Werkstattverfahren zur Neuordnung der Museen am Kölner Dom
Markante Einzelgebäude oder ein vernetzter Kulturkomplex – wie erneuert Köln seine renommierten, aber sanierungsbedürftigen Museen am Kölner Dom zu einem international beachteten Kulturquartier mit einer zukunftsweisenden Ausstellungspraxis? Die Umgebung der UNESCO-Weltkulturerbestätte prägen bedeutende Kulturinstitutionen wie das Römisch-Germanische Museum (1974), das Museum Ludwig und die Kölner Philharmonie (1986). Das zweitstufige Werkstattverfahren „Historische Mitte Kölns“ stellt die Erweiterung dieses Ensembles durch den Neubau des Kölnischen Stadtmuseums zur Diskussion. Die vom Stadtrat beschlossene Sanierung des Römisch-Germanischen Museums (RGM) wie auch der geplante Doppelabriss des maroden RGM-Verwaltungsgebäudes und des Kurienhauses der Hohen Domkirche zu Köln am Roncalliplatz ermöglichen eine Neuordnung des Kulturquartiers.
13 Architekturbüros eingeladen
Am 19. Dezember 2014 präsentierten dreizehn eingeladene Architekturbüros die Ergebnisse der zweiten Planungswerkstatt mit vielen Bezügen zum historischen Kontext. Schaller/Theodor Architekten (Köln) thematisieren in ihrer Konzeption die Sichtbeziehungen zur Altstadt, die auch die Entwürfe von Peter Böhm (Köln), Peter Kulka (Köln), Kaspar Kraemer (Köln) und Meck Architekten (München) in ein Kurienhaus am Roncalliplatz und in ein Stadtmuseum mit RGM-Verwaltungsräumen gliedern. Mit einem markanten Riegel schließen Staab Architekten (Berlin) und Lederer Ragnarsdóttir Oei (Stuttgart) den Roncalliplatz zur Altstadt ab. Durch Torbögen hindurch kreuzt die „Via Culturalis“ – eine Kulturmeile zwischen Dom und Sankt Maria im Kapitol – die langgestreckten Gebäude. Im Gegensatz dazu bewahren Schilling Architekten (Köln), Van den Valentyn (Köln), Caruso St. John Architects (London) und Carmody Groarke (London) die fließende räumliche Beziehung des Roncalliplatzes mit der Altstadt und konzentrieren das Raumprogramm in kompakten, mehrgliedrigen Baukörpern am tiefer gelegenen Kurt-Hackenberg-Platz. Sichtbeziehungen zur aufstrebenden Kathedrale und Treppenaufgänge werten diesen Platz als neuen Treffpunkt der Kreativwirtschaft und Kulturszene auf, der bisher als Hinterhof der Domumgebung galt.
10 000 Besucher täglich
Das Auswahlgremium unter der Leitung von Peter Zlonicky und der Stadtbaudezernent Franz-Josef Höing kommentierten mit einem 10-Punkte-Papier die Entwürfe und kündigten einen internationalen Wettbewerb für den Sommer 2015 an. Die Werkstattergebnisse weisen auf die Entwicklungsmöglichkeiten der Domumgebung für die 10 000 Besucher hin, die täglich das Weltkulturerbe besichtigen und zukünftig das erweiterte Kulturquartier nutzen. Die städtebauliche Analyse von Van den Valentyn Architekten dokumentiert den Maßstabssprung zwischen Altstadt und Großstrukturen mit Solitärbauten am Kurt-Hackenberg-Platz. Viele Entwürfe des Verfahrens empfehlen räumliche Verbindungen zwischen den Institutionen für mehr Synergien in einer effizienteren Bewirtschaftung.
Provokanter Abriss
Der Entwurf von Allmann Sattler Wappner Architekten drängt mit dem provokanten Abriss des RGM, die Betrachtung auf alle Institutionen an der südlichen Domplatte (1974) zu erweitern. Das Münchner Architekturbüro realisiert seit 2011 die Neuordnung der Erschließung an der Trankgasse und öffnet die archäologischen Ausgrabungsstätten unterhalb der Domplatte in einem „Straßenmuseum“. Die Architekten weisen mit ihrem Projekt auf den Sanierungsbedarf nicht nur des RGM, sondern auch des Museum Ludwigs im Bereich der Eingangshalle, des Kinos sowie der bedeutenden Kunst- und Museumsbibliothek hin, die vereint mit den Studiensälen des Kurienhauses und des RGM eine weitere bedeutende Institution ist, in der Kultur nicht nur präsentiert, sondern in einer Werkstattatmosphäre auch erarbeitet und wissenschaftlich reflektiert wird.
Die viel geschmähte Domplatte führt Christian Kerez (Zürich) in einem Sockel fort, in dem große Teile des Raumprogramms untergebracht werden. Unterirdisch vernetzt wirken das Kurienhaus und das Kölnische Stadtmuseum mit eleganten Baukörpern leichtfüßig in diesem so dichtbebauten Ensemble am Roncalliplatz. Durch die Vernetzung der Institutionen rund um den Kurt-Hackenberg-Platz entsteht ein konzeptioneller Freiraum für den geplanten internationalen Wettbewerb, der nach einem zukunftsfähigen Museumskonzept im Weltkultureberareal fragt und vielfältige Synergien rund um die Hohe Domkirche zu Köln erwarten lässt. Bettina Schürkamp, Köln