Und eine Haltung

Charles Darwin und Babel? Also: Babl? Der schöne wie geheimnisvolle Titel soll wohl neugierig machen. Er hat es geschafft und uns die Möglichkeit gegeben, ein ganz besonderes Architekturbüro und seine Arbeiten kennenzulernen; in einem ganz besonders gemachten Buch, dessen Gestaltung allein schon – Satz, Papier(e), Druck, Lesebändchen – das nötige Gewicht hat, um Buchpreise abzuräumen.

Darwin stellte das Evolutionäre dem christlichen Schöpfungsmodell gegenüber, Marco Bakker und Alexandre Blanc vereinahmen es für ihren Arbeitsfortschritt, die Entwicklung ihrer Projekte. Wären sie nicht Architekten, sie wären Filmemacher geworden, so Roland Züger in seinem poetischen Essay zu Arbeit und Arbeitern in diesem Buch. Und tatsächlich kommt einem – zumindest in diesem Buch – der Blick auf die Umbauten, Neubauten, die Folies und Großbauten wie der Blick auf Filmstils vor. Die Fotos, Visuals, auch die fein gezeichneten Lagepläne scheinen sich gerade noch in Bewegung befunden zu haben und wer weiß, was passiert, schließt man das dickleibig mächtige Buch zwischendurch!

Die Architekten kommentieren in knappen Sätzen, die hier wie Haikus gesetzt sind, ihre Arbeiten. Die schwarzweißen Abbildungen zeigen meist grauen, diesigen Himmel. Das alles ist so sparsam und exakt auf die Seiten gebracht, dass man Angst haben muss, den Häusern einmal in Wirklichkeit zu begegnen: Sie werden diesen Ausdruck wohl nicht erreichen können.

Müssen sie auch nicht. Das Buch ist ein Werk über ein Werk, steht aber für sich. Und eine Haltung. Die scheint unerschütterlich schweizerisch. Wie von da aus noch mal ein Buch machen in den nächsten Jahren?! Wunderbar! Be. K.

Darwin‘s Theatre, BABL at Work.
Hrsg. v. Marco Bakker und Alexandre Blanc, mit ihren Texten und denen von Roland Züger und Tim Kammasch. Park Books, Zürich 2019, 612 S., 154 Farb- u.
428 sw-Abb. u. Pläne,77 €, ISBN 978-3-03860-130-2
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