Zukunft Bau
Im Gespräch mit dem Staatssekretär im BMVBS, Rainer Bomba, www.bmvbs.de, www.forschungsinitiative.de
Auf der bautec in Berlin wurden die Top-Themen der Branche: Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Klimaschutz in den Vordergrund gerückt. Zu diesen Themen führte die Kollegin Christina Langer, BundesBauBlatt, vor Ort ein Interview mit Staatssekretär Rainer Bomba.
Das Konzept wird seit März für ein Jahr durch eine Familie im Alltag getestet. Das Einfamilienhaus produziert mehr Energie als es verbraucht. Dieser Strom soll direkt vor Ort Elektrofahrzeuge speisen oder dem öffentlichen Stromnetz bzw. der 40 kW Lithium Ionen Hausbatterie zugeführt werden. An diesem bewohnbaren Prototyp wird demonstriert, wie energieeffizientes Bauen und Elektromobilität im Alltag verbunden werden können.
Erwarten Sie ähnliche Energiewerte wie bei dem Wohnhaus, das von Univ.-Prof Dr.-Ing. M. Norbert Fisch geplant und gebaut wurde?
Wir streben vergleichbare Ergebnisse an. Ich hoffe, dass wir sogar bessere Werte erzielen können.
Welche technische Entwicklung liegt Ihnen zurzeit besonders am Herzen?
Die Entwicklungen im Bereich des Nachhaltigen Bauens. Das BMVBS Effizienzhaus Plus, das einer Nachhaltigkeitsbewertung gemäß der deutschen Zertifizierungssystematik nach BNB unterzogen wird, geht hier in vorbildlicher Weise voran. Bereits bei der Planung wurden beispielsweise Umweltwirkungen des Hauses betrachtet. Überdies zählt die Rezyklierbarkeit aller zum Bau des Hauses verwendeten Materialen zu den Besonderheiten.
In diesem Zusammenhang möchte ich auch darauf hinweisen, dass mir der Einsatz erneuerbarer Energien im Baubereich besonders am Herzen liegt. Neben der Energiegewinnung durch Photovoltaik liegen meines Erachtens weitere große Potentiale im Bereich der Geothermie, die eine weitere bedeutende erneuerbare Energiequelle darstellt. Ihr Einsatz beim Modellvorhaben wurde auf Grund der temporären Standzeit des Gebäudes nicht verwirklicht.
Das BMVBS setzt mit seiner Forschungsinitiative „Zukunft Bau“ gezielt Impulse zur Weiterentwicklung der Baubranche. Wie ist die Entwicklung in diesem Bereich?
Die bauangewandte Bauforschung des BMVBS unterstützt die Innovationsausrichtung der Baubranche mit Schwerpunktthemen wie Energie- und Ressourceneffizienz, Demographischer Wandel, Gebäudesanierung, Einsatz Erneuerbarer Energien im Gebäudebereich, Nachhaltigkeit im Bauwesen, die der Koalitionsvertrag fordert. Mitte 2011 wurde ein Förderprogramm für Modellhäuser aufgelegt, die als „Effizienzhäuser Plus“ bezeichnet werden. Dafür standen zunächst im Jahr 2011 rund 1,2 Millionen Euro bereit. Diese Förderung wird in 2012 weitergeführt.
Im März zog eine Testfamilie für 15 Monate in das Effizienzhaus Plus in Berlin. Warum diese und welche Aufgaben wird sie haben?
Für den Realtest des BMVBS-Effizienzhauses-Plus wurde im Herbst 2011 mit einem öffentlichen Aufruf eine 4-köpfige Familie aus Berlin/Brandenburg gesucht und im Dezember 2011 ausgewählt. Eine besondere Vorbildung wurde nicht erwartet. Allerdings wurde vom BMVBS bei den Bewerbern sowohl ein Interesse am Einsatz neuer Technik als auch an Fragen der Energieeffizienz vorausgesetzt und darüber hinaus die Bereitschaft, alle zur Verfügung gestellten Elektrofahrzeuge regelmäßig zu bewegen, z. B. für den Weg zur Arbeitsstelle. Der Familie wurde vermittelt, dass sie für 15 Monate an einem wissenschaftlichen Forschungsprojekt beteiligt sein und teilweise auch im Licht der Öffentlichkeit stehen wird. Die Familienmitglieder sollen im gesamten Testzeitraum dennoch ein weitgehend normales Leben führen. Deshalb wurde darauf geachtet, dass z. B. auch die vertrauten Kindergärten und Schulen weiterhin besucht werden können. Die Verbrauchsdaten der Familie wie Wasser- und Stromverbrauch werden durchgehend erhoben und wissenschaftlich ausgewertet.
An der Familienauswahl war das Berliner Institut für Sozialforschung beteiligt, das den Bewohnern auch in den kommenden 15 Monaten mit zur Seite stehen wird.
Wie lange wird es noch dauern, bis sich der Gebäudetyp „Effizienzhaus Plus“ als Wohngebäude etabliert?
Mit dem Effizienzhaus Plus des BMVBS wird eine neue Gebäudegeneration beispielgebend eingeführt. In Ergänzung zu diesem Modellgebäude hat sich bereits ein Netzwerk weiterer Effizienzhäuser Plus gebildet, das stetig wächst. Somit besteht die berechtigte Hoffnung auf eine schnelle Marktdurchdringung dieses innovativen Gebäudetyps.
Immer noch ist die Speicherung der erzeugten Energie das größte Problem …?!
Wesentlicher Bestandteil des Effizienzhauses Plus ist die Hausbatterie, die aus regenerativen Energiequellen gespeist wird. Als Pufferspeicher wird sie die Energie zeitversetzt bereit stellen, d. h. dann, wenn sie gebraucht wird. Hier erhoffen wir uns auch aus der begleitenden Forschung zur Hausbatterie sowie zu einem intelligenten Energiemanagement besondere Impulse.