Hightech für Kulturerhalt
3D-Druck ist ja mittlerweile Standard, in jedem Fachbereich für Gestaltung oder Architektur stehen die Maschinen. Auf Hochbaustellen allerdings herrscht noch Versuchsstimmung: Prototypen wachsen sehr vereinzelt in den Himmel. Nun meldet die Schweizer Kulturstiftung Nova Fundaziun Origen, dass sie ihren „Weißen Turm“, den „Tor Alva“, im Graubündner Passdorf Mulegns demnächst bauen wird, mit 30 m Höhe das zurzeit höchste 3D-gedruckte Bauwerk der Welt. Mit der Stiftung arbeiten die ETH Zürich sowie lokale, nationale und internationale Partner an dem Bau, der als Bauwerk für kulturelle Aufführungen eine ganze Region neu beleben soll.
Weißer Turm. Scheinbar direkt auf der denkmalgeschützten Fuhrhalterei
Render: Nova Fundaziun Origen / ETHZ
Der Einsatz robotergestützter 3D-Druckverfahren (Beton-Extrusion) ermöglicht modulare Strukturen, die eine Vor-Ort-Produktion erlauben und damit den Transport reduzieren. Der Weiße Turm wird so konstruiert sein, dass er an jedem anderen Ort wieder aufgebaut werden kann. Er wird auf der denkmalgeschützten Fuhrhalterei (optisch) aufgesetzt, stehen wird er auf einem Ortbetonkern, der mittels einer Haut aus vor Ort gegossenem Ecobeton kaschiert wird. Die dazu nötige Schalung ist ebenfalls ein 3D-Druckprojekt. Teils verspannt, teils verschraubt stehen Einzelelemente zu Modulen zusammengesetzt als Teile eines Ganzen. Im Inneren dreht sich eine Stahltreppe zur Aussichtsebene, die zum Himmel geschlossen oder geöffnet werden kann.
Aus Einzelelementen gefertigte Großmodule
Foto: Nova Fundaziun Origen / Mathias Kunfermann, 2024
Ob die Reversibiltiät genutzt werden wird, bleibt abzuwarten. Schon der sehr rote Theaterturm am Julierpass von 2017 (entworfen und realisiert von Giovanni Netzer, dem Gründer von Origen), ist bewusst dem Wetter und möglichem Verfall ausgesetzt. Netzer engagiert sich für den Erhalt von Mulegns und seiner Kulturlandschaft und irgendwie kommt einem da Peter Haimerl in den Kopf…
Wenn der Turm steht, wird er aus 102 3D-gedruckten Einzelstützen zusammengesetzt sein. Diese Elemente wurden vor Ort in einer eigens eingerichteten Fabrik gedruckt und montiert, so dass die großen Elemente nicht mehr transportiert werden müssen und der Herstellungsprozess für die Besucher greifbar wird. Auf denn, Mulegns! Be. K.
www.origen.ch