Unterhaltsam
Haben wir nicht alle schon massenhaft Bücher über Fotografie gelesen? Gerade in der Architektur spielt das Foto eine zentrale Rolle, denn kaum sonst wo wird das Reale über Fotos in die Welt gesetzt. Und manchesmal ist es so, dass das Foto die eigentliche Wirklichkeit darstellt und nicht das Fotografierte (Villa Savoy, Einsteinturm, Bauhausschule Dessau, Fallingwater etc.). Die Digitalisierung der Fotografie hat diesen Mechanismus zu einem Ende geführt, denn nicht mehr das Abbild ist der Zweck sondern allein noch die schiere (Bilder)Kommunikation im nervigen Geplapper der Netzwerke.
Ausgerechnet bei einem Autoren, dessen berühmter Held Sherlock Holmes für rational messerscharf logisches Denken steht, ausgerechnet bei Arthur Conan Doyle lesen wir nun Texte, die sich auf das Sujet der Amateurfotografie beziehen. Tatsächlich beginnt Doyles literarisches Werk mit der Photografie und endet mit ihr. Am Beginn steht ein Zyklus von einem Dutzend Essays zur Amateurfotografie, am Ende zahlreiche Publikationen zur spiritistischen Photografie und zur Verteidigung vermeintlicher Elfenaufnahmen.
Diese Texte liegen nun sämtlich in deutscher Übersetzung vor. Sehr literarisch sind sie und unglaublich unterhaltsam. Sämtlich zeugen sie vom Abenteuer der Amateurfotografie ganz am Anfang, als das Fotografieren noch Schwerstarbeit war, gesundheitsschädlich und immer: abenteuerlich überraschend im Ergebnis.
Mit den Texten wird das, was heute kurz vor dem Weißen (Bilder)Rauschen steht, eine Momentaufnahme aus einem langsamen und kurz gelebten Leben; aus heutiger Sicht. Was den Autoren Doyle an der Fotografie interessierte war ganz sicher ihr vor über hundert Jahren noch vorhandenes mythisches Moment, das heutiger Fotografie so gänzlich verloren gegangen ist; oder mit Hilfe aufwändiger Pixelschieberprogramme in der Postproduktion nacherfunden wird.
Wie sähen Häuser von Peter Zumthor, Zaha Hadid oder Peter Eisenman aus, würden sie mittels einzelner Gelatine-Trockenplatten für die Zukunft eingefroren? Die Erkundungsreisen in die vorvordigitalen Fotozeiten sind deshalb hilfreich, weil man an ihrem Ende zu verstehen glaubt, wieso es heute gar nicht mehr um das eine Bild geht, das möglicherweise gelungen ist, sondern darum, diese Unwägbarkeit des Richtigen im Dauerfeuer der Hochleistungsfotoindustrie zu eleminieren. Und weil die Schilderung dieser Reisen so unterhaltsam gemacht sind, muss man sie einfach lesen. Danach auf die Hochglanzbilder schauen in den Büchern, den Zeitschriften ... Be. K: