Glasperlende Holzfassade

Kunstraum Kassel, Kassel

Wenn Architektinnen einmal im Leben die Aufgabe gestellt bekommen, im Kontext eines kultur- und architekturhistorisch aufgeladenen Bestands zu planen, scheitern nicht wenige. In Kassel haben nun Innauer Matt Architekten die Herausforderung angenommen und es auf scheinbar spielerisch leichte Weise geschafft, das sichtbar in seiner Substanz gefährdete kleine Meisterwerk Kunsthochschule konsequent weiterzubauen. So selbstverständlich, als wäre etwas anderes gar nicht denkbar gewesen.

Bestandssituation: Der Kunstraum bezieht sich in vielerlei Hinsicht auf den Nordbau von Paul Friedrich Posenenske aus den 1960er-Jahren
Foto: Benedikt Kraft

Bestandssituation: Der Kunstraum bezieht sich in vielerlei Hinsicht auf den Nordbau von Paul Friedrich Posenenske aus den 1960er-Jahren
Foto: Benedikt Kraft

Der schon vor zwei Jahren eröffnete „Kunstraum“ – eine wunderbar ambivalente Bezeichnung für einen einer wesentlichen Kulturübung gewidmetem Ort – hat schon einige Preise abgeräumt, doch es fehlt noch ein ganz besonderer: ein Preis für das Selbstverständliche (unsere Heftpartner Sauerbruch Hutton nennen es „Logik“). Selten gelingt es Architekten heute noch, die Arbeit eines Kollegen so fortzuführen, dass diese nicht zurücktritt oder gar verloren geht, dass aber auch nicht ein in die Jahre gekommenes Meisterwerk auf dem Sockel bleibt, dem man sich bedingungslos hat unterordnen müssen. Die Raum- und Ortzugabe – die der Architekt des Bestands, Paul Friedrich Posenenske (1919–2004) Anfang der 1960er-Jahre möglicherweise schon in seinem Nordbau-Entwurf mitgedacht hatte (eröffnet 1968) – fügt sich logisch ins Geviert eines Beinahehofes ein. Dass Posenenskes Nordbau selbst eine Erweiterung der Hochschule war, soll hier nicht unerwähnt bleiben. Eingefasst von Werkräumen der unterschiedlichen Klassen, die sämtlich über einen zum Hof gewandten Laubengang erschlossen werden, bildet der Neubau von Innauer Matt nun einen kleinen Hof zum Bestand gegenüber mit Bibliothek, Mensa, Hörsaal und Hausmeisterei. Auf der gegenüberliegenden Neubauseite schaut man ins Grün, Teil des mythisch aufgeladenen Joseph-Beuys-Projekts „7000 Eichen“, das an der Kunsthochschule mit Feldahorn, Stieleiche, Esche, Kaiserlinde, Mehlbeere, Vogelkirsche und Apfeldorn umgesetzt wurde; und Rasenflächen.

Dort, wo Posenenske möglicherweise eine Erweiterung seines Nordbaus vorgesehen hatte, sollten die Architekten ihre Erweiterung unterbringen
Foto: Benedikt Kraft

Dort, wo Posenenske möglicherweise eine Erweiterung seines Nordbaus vorgesehen hatte, sollten die Architekten ihre Erweiterung unterbringen
Foto: Benedikt Kraft

Der „Kunstraum“ ist zu allen vier Seiten auf Zugangsniveau über eine Pfosten-Riegel-Konstruktion mit zahlreichen Türen geöffnet. Hierbei wurden die acht Fassadenfelder auf den Längsseiten in den sechs mittleren Feldern geöffnet, auf den Kurzseiten mit ihren vier Feldern in den zwei mittleren. Einen Haupteingang gibt es also nicht, im Gegenteil ist die Platzierung der Flügeltüren eher die Möglichkeit einer Ausweitung des Innenraums nach draußen als ein Zugang.

