„Wir beschäftigen uns mit dem Wohnungsbau in unserem Büro sehr intensiv“, so Carsten Venus, blauraum Architekten, Hamburg, als wir uns zu dem so genannten „Patengespräch“ in Hamburg trafen. Und weiter:
„Vorangestellt sei, dass das, was einen beruflich beschäftigt, aus der Leidenschaft kommt, aus der Neugier und der Erfahrung heraus. Ich habe mich mehr und mehr substanziell mit dem Thema Wohnungsbau auseinander gesetzt. Das eine ist natürlich das Geschäft, das für das Büro wichtig ist. Ich habe zudem ein Forschungsprojekt zum Wohnungsbau begleitet, ein zweites steht derzeit an. Es ist mir wichtig, in verschiedenen Gremien und Verbänden, an Unis oder Forschungsvorhaben aktiv mitzuwirken, um auch bestimmte Themen zu platzieren. Wenngleich der Einfluss des Architekten begrenzt ist, auch wenn das allgemein anders gesehen wird. Was wir bei allem berücksichtigen müssen ist die Frage, wie gehen wir mit Bausubstanz um, wie gehen wir mit unserem Bedarf um, der ja im jeweiligen Zyklus der Jahrzehnte mal so oder so ist? Also, wie flexibel können wir unsere europäisch gebaute Stadt der gesellschaftlichen Entwicklung anpassen, um das wieder mehr auf die Seite der Akteure zu ziehen und nicht auf die Seite des Kapitalmarktes. Die IBA in Hamburg hatte wunderbare und grandiose Ansätze für den Wohnungsbau. Aber kaum ist sie abgeschlossen, sind wir wieder im klassischen Immobilienmarkt angekommen. Gerade in den Großstädten geht es nur noch um die Produktion von Wohnfläche. Wenn es uns nicht schnell gelingt, im freifinanzierten Wohnungsbau bezahlbare Wohnungen gerade für die Einkommensschwachen zu erstellen, werden wir ein gesellschaftliches Problem haben. Geförderter Wohnungsbau ist und bleibt wichtig.
Für uns als Büro ist es wichtig, dass wir mit einer Haltung zur Architektur stehen und als solche wahrgenommen werden. Wir haben uns als Büro auf den freifinanzierten Wohnungsbau festgelegt und möchten dabei nicht die Einkommenssituation der Bewohner unterscheiden. Unter Berücksichtigung ganz vieler Parameter ist unser Fokus so festgelegt, dass wir Wohnungsbau mit 1 500 € pro m² brutto in den Kostengruppen 3 und 4 entwickeln. Man kann sagen: Das ist in Cuxhaven ambitioniert, in Hamburg oder Frankfurt nicht machbar. Beides stimmt nicht. Denn alle Baumaterialien kosten immer und überall das gleiche, auch die Handwerksleistung. Das ist für uns eine Zielformulierung. Wir verstehen es als Architekten so, dass wir Lösungen erarbeiten müssen, die jenseits der Kostenoptimierung durch Reduktion liegt. Bauen muss man aus meiner Sicht neu denken. Dafür braucht man ambitionierte Akteure, mit denen dann auch andere Qualitäten erstellt werden, als wir es derzeit tun“.
Carsten Venus‘ Standpunkt zum Wohnungsbau finden Sie auf Seite 22, die Projekte zum Thema auf den Seiten 24ff. BF