Postmoderne!

Die Postmoderne, der Name lässt diese Feststellung zu – dauert noch an: Die Postpostmoderne formiert sich erst langsam, bestimmt von der Erkenntnis, dass Moderne und Postmoderne kaum Lösungen für die anstehenden Aufgaben des Bauens in einer postindustriellen Zeit liefern.

Dennoch lohnt der Blick in das Vergangene, auch wenn es – scheinbar paradox – noch andauert. Die Postmoderne, die auch als eine Reaktion auf das Krisenhafte der 1970er-Jahre zu lesen ist wie zugleich als eine Art Feier in der Aufbruchstimmung des Vorjahrtausendwendejahrzehnts, wird gerade wieder häufiger ins Visier genommen. Der hier vorliegende, gut gefüllte Tagungsband legt dar, mit Schwerpunkt auf den deutschsprachigen Raum, wie das bauliche Erbe dieser fälschlicherweise als Epoche bezeichneten Zeit zu erfassen, zu erhalten und weiterzuentwickeln ist. Dabei schauen die Verfasserinnen durch die Brille der Denkmalpflege. Themen sind Inventarisierung, Normen der Postmoderne oder Sanierungsstrategien. Die meisten Beiträge schauen auf einzelne Projekte, die im Kontext vorgestellt und bewertet werden; es gibt den Blick auf Ikonen (manche wird hier vermisst) und eher unbekannte Schätze.

Ob wir damit ein Arbeitsbuch haben? Im Ansatz ja, die Auswahl der hier dargestellten Einzel­aspekte und Projekte könnte Grundlage sein für die nun dringend anstehenden Unterschutzstellungen von Einzelbauten wie Ensembles. Und so breit, wie die Tagungsdokumentation angelegt ist, sollte die Grundlage für Folgediskurse dann auch werden. Nun sind andere dran, das postmoderne Erbe als Wissenspool anzunehmen und daraus Handlungsfelder zu entwickeln. Be. K.

Denkmal Postmoderne. Bestände einer (un)geliebten Epoche. Hrsg.v. K. Angermann, H.-R. Meier, M. Brenner, S. Langenberg. Birkhäuser, Basel 2024, 264 S., 120 Farbabb., (im Set mit dem hier ebenfalls besprochene Kongressband High-Tech-Architektur für 130 €)
72 €, ISBN 978-3-0356-2783-1
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