman) Das ist das einleitende Zitat der neuen Broschüre der Spielzeit 2013/2014, die, begleitend zur Eröffnung des Musiktheaters in Linz, erscheint....

mehr
Ausgabe 11/2023

Oper in Düsseldorf wird abgerissen

Ein Gestaltungswettbewerb Anfang 2023 brachte sieben Entwürfe für den Neubau der Oper in Düsseldorf. Unter den Entwerferbüros sind gmp, Snøhetta, HPP, Jörg Friedrich I Studio PFP und auch...

mehr

Das Opernhaus in Bayreuth wird Welterbe

UNESCO ernennt Barocktheater rechtzeitig vor Beginn der Festspiele

Noch bevor die Bayreuther Festspiele anfingen, war Bayreuth in aller Munde. Das Markgräfliche Opernhaus wurde zum UNESCO-Welterbe ernannt. Das Festspielhaus gilt als eines der bedeutendsten und...

mehr
Ausgabe 11/2021

UFO – Junge Oper Urban

Seit vielen Jahren schon zieht „raumlabor berlin“ durch deutsche Städte, immer auf der Suche nach den übriggebliebenen, vernachlässigten, aber oft umso wertvolleren Stadträumen. Wird ein solcher...

mehr
Ausgabe 12/2019

Darf es ein paar Millionen mehr sein?! Opernsanierung in Stuttgart

Die Stadt Stuttgart ist für zwei Dinge bekannt: für ihre autovollen Verkehrsadern (Stichwort „Dieselfahrverbot“) und für ein Umbauprojekt Hauptbahnhof, dessen bauliches Ziel noch lange nicht...

mehr