Der provozierte Zufall
DBZ Heftpartner Telluride Architektur, München, Joel Hahn, Hubert Juranek
DBZ Heftpartner Joel Hahn, Hubert Juranek, Telluride Architektur, Düsseldorf, Berlin, München
Foto: Halil-Ibrahim Köse
Innovationen sind keine Zufälle. Sie sind das Ergebnis bewusster Entscheidung und gezielter Gestaltung. Dennoch ist es unbestreitbar, dass bei den revolutionärsten Entdeckungen unserer Zeit der Zufall als entscheidender Faktor hinzukam. Die Aufgabe von Architektinnen und Architekten für Forschungs- und Institutsbauten geht daher weit über das Errichten von Funktionsgebäuden hinaus. Wir gestalten Umgebungen, in denen ein Momentum entstehen kann. Es ist der Austausch zwischen Menschen, der den Nährboden für kreative Lösungen bietet. Insbesondere in einer digitalisierten Arbeitswelt wird die Bedeutung von Orten der physischen Interaktion immer wichtiger. Es gilt, Strukturen zu schaffen oder sie auch ganz bewusst nicht zu schaffen, damit Begegnungen, Emotionen und Zufälle herausgefordert werden. So fördern und inspirieren wir als Architektinnen und Architekten den Forschungsprozess und machen Unplanbarkeit ein Stück planbarer.
Die Arbeitsweise unseres Teams beruht auf einem gemeinschaftlichen Prozess mit klaren Verantwortlichkeiten. Wir nutzen die individuellen Kompetenzen, um Ideen zu entwerfen, zu entwickeln und schließlich zu selektieren. Unsere Vision, der Kernimpuls eines jeden Projekts, ist damit das Ergebnis kollektiver Intelligenz. Das ist nicht nur zeitgemäß und effizient, es orientiert sich auch an dem, was in den von uns entwickelten Wissenswelten praktiziert wird. Im Vordergrund steht dabei natürlich immer der jeweilige wissenschaftliche, medizinische oder institutionelle Zweck.
Ein biologisches Forschungsinstitut mit anspruchsvollen Laborstrukturen stellt andere Anforderungen an den Entwurf als ein KI-Hub für Cybersicherheit. Unsere Gebäude schaffen einen gesellschaftlichen Mehrwert. Daher sehen wir unseren Auftrag auch darin, für und mit den Nutzern und Bauherren ihre spezifischen Arbeitsformen zu entdecken. Wir bieten ihnen die dafür passenden räumlichen Lösungen und eine angemessene sowie ausdrucksstarke Architektursprache an.
Im Bereich Forschungs- und Institutsbauten haben wir häufig das Glück, auf Bauherrn zu treffen, die als Forscher per se eine visionäre und aufgeschlossene Denkweise verinnerlicht haben. Entsprechend fruchtbar ist der beratende Austausch und entsprechend offen werden Vorschläge für eine innovative
Herangehensweise aufgenommen. Dabei hilft uns die Evidenz: Anhand unseres Portfolios können wir belegen, wie maßgeschneiderte Raumangebote den interdisziplinären Austausch zwischen Forschern und Nutzern sinnvoll und gewinnbringend fördern. Neben dem Thema Kommunikation kommt der Flexibilität bei Forschungs- und Institutsbauten ein besonderer Stellenwert zu. Die Herausforderung besteht darin, dass wir über den Forschungsbedarf in zehn bis fünfzehn Jahren nur spekulieren können. Um eine langfristige Nutzung zu ermöglichen, muss ein Gebäude diesem Bedarf jedoch schon heute gerecht werden. Flexibilität muss daher gemeinsam mit Nachhaltigkeit gedacht werden: Das Wissen, das heute über nachhaltige Baumaterialien besteht, kommt ebenso zur Anwendung wie die entsprechenden Optimierungswerkzeuge, beispielsweise ein von uns entwickeltes Tool zur CO₂-Bepreisung. Darüber hinaus müssen die Gebäudestrukturen so flexibel realisiert werden, dass sie auch bei sich verändernden Nutzungsformen ihre Gültigkeit bewahren.
Ein Blick in die Zukunft: Wir spüren heute einen Wandel hin zu mehr privaten Investitionen und neuen öffentlichen Förderstrukturen, auch zu Joint Ventures. Das Interesse am Wissenschaftsstandort Deutschland ist hoch und die enormen Leistungen, die hier im Bereich Grundlagenforschung erbracht werden, sprechen für sich. Der nächste Schritt ist, Strukturen zu schaffen, in denen die Weiterentwicklung des Know-hows im Land vorangetrieben wird. Mit Innovationshubs und Anwenderzentren, wie wir sie beim Center for Energy and Environmental Chemistry mit Anwendungszentrum, CEEC AWZ in Jena realisiert haben, kommen wir diesem Ziel näher. Gebäude für Forschung, Medizin oder Lehre sind ein Schlüssel zur Förderung von gesellschaftlichem Wohlergehen und Wohlstand. Wenn der Wissensdrang keine Heimat findet, verliert die Gesellschaft. Wir als Architektinnen und Architekten sind sehr stolz darauf, unseren Beitrag zur Schaffung solcher Heimatstätten der Innovation zu leisten.
Heftpartner
Joel Hahn und Hubert Juranek sind Teil der elfköpfigen Unternehmensleitung von Telluride Architektur, einem internationalen Team von ca. 150 Architekten mit über 60 Jahren Erfahrung. Von den Standorten in Berlin, Düsseldorf und München aus entwerfen, planen, bauen und beraten sie im Team für Menschen und Institutionen in ganz Europa. Der Schwerpunkt ihrer architektonischen Arbeit liegt auf innovativen Bildungs-, Arbeits-, Forschungs- und Gesundheitswelten. Intelligente und nachhaltige Gebäude, ein ressourcenschonender Workflow sowie gleichermaßen zufriedene Projektbeteiligte machen den Erfolg von Telluride Architektur aus.
Die Unternehmensführung von Telluride Architektur besteht aus fünf geschäftsführenden Gesellschaftern und sechs Partnern. Diese sind: Antje Feiter, Rüdiger Haasis, Joel Hahn, Hubert Juranek und Johannes Kresimon (geschäftsführende Gesellschafter) sowie Maren Kreft, Kristian Lehmann, Stefani Mai, Sarai Metten, Sonja Millauer und Daniel Resch (Partner).