Spurensuche im Anthropozän

Im dem Essay des Architekturkritikers und Autors Friedrich von Borries „Architektur im Anthropozän. Eine spekulative Archäologie“ versucht eine außerirdische Entität das Menschliche auf einer Welt zu rekonstruieren, das nur noch in Spuren  vorhanden ist, die die sich selbst ausgelöschte Menschheit hinterlassen hat. Aia, so das Außerirdische, findet diese Spuren vor allem in der gebauten Umwelt. Aber auch im scheinbar Unberührten – Wälder, Meere, Wüsten, dem All – zeichnen sich Spuren ab. Welche Art von Gesellschaft wird Aia erkennen, zu welchem Urteil kommen?

Ziel der spekulativen Auseinandersetzung sind nicht die Schuldigen in der Baugeschichte; der Autor analysiert Ereignisse, stellt Zusammenhänge dar und welche Konsequenzen daraus abzuleiten sind. Innerhalb eines erzählerischen Spannungsbogens offenbart von Borries, dass selbst jene aus unserer heutigen Sicht „guten“ oder „gutgemeinten“ Antworten auf klimatische, gesellschaftliche oder politische Krisen letztlich mehr Probleme schaffen als Lösungen bieten. Denn sie reproduzieren die immer gleichen Ansätze: mal grün, mal glitzernd, mal photovoltaisch.

Der Entwurf einer anderen Zukunft, so von Borries, muss aber vor allem offen sein. Und wir sollten darüber sprechen, welche Welt wir für wen wie retten wollen! Aus einer kapital- und kolonial­kritischen Perspektive zeigt Friedrich von Borries sehr deutlich, dass die megalomanen Projekte der Gegenwart nicht die notwendigen Lösungen bieten, sondern … Nun, lesen Sie selbst! AGh

Friedrich von Borries, Architektur im Anthropozän. Eine spekulative Archäologie. Suhrkamp, Berlin 2024, 464 S.,

32 €, ISBN 978-3-518-43202-0

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