Wackelkandidat


Duisburg hatte in jüngster Vergangenheit nicht wenige Negativschlagzeilen zu verbuchen, die vorletzte in Sachen Architektur war die zur Kostenexplosion auf der Baustelle des neuen Landesarchivs am Hafen (Arch.: Ortner & Ortner Baukunst, Berlin/Wien). Weniger spektakulär kommt jetzt ein weiterer Skandal hinzu, ebenfalls am Ufer des ehemals größten Binnenhafens Europas. Hier sollte, an der Vorzeigemeile des Strukturwandels, der mit Hilfe eines Masterplans von Norman Foster aus dem Jahre 1991 Vorzeigearchitektur produzieren sollte (und bereits tat) ein Erweiterungsbau des privaten Museums Küppersmühle im Kulturhauptstadt Ruhr Jahr eröffnet werden; 2010 war das. Wie schon der Umbau der Küppersmühle von dem Basler Büro Herzog & de Meuron verantwortet wurde, wird auch die Erweiterung von den Schweizern geplant und baulich begleitet. Der Entwurf, dessen Realisierung zur Zeit ruht, stammt offensichtlich aus der Phase der Stapelplanun­gen von H&deM, in welcher entweder auf einem Sockel aufgebaut wird oder serielle Elemente zu einem größeren Ganzen gefügt werden.

In Duisburg ist es ein überdimensionier­ter (Kunst)Container, der auf einer Gruppe leerstehender Hochsilos ins Gleichgewicht gebracht wird. Er soll 22 neue Räume mit rund 2 000 m² Ausstellungsfläche bieten.

Doch jetzt das. Schon im vergangenen Jahr wurde der für November geplante Hub-Vorgang der Stahl-Konstruktion verschoben, damals ging die städtische Wohnungsbaugesellschaft und der Bauherr des Projektes, die GEBAG, noch von einer Fertigstellung in 2011 aus. Doch das Containergerüst ist nicht hubfähig, es weist bauliche und konstruktive Mängel auf; das ausführende Unternehmen hat Insolvenz angemeldet. Die GEBAG muss jetzt die unvorhergesehenen Mehrkosten der Sanierung tragen. Aktuell werden von einer Unternehmensberatung sowie einer Rechtsanwalts- und Steuerberaterkanzlei BB Sozietät die Gründe der Kostensteigerung über ein Gutachten geklärt wie auch, in wie weit die Mehrkosten aufzufangen sind Die beteiligten Kreditinstitute haben bereits erklärt, weiter zur Neugestaltung Küppersmühle zu stehen; koste sie was sie wolle. Be. K.


www.museum-kueppersmuehle.de

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