Wie Ikonen Architektur voranbringen und was Kritiker verstehen sollten
Patrik Schumacher, Direktor bei Zaha Hadid Architects, ist bei Facebook und hat 3 500 Abonnenten. Was immer das heißt. Seine Chefin, Zaha Hadid, hat beim gleichen Soziale Medien Anbieter demnächst eine halbe Million Likes. Was immer das heißt.
Zaha Hadid Architects, London, stehen für eine ikonografische Architektur. Und für ein Architektenjetset, das es spielend in alle wichtigen Livestylemagazine der Welt schafft. Und natürlich immer wieder in die Fachpresse, hier allerdings auch einmal mit kritischem Blick. Der, das sei vermutet, manchmal aus einer Haltung resultiert, die einer Übersättigung von schönen, eben ikonografisch relevanten Bildern entspringt. Und weil Büros wie das angesprochene weltweit tätig sind und dabei häufig im Scheinwerferlicht aller möglicher Medien stehen, kommt es schon mal zu Beiträgen, die die Verantwortung des Architekten für das Leben von Bauarbeitern auf ihren Baustellen hinterfragen. Zuletzt – wir haben darüber in DBZ 10|2014 berichtet – musste sich Zaha Hadid von einem Kritiker die Frage gefallen lassen, was sie denn tue für die Bauarbeiter auf ihrer Baustelle Al-Wakrah, einem WM-Stadion, das sie für die Fußballweltmeisterschaft in Katar 2022 entworfen hat. Hadid reagierte verärgert, drohte mit Klage. Der Kritiker entschuldigte sich, sein Text kursiert jetzt nur noch bei den Anbietern sozialer Netzwerke im Internet.
Und dort hat nun Patrik Schumacher einen längeren Text zur Verteidigung der Architekturspitze gegenüber deren Kritikern verfasst. Ihre Verleumdung von Architekturikonen und Architekturstars sei gleichermaßen oberflächlich und ignorant. Die Kritiker sollten, so Schumacher, weniger die Ikone und ihre Schöpfer mit Füßen treten, als vielmehr ihre Rolle als Mittler zwischen den (Fach-)Welten wahrnehmen. Und schlicht das Grundsätzliche in der Architektur vermitteln. Und hier, so unterstellt Schumacher der Kritik, habe sie versagt. Denn das Gerede über Ikonografie und Architektur, über Stars und Sternchen haben erst die Kritiker und die Massenmedien in den Diskurs eingebracht, nicht die Architekten. Bei diesen, so Schumacher, spiele das Ikonische der Architektur gar keine Rolle. Die Behauptung, Architektur könne ausschließlich ikonografischen Wert haben, diene lediglich dazu, die Sprachlosigkeit gegenüber dem radikalen und innovativen Design zu überdecken. Denn das sei einem großen Publikum schlicht nicht zu vermitteln.
Und dann spricht er für das Büro, das, so Schumacher nachdrücklich, niemals nur eine Ikone schaffen wolle, sondern immer auf den Ort mit all seinen Begebenheiten reflektiere. Allerdings würden die Bauten von Hadid zu Ikonen, kurzfristig. Und zwar so lange, bis „unsere Methoden und unsere Handschrift sich noch weiter öffnen“. Aha. Be. K.