Weniger Diesel. Und mehr Pflanzen

Die hohe Luftverschmutzung in deutschen Großstädten ist aktuell Dauerthema in den Medien. Und aktuell prüft die EU Kommission, so die Pressestelle des BuVEG – Bundesverband energie­effiziente Gebäudehülle, Deutschland zu verklagen. Weil in 28 Luftqualitätsgebieten die Stickstoffkonzentration dauerhaft überschritten wird.

Neben politisch motivierten und kaum durchsetzbaren Fahrverboten für Dieselfahrzeuge – warum nicht auch Benziner?! – gibt es aber auch andere, durchaus praktikable Methoden, verschmutzte Stadtluft zu reinigen. So können nach einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik IBP aktive Fassaden und Straßenbeläge sowie Moose und Gräser eine Luftqualitätsverbesserung leisten. Für die auch notwendige Kühlung der Städte sollen reflektierende Farben und Verdunstungseffekte sorgen. Allerdings berücksichtigen aktuelle Bebauungspläne die vorhandenen Technologien bisher kaum.

Laut Studie könnten insbesondere Farben und Straßenbeläge die gesundheitsschädlichen Stickoxide durch Sonneneinstrahlung in Nitrate verwandeln. Solche aktiven Oberflächen nutzen Photokatalyse. Unter Laborbedingungen wurden hier schon vielversprechende Ergebnisse erzielt, eine Übertragung auf den Stadtraum ist in den kommenden Jahren noch nicht zu erwarten. Wirkungsvoll sind laut Studie auch Moose und Gräser. In Modellierungen einer Studie aus dem Jahr 2012 konnten durch großflächig begrünte Wände in Straßenschluchten bis zu 15 % der Stickoxide gefiltert werden. Bei geringen Windgeschwindigkeiten sind sogar Minderungen von bis zu 40 % nachgewiesen.

In der Fraunhofer Studie „Potentiale von Gebäudehüllen zur Reduzierung der Hitzeentwicklung und der Verbesserung der Luftqualität im urbanen Kontext“, die im Auftrag des BuVEG angefertigt wurde, wird ebenfalls untersucht, inwieweit die Stadtoberfläche die Stadt selbst vor Überhitzung schützen kann. Laut Studie gelingt das durch zwei Methoden: reflektierende „Cool Colours“ und die Verdunstung von Wasser. „Cool Colours“ sind bereits in einigen Bundestaaten der USA für bestimmte Gebäude vorgeschrieben. Kühlung entsteht auch durch die Verdunstung von Wasserflächen auf Dächern. Auch Fassadensysteme (aus wasserspeichern­den Vormauersteinen) können einen Beitrag leisten.

Mitglieder des beauftragenden BuVEG sind BASF, FMI Fachverband Mineralwolleindustrie, Industrieverband Hartschaum (IVH), IVPU – Industrieverband Polyurethan-Hartschaum, Knauf Insulation, Deutsche Rockwool, Saint Gobain Isover, Schüco, Sto, Schlagmann Poroton, URSA und Velux.

x

Thematisch passende Artikel:

Die Medien der Metapolis

Internationale Fachtagung vom 24. bis 26. Mai 2012, Weimar

Die Wissens- und Informationsrevolution der letzten Jahre hat das Leben in den Städten erheblich verändert. Insbesondere die Nutzung der neuen Medien bietet vielen Menschen neue Möglichkeiten, sich...

mehr

Renaissance der Städte

Großstädte ziehen immer mehr Einwohner an

Die deutschen Großstädte sind beliebt. Insgesamt verzeichneten die zehn am stärksten wachsenden Großstädte zwischen 2002 und 2009 ein Plus von rund 350 000 Einwohnern. Besonders kräftig wuchsen...

mehr
Ausgabe 01/2017

HOAI: Verklagt die EU-Kommission Deutschland?

Wie großartig das klingt: „Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI)“! Seit 1871, also seit dem Gründungsjahr des Deutschen Kaiserreichs, gibt es die HOAI als damals noch private...

mehr

Urbanes Leben – lebenswerte Städte

Symposium am 9. November 2010, Essen

Mehr als die Hälfte der Menschheit lebt aktuell in Städten. Tendenz: steigend. Parallel dazu erlebt unsere Gesellschaft einen demografischen Wandel, der die Ansprüche, Erwartungen und Bedürfnisse...

mehr