Umlaufendes Schmuckband: Die knapp 900 Glaslinsen glänzen dezent in der dunklen Holzfassade
Foto: Benedikt Kraft

Umlaufendes Schmuckband: Die knapp 900 Glaslinsen glänzen dezent in der dunklen Holzfassade
Foto: Benedikt Kraft

Kunstraum / Konstruktion / Erweiterung

Der „Kunstraum“ mit einer Fläche von rund 450 m² ist möglichst offen in seiner Konzeption, er spricht also alle Ateliers und Werkstätten rundum an. In erster Linie dürfte er aber der Präsentation von Arbeiten dienen und weniger als Werkstatt. Im Gespräch vor Ort mit Prof. Dr. Martin Schmidl, Rektor der Kunsthochschule Kassel und bekennender Fan der Erweiterung, kam schnell auch das Thema des White Cube auf, das hier zu diskutieren jedoch nicht sinnvoll sei. Der Rektor sieht den Neubau eher als einen gut gestalteten Funktionsraum, den man sich angeeignet habe im Gebrauch: „Die Architekten haben ganz bewusst einen sehr offenen Baukörper abgeliefert, was herausfordernd ist, aber uns schon zu sehr guten Resultaten geführt hat.“

Die Holztragkonstruktion ist außen mit anthrazitfarbenem Zinkblech verkleidet, damit spielen die Architekten, die hier auch den Holzschutz bedacht haben, auf  die hochaufragenden Stahlprofile  des Bestandsbaus gegenüber an
Foto: Benedikt Kraft

Die Holztragkonstruktion ist außen mit anthrazitfarbenem Zinkblech verkleidet, damit spielen die Architekten, die hier auch den Holzschutz bedacht haben, auf  die hochaufragenden Stahlprofile  des Bestandsbaus gegenüber an
Foto: Benedikt Kraft

Innen wirke der Bau, so Martin Schmidl, wie eine moderne Dreifachturnhalle, außen eher wie ein kompaktes Schmuckkästchen. Die abgehängte Decke unter dem Warmdach mit PV-Anlage obenauf verbirgt die Technik (Ton, Licht etc.), eine Lüftung ist hier nicht untergebracht. Die Raumhöhe einerseits sowie die Möglichkeit allseitiger Querlüftung erlauben das Prinzip der Nachtauskühlung. Geheizt wird über die Wärmeschlangen im geschliffenen Estrich. Die Untersicht der Decke lässt Holzwolle-Leichtbauplatten erkennen, der Architekt, Markus Innauer, nennt sie im Gespräch „Sauer­krautplatte“ – das darf er, die Heraklit-Platte ist eine Erfindung unserer Nachbarn. Die Holzwolle-Platten erfüllen hörbar die akustischen Anforderungen aus dem Wettbewerb, ein wichtiger Punkt!

Bemusterung unterschiedlicher Linsentypen
Foto: Innauer Matt

Bemusterung unterschiedlicher Linsentypen
Foto: Innauer Matt

Aber noch einmal zur „Dreifachturnhalle“: Offenbar hatte der Autor die Stirn gerunzelt, sodass Martin Schmidl sich veranlasst sah, schnell hinzuzufügen: „Es gibt einfach keine Architektur, die alle Anforderungen lösen kann, eine Sporthalle ist da aber vielleicht beinahe eine Ausnahme!“

Defne Kızılöz – seit Juni 2022 kuratorische Volontärin an der Kunsthochschule Kassel – ist für die konkrete Bespielung des Kunstraums mitverantwortlich. Sie bestätigt den langen Weg, den die Hochschule hat gehen müssen, den offenen Raum für den Gebrauch zu erobern: „Mittlerweile sind wir zufrieden, fast glücklich. Es hat einfach gedauert zu verstehen, was hier alles möglich ist.“

Das mobile Trennwandsystem kann den großen Innenraum in intimere Bereiche aufteilen (hier eine Ausstellung zu Arbeiten von Inken und Hinrich Baller)
Foto: Benedikt Kraft

Das mobile Trennwandsystem kann den großen Innenraum in intimere Bereiche aufteilen (hier eine Ausstellung zu Arbeiten von Inken und Hinrich Baller)
Foto: Benedikt Kraft

Und man sei auch noch nicht am Ende angekommen, so der Rektor, „alles, was fehlt, rüsten wir dazu.“ Und Defne Kızılöz ergänzt: „Wir entwickeln zu jedem Anlass neue Systeme, auch, um aus dem vorgegebenen Raster einmal auszubrechen.“ Das vorhandene System der hängenden Trennwände etwa, deren Platzierung/Führung durch das Raster der Deckenkonstruk­tion vorgegeben ist. Die leicht verfahrbaren Elemente seien für großflächige Raumteilungen zwar sehr gut, kleinteilig wolle man aber zu Stellwänden wechseln. Das nicht zuletzt auch, um die raumhohen Schiebeelemente zu schonen, deren Oberflächen teils schon ein wenig gebraucht erscheinen.

