Lister Tor, Hannover

Das Lister Tor, ein Hochhaus aus der Mitte der 1970er-Jahre, sichtbarer Ausdruck einer auf Effizienz zielenden Zweckarchitektur mit extremem Selbstbewusstsein, steht schon länger direkt am Hannoverschen Hauptbahnhof und zeigt sich momentan eingehüllt. Fassadensanierung? Oder doch der lange schon angekündigte und immer wieder aufgeschobene Umbau des unteren Turmsegments?

Das nach dem damalig ausführenden Baukonzern Bredero auch „Bredero-Hochhaus“ genannte Wohnhochhaus ist 91 m hoch und hat 23 Geschosse. Der Entwurf von Dieter Bahlo, Hannover, sah Büroräume, Wohnungen sowie – hier kommen die 1970er-Jahre – Bars, Ladengeschäfte und Diskotheken in den unteren Stockwerken vor. Nichts Ungewöhnliches für eine Zeit, in der die Moderne immer noch Nutzungstrennung für die Stadtplanung diktierte und nur in Rand- und Sonderbereichen Nutzungsmischungen erlaubte.

Während die Bars und Diskothek längst geschlossen wurden und auch die Mietwohnungen und Büroräume darüber leerstehen, sind die Eigentumswohnungen ab Geschoss 18 weiter bewohnt; kein Wunder, bei der Lage und dem Panorama.

Dann zog die Treuhand Anfang der 2000er-Jahre aus, das Haus wurde verkauft an Hans Pluis und seine Maxime Invest. Die Bürogeschosse sollten zu Wohnungen umgebaut werden, aber nichts passierte. Das Landesarbeitsgericht sollte einziehen, aber die Beamten wollten nicht. Es folgten weitere Bezugsvarianten, keine wurde umgesetzt.

Vereinzelt wurden kleine Flächen für Gewerbe nutzbar, aber immer wieder nach kurzer Zeit geschlossen. 2022 wurde der 3-eckige Westflügel (Parkhaus) am Hochhaus abgerissen, hier soll ein neues Hotel der Premier-Inn-Kette entstehen.

Seit die Stadt Anfang dieses Jahres alle Umbaupläne stoppte, möchte Maxime Invest in den mittleren Etagen doch wieder Gewerbe statt Wohnraum unterbringen. Ab Anfang Mai hüllt nun ein Baugerüst das Hochhaus ein, auf den Etagen 6 bis 15 für die dahinter geplanten ca. 12 000 m² Gewerbefläche werden neue Fenster eingebaut. Wie es weitergeht? Ganz offenbar hängt die Zukunft des ehemaligen Wohnturms auch an der Eigentümergemeinschaft, die ein Mitspracherecht bei allen Um- und Neuplanungen hat, und ist zugleich auch Mahnung, Miet- und Eigentumsverhältnisse bei Bauten dieser Dimension von Anfang an rechts­sicher für eine zukünftig noch nicht absehbare Weiterentwicklung zu machen.

Das Modell „Der gute Turm“ in der Nachbarschaft, mit der eine Initiative über das Einsammeln von Sponsorengeldern den VW-Tower vor dem Abriss bewahren möchte, wird für das Lister Tor nicht die Lösung bringen. Sanierungskosten beim VW-Tower, auch „Telemoritz“ genannt, liegen bei geschätzt 23 Mio. €; 8 Mio. € habe man schon zusammen. Die Initiative „Der gute Turm“ will aus dem ehemaligen Fernsehturm eine Location für Konzerte und andere Veranstaltungen machen. Die Entscheidung, ob der Turm erhalten bleiben kann, soll jetzt fallen. Man möchte hoffen, der Turm fällt nicht mit. Be. K.

www.derguteturm.de
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