Der Bergpfad ruft. Flakbunker in Hamburg
Als Ronny Erfurt im September 2021 exakt 58 m über dem Asphalt, hoch oben auf dem zukünftigen, öffentlich zugänglichen Dachgarten des Bunker St. Pauli auf Nachfrage dann mit einem Eröffnungstermin herausrückte, war ich überrascht: Der Rohbau sollte ein halbes Jahr nach dem Gespräch damals, also im Frühjahr 2022, übergeben werden. Ronny Erfurt, Leiter des Gesamtprojekts und geschäftsführender Gesellschafter bei der Ingenieur- und Planungsgesellschaft Phase 10 aus Freiberg, hatte diesen Termin noch einmal nach vorne gezogen, offenbar wollte er Optimismus verbreiten.
Nun wächst das Projekt zwar nicht wie geplant, doch es wächst und für eine Teileröffnung könnte es im Frühjahr 2024 so weit sein. Dann wird man am und auf dem ehemaligen Flakturm am Heiligengeistfeld an 4 700 Gehölzen und 16 000 Stauden vorbei über etwa 10 000 m² Grün- und Gemeinschaftsflächen spazieren können, die jahreszeitbedingt nicht ganz so grün sein werden, wie die Visuals aktuell versprechen.
Zu diesem Gang im Grünen werden die einen direkt aus dem Fahrstuhl starten, die anderen über den sogenannten „Bergpfad“, eine sich um den Betonklotz windende Stahlkonstruktion, wesentlicher Teil der „Erlebniswelt des Grünen Bunker St. Pauli“ (Bauherr). Die rund 422 t schwere und 5 m breite Treppe startet ebenerdig auf der Nordseite des Bunkers und liegt auf 24 Stahltragarmen. Der Pfadbelag wird von 20 cm dicken Spannbetonplatten mit einem 24 cm hohen Aufbau gebildet. Auf diesem liegt das Substrat für die Bepflanzung.
Untergebracht im Bunker sind neben den schon lange dort etablierten Musikstudios ein Hotel mit 134 Zimmern (das erste „Reverb by Hard Rock“ in Europa), eine Sporthalle, die für Schulsport (aus einer Schule in der Nachbarschaft) und Veranstaltungen ausgelegt ist. Dass dieser Inhalt demnächst an dem recht öden, weil pflanzenarmem, weitem Platz mitten in Hamburg eine grüne Hülle hat, ist natürlich dem Marketing geschuldet, aber auch eine ernstgemeinte Stadtklimaverbesserungsaktion. Um die Effekte der Begrünung wissenschaftlich zu belegen, installieren Klimaexperten der TU Berlin in der Aufstockung Sensoren. Fünf Jahre lang werden Daten auswertet, die Hinweise geben können auf die (hoffentlich positiven) Klimaeffekte auf Gebäude und Mikroklima im Viertel.
Frühjahr oder doch erst im Sommer 2024, wenn das Grün so richtig grün ist? Nach all der Planungs- und Bauzeit können wir das noch abwarten. Und dann den ersten Kaffee im Café nehmen, mit fantastischem Ausblick auf die Stadt und ihre Möglichkeiten! Be. K.