Der weite Innenraum mit unbehandelter Brettsperrholzoberfläche ist im Gegensatz zum Schwarz der Bretterfassade sehr hell gehalten
Foto: Nicolas Wefers

Der weite Innenraum mit unbehandelter Brettsperrholzoberfläche ist im Gegensatz zum Schwarz der Bretterfassade sehr hell gehalten
Foto: Nicolas Wefers

Was fehlt, rüste man nach: Konkret sei auch daran gedacht, die Fassade in einem Segement oder auch zweien zum Hof hin erdgeschosshoch zu öffnen. Gegen die Öffnung könnten dann als Werkstatt, Büro oder Küche ausgerüstete, rollende Einheiten gefahren werden und so den Kunstraum funktional ergänzen, ohne ihn selbst wesentlich zu berühren. Ob hier die Architekten mit im Boot seien? „Wir haben hier hervorragende Produktdesigner, die machen das schon angemessen und richtig“, so Martin Schmidl. Dass das Markus Innauer etwas anders sieht, war zu erwarten, im Gespräch mit ihm verweist der Architekt auf die geplante Sanierung des Bestands, die auch Nebenräume/Lagerräume explizit für den Kunstraum vorsähe. Dass man hofseitig „einfach ein paar Räume ankoppelt, das geht nicht.“ Und: Über alles Gestalterische hinaus habe der Bauherr die dafür notwendige Kompetenz doch gar nicht. Es besteht also Redebedarf, möglicherweise.

Die tiefen Fensterlaibungen mit ihren Vorhängen verleiten die Nutzerinnen, diese als temporäre Abstellflächen zu nutzen. In einigen Segmenten ist die Techniksteuerung untergebracht
Foto: Benedikt Kraft

Die tiefen Fensterlaibungen mit ihren Vorhängen verleiten die Nutzerinnen, diese als temporäre Abstellflächen zu nutzen. In einigen Segmenten ist die Techniksteuerung untergebracht
Foto: Benedikt Kraft

Fassade / Linsen / Farbe

Der „Kunstraum“ ist ein schlichter Holzbau mit hohem Vorfertigungsgrad, der auf eine Betonbodenplatte gestellt ist. Für die stabförmigen Bauteile wie Stützen, Balken und Riegel kam Brettschichtholz zum Einsatz. Die flächigen Bauteile wie Dachschalung und Wandplatten sind in Brettsperrholz gefertigt. Alle nach außen weisenden, konstruktiv relevanten Holzteile sind von anthrazitfarbigem Zinkblech eingekleidet. Grund dafür ist erstens, dass man den Witterungsschutz für die tragende Konstruktion brauche, zum zweiten ist die Verkleidung mit Falzung ein Zitat des Bestands, dessen schwarze Stahlträger in nächster Nachbarschaft ihr klar sichtbares Raster bilden. Der Entwurf der Architekten, so Markus Innauer, „hebt das dem Entwurf inneliegende Raster noch einmal hervor, das damit von innen nach außen wächst und sich außen klar abbildet.“ Auf meine Frage hin, ob denn eine derartige Verkleidung nicht ein unsichtbares, aus Feuchteeintritt resultierendes Verrotten fördere, verweist der Architekt auf die Kompetenz der Zimmerei, mit der diese Lösung „schon in der Entwurfsphase besprochen wurde, die sehen da kein Problem. Natürlich braucht man eine hinreichende Hinterlüftung, einen ausreichenden Abstand. Das sind hier mindestens 4 cm. Ich habe da keine Angst.“

