Urbane Hoteltrends

Hotels sind im Wandel und reagieren auf die mittlerweile für Nachhaltigkeit sensibilisierte Kundenklientel. Individuelle und thematisierte Lösungen für das Interior dominieren den Markt. Die Lagepriorität verschwimmt bzw. es werden immer neue Locations interessant. Thematisierte Hotels funktionieren in direkter Nachbarschaft, und das Angebot und die Diversität werden immer größer.

Hotels sind im Wandel und reagieren auf die mittlerweile für Nachhaltigkeit sensibilisierte Kundenklientel. Individuelle und thematisierte Lösungen für das Interior dominieren den Markt. Die Lagepriorität verschwimmt bzw. es werden immer neue Locations interessant. Thematisierte Hotels funktionieren in direkter Nachbarschaft und das Angebot und die Diversität werden immer größer.

Hotelkategorisierungen, Hoteltypen, die Größe der Zimmer und die öffentlichen Bereiche von Hotels haben sich den geänderten Bedürfnissen und Anforderungen einer neuen Reisegeneration angepasst. Auch die steigenden Grundstückspreise an attraktiven Standorten haben zu diesem Phänomen geführt. So ist einerseits nicht mehr genug Platz in den Städten für große Luxushotels mit eigenem ausgedehntem Wellnessbereich, andererseits  ermöglichen der Markt und die Wirtschaftlichkeit dieses Hotelkonzept nur an ganz wenigen Orten. Die Folge davon ist, dass immer mehr individuelle Boutique-Hotelketten oder auch 2-3-­Sterne-Hotels mit dem Komfort eines 4-Sterne-Hotels in den Markt drängen, um den Individualtouristen oder den Geschäftsreisenden zu bedienen. Das reine Übernachten in einer Wohlfühlatmosphäre wird immer wichtiger. Die Vollverpflegung im Hotel ohne den Reiz der Stadt, deren gastronomisches und kulturelles Angebote zu nutzen, werden vom Gast scheinbar nicht mehr so stark nachgefragt. Diese Entwicklung bedeutet, dass die Zimmer immer optimierter geschnitten werden können: Platz für ein komfortables Bett, ein funktionales Bad und die Möglichkeit, am Laptop zu arbeiten, sei es im Zimmer oder in der Lobby, sind die Must-haves eines jeden Hotels. Die Nebenflächen wie Lobby, Frühstücksraum und Bar werden kleiner oder verschmelzen miteinander, sodass in vielen Fällen ein wohnlicher Multifunktionsbereich entsteht, dessen Räume nicht mehr nur zu bestimmten Tageszeiten frequentiert, sondern zu einem ständigen Treffpunkt im Hotel werden.

Diese Entwicklung hat durch die Corona-Pandemie lediglich eine Pause eingelegt und ist beileibe nicht abgeschlossen. Nicht nur die bekannten Budget-Hotelketten sind auf Wachstumskurs. Viele Hotelbetreiber, die man eher im gehobenen oder Luxussegment ansiedelt, erfinden sich neu. Ein frisches Design und neue hauseigene Marken im Budget-Bereich ergänzen nun das Angebot einer jeden Hotelkette. Dabei fällt auf, dass es bei immer größerem Angebot immer schwieriger wird, sich von den Mitbewerbern abzugrenzen, da es nicht mehr darum geht, sich in den Angeboten und dem Hotelservice von anderen Betreibern abzusetzen. Das Branding des Hotels mit seinem Innenraumdesign wird immer wichtiger und sicherlich auch kurzlebiger. Wie spezifisch sich Betreiber positio­nieren, verdeutlicht das von uns gebaute Hanse Trio in Rostock oder das NH und Nui Hotel in Mannheim und Hamburg. Ein Gebäudekomplex, in dem zwei Hotels für ein unterschiedliches Klientel untergebracht sind.

Die Zeiten, in denen ein Hotel mit dem gleichen Interior und der gleichen Idee über mehrere Jahrzehnte funktioniert hat, sind m. E. vorbei. Der Markt und die Bedürfnisse der Gäste werden immer spezifischer und anspruchsvoller. Etwas Neues zu entdecken in einem modernen bzw. immer neuen Umfeld wird wichtiger. Aspekte der Nachhaltigkeit nehmen zunehmend mehr Raum ein, sodass der Hinweis, die Handtücher mehrfach zu nutzen, nicht mehr ausreichen wird. Ganzheitlich, nachhaltig und ökologisch bzw. biologisch zu sein, wird sicher in den nächsten Jahren prägend werden. Man vergleiche dazu nur das Frühstücksangebot von vor 20 Jahren mit dem von heute. Im Grunde muss jedes Hotel heutzutage irgendwie auch ein Boutique-Hotel sein, das einer individuellen Idee oder einem Trend folgt, um den Aufenthalt zum einzigartigen Erlebnis werden zu lassen. Boutique-Hotels sind bekannt für ihre individuelle und einzigartige Atmosphäre. Im Vergleich zu Luxushotels können Boutique- und 3-Sterne-Hotels oft eine erschwinglichere Option für Reisende sein, die dennoch nach einem gewissen Komfort und Qualität suchen. Dies macht sie attraktiv für Reisende mit einem begrenzten Budget oder für längere Aufenthalte, bei denen der Preis eine Rolle spielt.

