„Unabhängig vom Holz muss ein Projekt auch gute Architektur sein“
In der Diskussion, wer für das Heft-Thema „Holz“ für uns der nächste Pate sein könnte, gab es eine eindeutige Wahl. Es sollte diesmal unbedingt der sein, der mit Haltung und Anspruch an Architektur wie selbstverständlich mit Holz eine Verbindung herstellt, beispielhaft in der Konstruktion mit ästhetischer und sensibler Anmutung. Für das „Hofgut Karpfsee“, bei dem er mit viel Feingefühl die bestehende Struktur von regional typischen hölzernen Bauten aufgenommen hat, ergänzte und weiterbaute, hat Prof. Florian Nagler eine Auszeichnung beim Balthasar Neumann Preis 2018 erhalten.
Wir waren gespannt auf sein Urteil, für die von uns vorab ausgewählten Projekte: „Ich kenne das Haus aus dem Vorarlberg. Es steht ganz harmlos ohne großes Spektakel zwischen anderen Häusern, was aber erst mal kein Fehler ist. Das Studentenwohnheim kenne ich, das ist gut. Das nächste Projekt finde ich im Inneren auch nicht schlecht, aber die Fassade finde ich furchtbar, das ist echt hart. Wenn es noch was ganz Kleines sein könnte, da gibt es eine sehr gute kleine Kapelle von einem jungen Architekten aus Österreich, die finde ich super. Die Kapelle ist archaisch gemacht aus übereinander gestapelten Hölzern mit Verbindungen, die man zu zweit machen kann. Ich fände es schön, wenn wir es schaffen, von einfachen Zimmermannmäßigen Projekten bis hin zu CNC den Bogen zu spannen, von klein bis groß. Und es ist schon wichtig, dass man in die Tiefe geht und zeigt, was Holz leistet oder leisten kann, architektonisch ebenso wie konstruktiv. Unabhängig vom Holz muss ein Projekt auch einfach gute Architektur sein“, so Prof. Naglers Bewertungen bei der Ansicht der ersten Projektunterlagen. Zum Trend der überall entstehenden Holzhochhäuser fragten wir ihn: Gibt es eigentlich ein reines Holzhochhaus oder sind es doch immer Hybridkonstruktionen, weil man den massiven Kern zur Aussteifung braucht? „Ich glaube, es ist immer noch alles hybrid. Wir haben ein siebengeschossiges Holzhaus gebaut, das ist ein reiner Holzbau, das geht schon. Bei 80 m Höhe sieht das schon anders aus, da gibt es andere Anforderungen, auch von Seiten des Brandschutzes. Konstruktiv wäre das aber kein Problem, ohne massiven Kern zu bauen, vielleicht ist es sogar besser, es homogen aus einem Material herzustellen, um die Zwängungen zwischen zwei Materialien zu vermeiden. Mir wäre es sympathischer, wenn man es aus einem Material machen könnte. Man probiert derzeit aus, was das Material hergibt, das find´ ich in Ordnung. Ich versuche aber nur Dinge mit Holz zu machen, die dem Material gerecht werden und angemessen sind“. Ein spannendes „Patengespräch“ mit dem Ergebnis, dass wir Holz mit einer großen konstruktiven und ästhetischen Vielfalt zeigen. BF