Lageplan, M 1 : 4 000

Lageplan, M 1 : 4 000

Das Auffällige der Fassade aus schwarzgestrichenen, sägerauen Lärchenholzbrettern vor einer fünflagigen Brettsperrholzwand, sind die vielleicht 864 gewölbten Glaskörper, hier oft „Linsen“ genannt, die mit dem Glashersteller Glas Marte erarbeitet worden sind. Überraschenderweise waren dabei weniger die außen sichtbaren Linsen das Problem – die wurden mit einer Glasbläserei entwickelt und in Tschechien als Pressglas gefertigt – sondern die Bestandteile für das die Linse schließende runde Isolierglas, das als Vakuumelement die Linsen am Ende des Edelstahlrohrs schließt. Hinzu kommen eine von der in Lauterach/AT ansässigen Firma Flatz auf Maß gefertigte Isolierung aus PS und ein Dichtungsgummi. Diese aus den genannten Komponenten gefügte Glas-/Edelstahleinheit wurde bei i+R, ebenfalls Lauterach/AT, vor dem Aufstellen der Holzwandplatten in diese eingebaut und verklebt. Da sowohl beim Ein- wie beim späteren Aufbau Linsen Schaden nehmen können, gab es eine leichte Überproduktion von etwa 50 Stück.

Grundriss EG, M 1 : 400

Grundriss EG, M 1 : 400

„Wir haben uns viele Dinge in der Wettbewerbszeit angeschaut“, so Markus Innauer auf die Frage, ob es konkrete Vorbilder gegeben habe. „Wir waren auf der Suche nach einem natürlichen Lichteintrag, der all die geforderten Nutzungen erlaubt, Ausstellungen, Vorträge, Musik, Werkstatt … Gleichzeitig wollten wir der sich nach außen darstellenden Rasterungen eine Identität verleihen, die alles Zweidimensionale überwindet. Die von uns gewählten BSH-Platten für die Wände ließen die Idee von der perforierten Wand aufkommen, die im Holzbau dann auch einfach umzusetzen ist.“ Dass die Linsen auf allen Seiten des Baukörpers in gleicher Weise eingebracht wurden – ihre Anzahl ist relativ zur Fassadenbreite überall die gleiche – folgte der Absicht, einen richtungslosen Bau zu rea­lisieren, der keine Rückseiten haben durfte. Was auch für die Erdgeschossebene gilt: Der Pfosten-Riegel-Konstruktion ist keinerlei Hierachie abzulesen; über jede der vier Seiten scheint das Haus offen zu sein.

Längsschnitt, M 1 : 400

Längsschnitt, M 1 : 400

Die Linsen wurden in ihrer Wirkung zusammen mit dem Lichtplaner gemacht, der auch die Grundbeleuchtung konzipiert hat. Simuliert wurde hier allerdings nur Tageslicht im Zusammenspiel mit der Anzahl der Linsen und ihrem Durchmesser, ihrer Länge und nicht in den unterschiedlichen Wölbungen, die man am 1 : 1-Mock-up testete.

Querschnitt, M 1 : 400

Querschnitt, M 1 : 400

Fazit

Der Bau musste schwarz sein. Als Fortschreibung der Architektur von Posenenskes Nordbau wäre Weiß oder eine Farbigkeit der Hülle nicht denkbar. Markus Innauer: „Das Schwarze war uns das Neutrale und ein Bezug auf das Schwarze des Stahlbaus. Ein Holzkörper hätte hier in keiner Weise gepasst.“ Carbonisiertes Holz? „Nein, das wäre an dieser Stelle, die nach Robustheit verlangt, zu aufgesetzt. Und das Material ist, abgesehen vom Preis, auch gar nicht so einfach in seiner Materialität zu konservieren. Wir hören immer wieder, dass die Kohle zusammen mit Regenwasser eine fettige schwarze Soße am Fassadenfuß bildet.“

Fassadenschnitt, M 1 : 33
1 Dach
extensiv begrünt 60 mm / PV-Anlage
Oberlage wurzelfest 5 mm
1. Lage Abdichtung 5 mm
Flämmschutzfolie 10 mm
Dämmung DAD, EPS 035, II, Dampfsperre, Trennlage 300 mm
BSP-Element, Abhängesystem 100 mm
Grundlattung 40/60 mm
Holzlattung 60/80 mm, Holzfaserdämmung
Holzfaserplatte 30 mm

2 Außenwand / Holzfassade mit UV-Vergilbungsschutz
BSP-Element 220 mm, Stöße und Anschlüsse luftdicht
Holzfaserdämmung 80 mm, druckfest, Winddichtbahn, schwarz
Lattung stehend 30/80 mm, Hinterlüftung, schwarz gestrichen
Lattung liegend 25/80 mm, Rhombus, schwarz gestrichen
Lattung stehend 30/146 mm, e = 156 mm, sägerau, schwarz gestrichen

