Ressourcen neu denken
Nachhaltigkeit bedeutet nicht etwa nur ein Wertebündel zum Zweck eines energieeffizienten Wirtschaftens – sondern auch, Unternehmensprozesse ökonomisch und sozial verträglich zu gestalten. Wie genau das funktionieren kann, haben wir im Gespräch mit Arne Senftleben, Nachhaltigkeitsmanager bei Kleusberg, eruiert.
Herr Senftleben, wie gestaltet Kleusberg den nachhaltigen Lebenszyklus seiner Stahlbeton-Modulgebäude von der Materialbeschaffung bis hin zur späteren Wiederverwertung?
Arne Senftleben (AS): Kleusberg verfolgt eine umfassende Strategie für einen nachhaltigen Lebenszyklus unserer Modulgebäude, die sich von der Konzeption über Material-Beschaffung, den Betrieb – ggf. über mehrere Nutzungsphasen, bis zur finalen Wiederverwertung erstreckt. Eine zentrale Grundlage dafür ist die nachhaltige Materialbeschaffung.
Deswegen sind die Analysen zu unserer Wertschöpfungskette so wichtig. Nicht nur interne Produktionsprozesse sind dabei zu beachten, sondern auch die unserer Zulieferer. Wir arbeiten mit unseren Lieferanten aktiv daran, die Produktion der von uns verwendeten Materialien klimafreundlicher zu gestalten. Nicht zuletzt setzen wir uns damit insgesamt für eine steigende Nachfrage nachhaltig hergestellter Baustoffe ein. Wichtiger Bestandteil unserer Strategie ist die Kreislaufwirtschaft. Jedes unserer Module ist darauf ausgelegt, mehrere Nutzungsphasen durchlaufen zu können, bevor es am Ende seines Lebenszyklus vollständig rückgebaut, sortenrein getrennt und wiederverwertet werden kann.
Kommen wir zur Infrastruktur: Welche Schritte werden konkret unternommen, um den Energieverbrauch und die Emissionen bei der Produktion und Montage zu senken?
AS: Das ist ein wichtiger Punkt – diesbezüglich sind wir noch in der Analysephase. Hierbei haben wir uns zunächst angeschaut, über welchen Energiemix Kleusberg verfügt. Wie jedes Unternehmen, braucht auch Kleusberg Strom – also stellte sich die Frage, von welchem Anbieter wir diesen beziehen wollen. Einfach nur Strom aus regenerativen Energiequellen oder besser noch von einem Erzeuger, der in entsprechende Anlagen investiert. Unser Unternehmen hat sich genau dafür entschieden. Auch unsere Bürostandorte sind in diese Betrachtungen miteinbezogen – so stellen wir uns bei Sanierungs- und Renovierungsmaßnahmen immer auch die Frage, wie dort der Einsatz von Wärmepumpen oder PV-Anlagen gewährleistet werden kann. Genauso haben wir uns natürlich auch den Fahrzeugpool angeschaut – sprich: die Pkw und Lkw. Kleusberg verfügt über eine eigene Spedition, bei der die Flotte aktuell noch aus dieselbetriebenen Lkw besteht – das werden wir jedoch mittelfristig verändern. Dafür startet demnächst der Testbetrieb eines batteriebetriebenen 7,5 Tonners, mit dem wir kleinere Bauteile von Werk zu Werk transportieren. Er wird für Kurzstreckenfahrten genutzt und über Nacht dann an der Ladestation mit Strom versorgt. Durch die Erfahrungen mit dem Transporter können wir die notwendigen Rahmenbedingungen für den künftigen Einsatz von E-Lkw definieren. Deswegen bin ich ein großer Fan solcher Pilotprojekte. Erstens kann man unglaublich viel davon lernen, zweitens wird hierdurch der Nachhaltigkeitsgedanke auch viel stärker in das Bewusstsein der Belegschaft verankert.
Das ist ein gutes Stichwort. Wie wird bei Kleusberg sichergestellt, dass Nachhaltigkeit nicht nur ein Schlagwort bleibt, sondern tatsächlich in der Unternehmenskultur verankert wird?
AS: Eine Unternehmenskultur beeinflusst man nur mit einem ganzheitlichen Konzept. Viele Schritte dafür sind bereits getan, sei es durch die Rückkehr zum Holzbau – Kleusberg wurde 1948 als Schreinerbetrieb gegründet – Abfallvermeidung oder kontinuierliche Verbesserung unserer Energieeffizienz. Wir verankern jetzt ein Nachhaltigkeitsmanagement, das alle Themen strategisch zusammenfassen wird. Es geht hierbei nicht nur um Umweltschutz, sondern auch um eine ökonomische und soziale Nachhaltigkeit. Denn Nachhaltigkeit bedeutet auch, dass wir uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung stellen. Allgemein muss sich die Bauwirtschaft mit den Herausforderungen des Klimawandels und der Ressourcenknappheit beschäftigen: Wie und wo bauen wir, dass Bauwerke selbst extremen Klimaereignissen wie beispielsweise Überflutungen standhalten können? Wie schaffen wir es, die Nutzung von Recyclingmaterial zu erhöhen? Wie können wir die Zirkularität von Gebäuden positiv gestalten? Kleusberg arbeitet daran, die richtigen Lösungen dafür umzusetzen. Das passiert nur, wenn alle Mitarbeitenden gemeinsam an dieser Umsetzung arbeiten. Sowohl die Inhaberfamilie als auch die Geschäftsleitung setzen sich seit jeher aktiv dafür ein, dass dies nicht bloße Theorie bleibt, sondern gelebte Praxis wird. Das ist auch etwas, das uns als Unternehmen auszeichnet. Da Kleusberg ein traditionsreiches Familienunternehmen ist, spielt das Miteinander eine große Rolle. Dadurch werden viele dieser Themen intrinsisch umgesetzt. Natürlich haben auch wir noch Entwicklungsfelder, man lernt ja schließlich nie aus. Nichtsdestotrotz denke ich, dass Kleusberg da auf einem sehr guten Weg ist und auch ein Vorbild für andere Unternehmen sein kann.
Das Interview mit Arne Senftleben führte DBZ-Redakteurin Yoko Rödel am 8. November 2024.