Tour durch den Schweizer Systembau
Ein wenig reibt sich der Laie die Augen und wundert sich: Serielle Fertigung von Architektur in der Schweiz? Plattenbauten vor Alpenkulisse? Tatsächlich gibt es sie aber, die seriell gefertigten Bauten aus industriell vorfabrizierten Elementen – wie in ganz Europa, das nach dem Weltkrieg 1939-45 in Trümmern lag. Und auch wenn die Schweiz von materiellen Schäden eher verschont blieb, schauten die Schweizer Unternehmer natürlich auf die Nachbarmärkte; und die waren boomende mit Systembau, mit Großtafelbau etc. Und auch das muss man festhalten: Ein Großteil davon sprach eher die aufstrebende Mittelschicht an und war privatwirtschaftlich finanziert.
Wie nun und in welcher Ausprägung, mit welchen eigenen Produkten und Systemen die Schweizer:innen ab den 1960er-Jahren ihre Baulandschaft veränderten, das ist der Fokus dieser Arbeit. Mit Essays zur Architekturgeschichte, zur Soziologie oder auch Konstruktion, natürlich mit einem Blick aus der Denkmalpflege – sehr spannend, gerade auch wegen der dem Systembau immanenten Veränderbarkeit des Ganzen und der damit schwierigen Einordung des Originalzustands – werden 18 typologisch durchaus unterschiedliche Objekte sehr prägnant dokumentiert. Dass die gestalterisch rund gemachte Publikation über die anschauliche und doch irgendwie auch lokale Architekturhistorie hinaus insbesondere für die aktuelle, europaweite Diskussion um die Wiedereinführung massenhaften Modul-/Systembaus ihren Wert hat, ist offenbar.
Der als Einstieg zu verstehende Themenband schließt mit einem Bestandsverzeichnis, das die Bausysteme und realisierten Systembauten in der Schweiz erfasst; die gelisteten Adressen ermöglichen deren Besuch oder gar eine „tour à travers le système de construction suisse“! Be. K.