3 Tageslichtlinse
Pressglas, Streulichthülse Aluminium
2-fach Isolierverglasung, gestrahlt

4 Flachdachvorbau
Titanzink 1,5 mm, anthrazitfarben, Dachbahn
Gefälledämmung 80    mm, PUR-Hartschaum 022, Dampfsperre, Trennlage
BSP-Element 80 mm

5 Vorhang, Lodenstoff, Elektrozugsystem

6 Bodenplatte
geschliffener Beton 120 mm, Heiz-/Kühlschlangen, Trenn­lage, Baufolie PE
Dämmung 80 mm, druckfest
Abdichtung Bitumenbahnen 5 mm
Betonbodenplatte 200 mm
XPS-Dämmung 140 mm
Sauberkeitsschicht 50 mm

Fassadenschnitt, M 1 : 33
1 Dach
extensiv begrünt 60 mm / PV-Anlage
Oberlage wurzelfest 5 mm
1. Lage Abdichtung 5 mm
Flämmschutzfolie 10 mm
Dämmung DAD, EPS 035, II, Dampfsperre, Trennlage 300 mm
BSP-Element, Abhängesystem 100 mm
Grundlattung 40/60 mm
Holzlattung 60/80 mm, Holzfaserdämmung
Holzfaserplatte 30 mm

2 Außenwand / Holzfassade mit UV-Vergilbungsschutz
BSP-Element 220 mm, Stöße und Anschlüsse luftdicht
Holzfaserdämmung 80 mm, druckfest, Winddichtbahn, schwarz
Lattung stehend 30/80 mm, Hinterlüftung, schwarz gestrichen
Lattung liegend 25/80 mm, Rhombus, schwarz gestrichen
Lattung stehend 30/146 mm, e = 156 mm, sägerau, schwarz gestrichen

3 Tageslichtlinse
Pressglas, Streulichthülse Aluminium
2-fach Isolierverglasung, gestrahlt

4 Flachdachvorbau
Titanzink 1,5 mm, anthrazitfarben, Dachbahn
Gefälledämmung 80    mm, PUR-Hartschaum 022, Dampfsperre, Trennlage
BSP-Element 80 mm

5 Vorhang, Lodenstoff, Elektrozugsystem

6 Bodenplatte
geschliffener Beton 120 mm, Heiz-/Kühlschlangen, Trenn­lage, Baufolie PE
Dämmung 80 mm, druckfest
Abdichtung Bitumenbahnen 5 mm
Betonbodenplatte 200 mm
XPS-Dämmung 140 mm
Sauberkeitsschicht 50 mm
Danach gefragt, was Innauer Matt aus diesem Projekt in folgende mitnimmt, antwortet Markus Innauer: „Wir arbeiten bei all unseren Projekten immer stark am Fassadenthema. Wir untersuchen unterschiedliche Strukturen, die das eigentlich zweidimensionale jeder Fassade in die dritte Dimension führen. Wir reagieren damit auf den Tages-, aber auch den Jahreszeitenlauf, provozieren Hell-/Dunkelkontraste, ganz eigene Lichtstimmungen. Genau diese Art, wie wir hier in Kassel gearbeitet haben, werden wir nicht wiederholen. Hier haben wir eine Art von Prototyp entwickelt, zusammen mit der Bauphysik, mit dem Glashersteller und anderen. Diesen Prototypen werden wir vielleicht in Folgeprojekten weiterentwickeln. Das kann schon sein!“

Schemaskizze (Ausschnitt) aus dem Wettbewerb, Linsen in Wandplatte, o. M.
Tageslichtlinse:
heiß gepresste Glashalbschale; dicht mit Boden verschmolzen; umlaufend eingedichtet
Streulichthülse:
Edelstahlrohr, sandgestrahlt
konzentrische Lichtstreuung
Thermische Ebene:
2-fache Isolierglasscheibe; dampfdicht angeschlossen
Abb.: Innauer Matt Architekten

Schemaskizze (Ausschnitt) aus dem Wettbewerb, Linsen in Wandplatte, o. M.
Tageslichtlinse:
heiß gepresste Glashalbschale; dicht mit Boden verschmolzen; umlaufend eingedichtet
Streulichthülse:
Edelstahlrohr, sandgestrahlt
konzentrische Lichtstreuung
Thermische Ebene:
2-fache Isolierglasscheibe; dampfdicht angeschlossen
Abb.: Innauer Matt Architekten

