Eröffnung polnische Botschaft Berlin
Im Januar wurde in Berlin Unter den Linden der neue Sitz der polnischen Botschaft eröffnet – entworfen und geplant von den Architektinnen des Warschauer Büros JEMS Architekci. Unweit des Brandenburger Tors gelegen, spiegelt der Bau die geopolitische Position Polens wider: mittendrin und sich dessen bewusst. Zur feierlichen Eröffnung durften wir hinter sonst meist verschlossene Türen schauen.
Vorerst jedoch ein Blick in die Geschichte des Orts: Der frühere Botschaftssitz und der Vorgängerbau aus den 1960er-Jahren, der sich an gleicher Stelle gegenüber der russischen Botschaft (damals noch Sowjetunion) befand, diente als Botschaft der polnischen Volksrepublik in der DDR. Das in Skelettbauweise realisierte Gebäude stand unter Denkmalschutz und wurde nach Umzug des Botschafters in den Grunewald 1994 stiefmütterlich behandelt. Erst 1998 wurde ein Wettbewerb zur Sanierung ausgelobt: Gewinnerentwurf war eine Naturstein- und Kupferbekleidung des Bestands von den polnischen Architekten Budzyński, Badowski und Kowalewski. Die Berliner Senatsbauverwaltung ließ den Entwurf mehrmals überarbeiten. 2012 brach die polnische Regierung ohne Angabe von Gründen das Projekt vor Beginn der Bauarbeiten jedoch ab. Ein neuer Wettbewerb im gleichen Jahr krönte dann JEMS Architekci als Sieger.
Trotz Denkmalschutz wurde das bestehende Gebäude 2016 abgerissen. Zur Erleichterung aller blieb vom Ursprungsbau das Kunstwerk von Fritz Kühn bestehen: einige hundert Metallplatten mit stilisierten Lindenblättern, auf einer davon ein kleiner Vogel.
Der Neubau, im Januar fertiggestellt, präsentiert sich zur Straßenfront mit einer streng rhythmisierten Hülle, die trotz der ersten „Schicht“ aus Arkaden im Erdgeschoss und Terrassen in den Obergeschossen kompakt und verschlossen wirkt. Das Strenge und Steinerne der Fassade soll „typisch Berlin“ sein, so die Architekten. So ist das Gebäude kaum von seinen Nachbarn unterscheidbar.
Im Inneren ist das Gebäude offener gestaltet und die Höfe und kleineren Terrassen bringen Licht in die Tiefe des Gebäudes. Sie vermitteln zwischen der konzentrierten Atmosphäre politischer Geschäfte im Inneren und dem touristischen Trubel draußen. Nachts tritt seine raue Schale zugunsten der erleuchteten Fensterebene zurück und gewährt einen Blick auf das Innenleben. Passantinnen blicken dann in ein großzügiges, hell erleuchtetes Foyer.
Mit seinen verschiebbaren Wänden sollen die Räume des Neubaus nicht nur Staatsbesuchen dienen, sondern künftig auch die Öffentlichkeit zu Veranstaltungen einladen. So möchte das Gebäude eine klare Botschaft vermitteln: Nach langjährigem Hin und Her hat Polen endlich wieder eine feste Adresse, mitten in der deutschen Hauptstadt. Etwas kahl wirkte das Haus dennoch und die Diplomatinnen und Diplomaten müssen sich noch an die neue Größe gewöhnen – aber Kunstwerke werden noch aufgehängt, versprach die Botschaft. AhG