Klischees der Moderne

Das Werk der Architekten Hans und Wassili Luckhardt (1890–1954/1889–1972), so der Verlag, wurde bis heute nicht angemessen gewürdigt. Auch und vor allem, was ihre Bedeutung für die Entwicklung der Architektur bis heute angehe, schließlich seien die Brüder fester Bestandteil der wichtigsten Überblickswerke über die Architektur des 20. Jahrhunderts und damit offenbar sehr wichtig.

Wer nun auf das gebaute Werk schaut, wird dieser Überzeugung folgen können, vielleicht gar müssen, so sehr sind ihre Bauten und stadträumlichen Konzepte Klischees einer weißen Moderne.

Die vorliegende, dem Sujet angemessen großformatige und sauber gebaute Publikation zeigt meist die Wohnbauten der Brüder (fast immer mit dem Partner Alfons Anker) in Plänen und Modellansichten, auf für Wettbewerbe angefertigten Fotocollagen/-montagen und zeitgenössichen Fotografien. Sind die Bauten „zerstört“, bleibt es bei dieser Darstellung, sind sie noch vorhanden, finden sich aktuelle Farbfotos. Die zeigen – bis auf wenige Ausnahmen, dann sind es öffentliche Bauten – die Häuser immer nur von außen, was bedauerlich ist, ist doch gerade beim Wohnungsbau die Frage „Wie dort wohnen?“ eine wesentliche in Gebäuden dieser Art und aus dieser Zeit.

So zeigt die Arbeit sämtliche 40 realisierte Bauten, vornehmlich in Berlin, und führt uns dabei vor Augen, dass es Verluste gab („zerstört“ meint eben nicht nur „Kriegsschaden“). So beispielsweise den Verlust des (denkmalgeschützten!) Landesversorgungsamts Bayern in München, das 1989 abgerissen wurde für Neubauten der Hochschule.

Ob wir am Ende die angemessene Würdigung sehen, die bisher als nicht vorhanden unterstellt wurde, muss jeder von seinem Kenntnisstand aus selbst beurteilen. Das karge Literaturverzeichnis möchte etwas andeuten, das Sachregister erscheint mit Begriffen wie „Form“, „Wand“, „Möbel“ oder „Treppe“ dann doch etwas aufgesetzt, verweist es nicht auf Schriften oder Äußerungen der Architekten, sondern zielt ganz allgemein auf  genau diese Wörter im Buch insgesamt. Be. K.

Carsten Krohn und Michele Stavagna, Hans und Wassili Luckhardt. Bauten und Projekte. Birkhäuser, Basel 2024, 160 S., 120 Farbabb.70 €, ISBN 978-3-0356-2720-6
x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 03/2015

Passivhaus Kompendium 2015 www.phk-verlag.de

In der aktuellen Ausgabe des Passivhaus-Kompendiums werden die Passivhauskriterien und alle Nebenanforderungen detailliert beschrieben – eine hilfreiche Auflistung, die erstmals in dieser Form...

mehr
Ausgabe 01-02/2025

Angemessen, suffizient und sozial

Die große Verantwortung der Bau- und Immobilienbranche bei Themen wie Ressourcen- und Klimaschutz und dem Schutz der Biodiversität wird und wurde bereits zu Genüge kommuniziert. Was vielleicht...

mehr
Standpunkt DBZ Heftpartner Titelthema Öffentliche Bauten

Öffentliche Bauten sind substanziell für die „Seele der Stadt“

DBZ Heftpartner Martin Bez und Thorsten Kock, Bez + Kock Architekten, Stuttgart

„Baust du einen Weg, ein Haus, ein Quartier, dann denke an die Stadt!“ Diese von Luigi Snozzi elegant formulierte Wechselbeziehung von Stadt und Haus, die Verschränkung von Privatheit und...

mehr
Ausgabe 10/2024

DAM-Preis 2025, Shortlist

Die Shortlist für den DAM Preis 2025 ist veröffentlicht. Aus 100 Nominierungen hat die Jury 23 Projekte ausgewählt. Die Spannweite reicht von sozialen Einrichtungen über Wohnbauten bis hin zu...

mehr