Nun steht der „Kunstraum“ schon seit längerem, er scheint angekommen. Sehr deutlich behauptet er sich im Kontext des ihn umfassenden Bestands, den die Architekten als „sehr beeindruckend, sehr intensiv über die Materialisierung, seine Setzung zum Wasser, eine beeindruckende Atmosphäre“ beschreiben. Leichter vielleicht, heutiger, aber zugleich auch respektvoll wie sehr eigen zugleich. Das nennt man wohl auch: charaktervoll.

Benedikt Kraft/DBZ

Innauer Matt, Bezau/AT
Markus Innauer, Sven Matt
www.innauer-matt.com
Foto: Christian Anwander

Innauer Matt, Bezau/AT
Markus Innauer, Sven Matt
www.innauer-matt.com
Foto: Christian Anwander

Gerade, wenn es um Holzbau geht, setzen wir uns häufig mit der Frage nach der „Material­ehrlichkeit“ auseinander. Hier in Kassel wird Holz konsequent angemessen von innen nach außen angewandt. Herauszuheben sind die in der Fassade platzierten Glaskugeln, die als Ornament wie auch Funktionsbauteil gelesen werden können, deren strenge Gliederung die Präzision unterstreichen, mittels derer sich der Baukörper in die Logik des Gesamtcampus einfügt.«
⇥DBZ-Heftpartner Sauerbruch Hutton, Berlin

Baudaten

Objekt: Kunstraum Kassel

Standort: 34121 Kassel, Südstadt, Menzelstraße 13

Typologie: Ausstellungshalle

Bauherr/Bauherrin: Universität Kassel Abteilung V-Bau, Technik & Liegenschaften

Nutzer/Nutzerin: Universität Kassel

Architektur: Innauer Matt Architekten

Team: Projektleitung DI Tobias Franz

Bauleitung: pape+pape Architekten

Bauzeit: 07.2020 – 02.2022

Geschossflächenzahl: 1

Nutzfläche gesamt: 450m²

Brutto-Grundfläche: 480m²

Brutto-Rauminhalt: 3 800m³

Baukosten (nach DIN 276):

Gesamt brutto: 4,6 Mio. €

€/m² HNF: 10 222

€/m³ BRI: 1 211

 

Fachplanung

Tragwerksplanung: Merz Kley Partner ZT GmbH, Dornbirn/AT, www.mkp-ing.com

TGA-Planung: PPC Projekt-Planung & Consulting GmbH, Melsungen, www.ppc-bauconsult.de

Lichtplanung: Manfred Remm, Dornbirn/AT

Lichtlinsen: Glas Marte, Bregenz/AT, www.glasmarte.at

Akustik/Energieplanung/Energieberatung: DI Günter Meusburger, Schwarzenberg/AT,

www.gmbauphysik.at

Landschaftsarchitektur: Schöne Aussichten Landschaftsarchitektur, Kassel, www.schoeneaussichten.net

Brandschutz: Neumann Krex Partner, Niestetal, www.nk-ing.de

Elektroplanung: kbi – keydel bock ingenieure GmbH, www.k-b-i.de

Energie

Primärenergiebedarf: 43 kWh/m²a nach EnEV 2013

Endenergiebedarf: 164 kWh/m²a nach EnEV 2013 (Wärme)

Energiekonzept:

U-Werte Gebäudehülle:

Außenwand = 0,24 W/(m²K)

Bodenplatte = 0,15 W/(m²K)

Dach = 0,09 W/(m²K)

Fenster (Uw) = 0,88 W/(m²K)

Haustechnik: Heizöl Nah-/Fernwärme HW, erneuerbar, PV-Anlage am Dach

Hersteller

Beleuchtung: Zumtobel Leuchten, www.zumtobel.de, und Georg Bechter Licht , www.georgbechterlicht.at

Beschläge: FSB, www.fsb.de

Trennwandsystem: HUFCOR Deutschland GmbH, www.hufcoreeuropa.com

Lichtlinsen: Glas Marte, www.glasmarte.at, u. a., 3-fach Verglasung, innen: sandgestrahlt, außen: Wölbung aus gepresstem Glas

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