Zur Vorbereitung

Ein paar Jahre hat die Publikation schon auf dem Buckel, dennoch ist ihr Inhalt zeitlos und, aus Blick des Rezensenten, gerade höchst aktuell. Denn das ehemalige Wohn- und Empfangsgebäude des Bundeskanzlers in Bonn, vulgo „Kanzlerbungalow“, ist noch bis Mitte November 2014 (und sicherlich dar­über hinaus) Protagonist der international vielleicht wichtigsten Architekturschau: der Architekturbiennale in Venedig. Dort nämlich wird der Bungalow im deutschen Pavillon als 1:1 Replik in Ausschnitten präsentiert.

Hier, zwischen den Buchdeckeln, wird seiner Entstehungsgeschichte einerseits wie der Einordnung des Bungalowtypus ins Internationale andererseits nachgeforscht. Insbesondere von Interesse ist dabei die durchaus kontroverse Aufnahme des auf Initiative Ludwig Erhards entstandenen Bun­galows, der 1963/64 nach Plänen von Sep Ruf im Kanzlergarten in Bonn fertiggestellt wurde und
damit seinen allerdings kaum sichtbaren Auftritt hatte. Nahe dem Rheinufer im Park des Palais Schaumburg gelegen, blieb das Gebäude den
Blicken der Öffentlichkeit entzogen. Einerseits.
Andererseits diente der Bau, der die Funktionen staatlicher Repräsentation mit denen einer privaten Wohnung verband, zunehmend als Hintergrundkulisse für staatsmännisches Auftreten zahlreicher Regierungschefs im Fernsehen.

Die Kontroverse seiner damaligen Rezeption entzündete sich an der Frage, ob eine solche Architektur überhaupt staatstragend wirken könnte oder nicht im Gegenteil zu privat erscheine. Nachgegangen wird auch der Frage, inwieweit us-amerikanische Einflüsse auf die Gestaltwerdung des Bungalows gewirkt haben. Ein wesentlicher Aspekt, dessen für das Werden der jungen Republik zentrale Stellung in der schmalen Publikation naturgemäß zu kurz kommen muss.

Zahlreiche zeitgenössische Fotografien, ein Lageplan/Grundriss sowie Verweise in die Sekundärliteratur erlauben tiefere Einblicke. Die allerdings dann auch Appetit machen auf eine umfassende Darstellung der unterschiedlichen Inbesitznahmen durch die Kanzler und Kanzler(ehe)frauen, die alle auf ganz eigene Weise mit der Architektur gelebt haben; teils auch heftig gegen sie.

Und leider wird auch nicht klar ob und welche Farbfotos den Bauzustand zeigen, den die in 2009 vorgenomme umfassende Sanierung ergab. Als Vorbereitung auf ein Wiedersehen, sei es in Bonn oder in Venedig, ist dieser Band jedoch wenigstens zu empfehlen. Be. K.

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