Echtes Kreislaufwirtschaften
Metallbau Lenderoth in Bremen hatte – und hat noch – etwas zu feiern: ihr Pionierprojekt für „echte Kreislaufwirtschaft“. So jedenfalls übertitelte das Familienunternehmen für Glasfassaden- und Metallbau seine kleine Feier, zu der ins Gewerbegebiet im Norden Bremens eingeladen war. Dass mit dem Eigner und Geschäftsführer Christophe Lenderoth auch der VP Commercial North Europe Hydro Building Systems Wicona, Ralf Seufert, sowie der CEO – Saint-Gobain Glass Deutschland, Pascal Decker, mit dabei waren, zeigt, dass die Feier im kleinen Kreis ein Event markierte, das deutlich über Bremen hinausweist; wofür dann zudem noch die Anwesenheit der Staatsministerin für Bund-Länder-Beziehungen und nachhaltige Entwicklung beim Bundeskanzler, Sarah Ryglewski, sprach, deren Redeanteil kein kleiner war.
Worum es ging? Ganz banal zunächst um die Erneuerung der Glasfassade des Firmensitzes aus den 1970er-Jahren. Keine mehrere 1 000 m² große Fläche, keine spektakuläre Technik, keine aufwendige Gestaltung, eher im Gegenteil eine sehr einfache, aber offenbar auch langlebige Gestalt/Konstruktion, die mit ihren ca. 370 m² Fläche aber eben grundsätzlich nicht mehr den Anforderungen entsprach, die die Eignerfamilie – und das ist interessant – auch seitens der Belegschaft erkannte. Nicht in erster Linie ging es um die energetische Ertüchtigung und damit einer Betriebskostensenkung, es ging vor allem darum, ein gutes Raumklima bei voraussichtlich ständig steigenden Außentemperaturen anbieten zu können. Und zudem einen Arbeitsplatz in einem Haus, dessen Besitzer über das Morgen hinaus ins Übermorgen und weiter schauen. Das Fassadenprojekt ist damit – so Christophe Lenderoth explizit – das notwendige Tun eines Unternehmers, der gute Mitarbeiter halten und gewinnen will; was eine verarbeitende Firma beispielsweise auch mit dem Thema Kreislaufwirtschaft, Kreislauf der Materialien vormachen kann – und damit Kompetenzen gewinnt in einem Markt, der mehr und mehr den Kreislaufanforderungen – im besten Sinne – ausgesetzt ist. Vor diesem Hintergrund hat dann Lenderoth gemeinsam mit den langjährigen Partnern Wicona und Saint-Gobain die bisher einmalige Fassaden-Revitalisierung realisiert.
So wurde die alte Aluminium-Pfosten-Riegel-Fassade sortenrein abgebaut und das Material zum Recycling gegeben. Die neue Fassade besteht nun aus 100 % recyceltem Aluminium (100 % End-of-Life-Material mit 0,5 kg CO2/kg Aluminium) und Glasscheiben mit einem Scherbenanteil von 64 % (das Glas wird unter Verwendung erneuerbarer Energien hergestellt bei 6,64 kg CO2-Äquivalent/m² bei 4 mm Glasdicke). Damit erreicht man insgesamt eine CO2-Einsparung von 24,6 t.
„Die Kreislaufwirtschaft ist der Schlüssel zur Eindämmung des weltweiten Ressourcenverbrauchs“, so Christophe Lenderoth. Marcel Bartsch, Vertriebsdirektor bei Wicona ergänzt: „Wir haben die Technologien und müssen jetzt aktiv werden. Und das geht nur gemeinsam“, was, mit Blick in die Runde der in Bremen Versammelten, offenbar richtig ist. Wie Kreislaufwirtschaft gehen kann, welche Hemmnisse es gibt und warum wir erst am Anfang stehen, das erläuterte uns gegenüber der in Bremen ebenfalls anwesende und vortragende Prof. Dr. Klaus Peter Sedl-bauer, ehemals Fraunhofer, nun Lehrender und Forschender an der TU München. Mit ihm machten wir unser 102. „DBZ, der Podcast“ (aktuell auf DBZ.de). Be. K.