Liebe Leser:innen,

machen wir uns nichts vor: Das Wort Baudenkmalpflege löst in der Architektenschaft zumeist gemischte Gefühle aus. Die einen fürchten um ihre kreative Freiheit, Neues zu gestalten, andere denken an die steigenden Kosten, wenn auf den kulturellen Wert einzelner Bauteile Rücksicht genommen werden muss, als sie einfach durch modernere, vermeintlich leistungsfähigere Konstruktionen zu ersetzen. Wieder andere verweisen auf die Mengen an Energie und anderer Ressourcen, die zugige Burgen und schimmelnde Klassiker für ihren Erhalt verschlingen.

Auch wir in der Redaktion waren anfangs von dem Thema nicht vollständig überzeugt. Sollten wir uns nicht lieber einem zeitgemäßen Thema widmen, dem „Einfachen sanieren“ zum Beispiel? Einem Thema der guten Praxis, jenseits der akademischen und kanonisierten Besitzstandswahrung. Oder gibt es doch eine Verbindung zwischen der Konservierung des baukulturellen Erbes und aktuellen Themen wie dem Bauen im Bestand oder dem einfachen Bauen?

Aus Kirchen wurden in der Vergangenheit immer wieder Stadtmauern oder Häuser, Lehmbauten sind keine Erfindung der Gegenwart – modernes Bauen heißt heute oft, sich auf alte Tugenden zu besinnen und sie in das Hier und Jetzt, bestenfalls sogar zukunftsfähig zu übersetzen. Die gesamte Branche lernt gerade mit dem auszukommen, was da ist, sich intensiv mit dem Bestand zu beschäftigen und ihn zu pflegen. Und welche Disziplin der Architektur kann hierbei auf den größten Erfahrungsschatz zurückgreifen? Richtig, die Baudenkmalpflege.

Wir haben uns deshalb mit unserem Heftpartner, dem Büro Brenne Architekten aus Berlin, auf Erkundungstour begeben und waren überrascht, wie involviert denkmalpflegerisch tätige Büros in aktuellen Debatten sind. Kissler Effgen und Partner aus Wiesbaden (S. 31 ff) nutzen einen Gerichtskomplex der Frührenaissance zum Wohnen um – inklusive Café und Co-Working-Space. AFF Architekten aus Berlin (S.36 ff) bauen einen Kornversuchsspeicher weiter, um ihn als historischen Stadtbaustein in einem Retortenquartier zu erhalten. Und die Genfer Jaccaud + Associés (S. 42) holen einen modernen Riesen ihrer Heimatstadt in die Gegenwart, damit die gigantische Siedlungsstruktur weiteren Generationen als Heimat und Identifikationsort dienen kann.

Und da sind Brenne Architekten selbst, die vor allem überall dort mitmischen, wo in Deutschland Klassiker der Moderne in Gefahr sind – alle Projekte aufzuzählen, bei denen sie federführend für den Erhalt und die Ertüchtigung für künftige Um- und Weiternutzungen verantwortlich zeichnen, sprengt den Rahmen. Einen Überblick über ihr Schaffen und ihre Philosophie gibt ihr bautechnischer Beitrag (S. 48 ff). Ihr aktuelles Projekt, die Sanierung der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, porträtieren wir im Architekturteil (S. 22 ff). Mit Brenne lernen wir: Wenn wir die Denkmalpflege als die Kunst des kleinstmöglichen Eingriffs begreifen, dann lernen wir, das Bestehende zu würdigen, um es lange zu nutzen und Ressourcen zu sparen.

Konservativ oder progressiv? Machen Sie sich selbst ein Bild! Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre,

Ihr

Jan Ahrenberg

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Schreiben Sie mir gerne unter jan.ahrenberg@DBZ.de

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