Für Architekten und Projektent­wicklerinnen bedeutet dieser Trend, dass die Effizienz der Planung entscheidend für die Entwicklung eines Standorts ist: einerseits die Wirtschaftlichkeit des Gebäudes, andererseits aber auch die Vermittlung einer Großzügigkeit trotz deutlich reduzierten Flächenanforderungen. Hierfür ist oftmals Kreativität in der Planung von Bädern oder Möbeln gefragt. So wird zum Beispiel des Öfteren das Bad so weit aufgelöst, dass es keinen separaten Raum darstellt, sondern in den Gastraum integriert ist. Spiegel und Glasflächen werden klug eingesetzt, um diesen Raumeindruck zu verstärken. Möbel können zum Teil umgebaut werden, um z. B. aus einem Bett eine Sitzgelegenheit zu generieren. Im Grunde wird aus dem Hotelzimmer ebenfalls ein multifunktional nutzbarer Raum. Familienzimmer mit Etagenbetten, wie man sie aus Jugendherbergen kennt, gehören mittlerweile ebenfalls zum Angebot.

Jede Hotelkette hat hierbei ihre eigene Grundaussage im Design und im Angebot, sodass diese bei Zimmergrößen zwischen mittlerweile nur noch 10-18 m² neben der Lage die entscheidenden Merkmale für die Auswahl des Hotels sind. Auch die Präferenz der Gäste für die Hotellage hat sich in den letzten Jahren verändert. Stadtzentren, eine gute verkehrstechnische Lage, die Nähe zu Sehenswürdigkeiten, Grünzonen und Parks sind die bevorzugten Standorte. Hinzu kommen allerdings auch immer mehr Hotels in sogenannten „Trend- und Szenevierteln“. Des Weiteren reicht oftmals der Anschluss zum ÖPNV aus, um den Standort für ein Budgethotel attraktiv zu machen. Auch die Umwidmung eines 70er-Jahre Bürogebäudes zum Hotel in zweiter Reihe kann so verortet als Standort interessant werden, mit dem Effekt, dass graue Energie erhalten bleibt und Hybridelemente zum Einsatz kommen.

Wie auch im Einzelhandel oder der Gastronomie muss das Hotel nicht mehr vor Ort gefunden werden, sondern wird im Vorfeld über Bilder, Preis, Lage und Bewertung online ermittelt. Die früher wichtige absolute Lagepriorität verschwimmt demnach für Budgethotels oder ist auch schon mal unspektakulär in einen Mixed Use integriert.

Vorbei sind die Zeiten, in denen es ausreichte, eine Marke zu repräsentieren. Immer neue Konzepte füllen diesen Markt aus und verdrängen die Hotels, die nicht auf die Zeichen der Zeit reagieren. Diese schnelllebigen Veränderungen werden es in Zukunft immer schwieriger machen, am Markt zu bestehen. Nicht nur die ­Arbeitswelten und der Einzelhandel erleben einen Wandel durch die ­digitale Vernetzung und die Globalisierung, sondern auch die Hotelbranche. So gibt es sicherlich eine deutlich größere Reichweite und entsprechend mehr Gästepotenzial. Die Trends und der Markt sind allerdings auch schnelllebiger geworden. Dies bedeutet, dass sich Hotelbetrei­ber immer wieder umstellen und ihre Konzepte anpassen müssen. Dieser Gedanke allerdings steht aufgrund des Materialeinsatzes für Umbauten im Missverhältnis zu einem nachhaltigen Gebäude, es sei denn, es eingesetzte Materialen werden wiederverwendet (cradle-to-cradle).

Hotelketten streben oft nach einer gewissen Standardisierung ihrer Einrichtungen und Dienstleistungen, um ihren Gästen eine konsistente Erfahrung bei oftmals möglichst kosten­effizienter Bauweise zu bieten. Dies kann zu einer begrenzten Flexibilität bei der Implementierung nachhaltiger Praktiken führen. Seit einigen Jahren verstärken sich allerdings die Anstrengungen der Hotels, ihre Nachhaltigkeitsleistungen zu verbessern. Sie versuchen zunehmend, ihren Energie- und Wasserverbrauch durch energieeffizientere, zertifizierte Gebäude sowie den Einsatz intelligenter Technologien und auch Regenwassernutzung zu reduzieren. Nachhaltige Materialien werden bei Renovierungen und Neubauten mittlerweile bevorzugt, da auch die Besucherklientel durch die Medien mittlerweile dafür sensibilisiert wurde.

Neben Nachhaltigkeit wird natürlich auch Barrierefreiheit in den Hotels realisiert, ein Angebot, das verstärkt nachgefragt wird. Der Anteil an barrierefreien Zimmern liegt mittlerweile bei zehn Prozent. Die Anforderungen an Barrierefreiheit kollidieren des Öfteren mit den individuellen und optimierten Planungen sowie mit dem Design. Der Flächenverbrauch ist im Durchschnitt größer und verträgt sich nicht immer mit den durchgerasterten, optimierten Grundrissen im Regelgeschoss.

So sahen vormals barrierefreie Zimmer oder Zimmer für Menschen mit Behinderung durch gegebene Richtlinien eher wie Hospitalzimmer aus und vermittelten keinen wohnlichen Eindruck. Mittlerweile gibt es allerdings auch hierfür anschauliche Lösungen, die auch Menschen mit Behinderungen einen behaglichen Aufenthalt ermöglichen.

Autor Frank Buken ist Architekt und plant seit den 2000er-Jahren Hotelimmobilien. Zum Portfolio seines Büros gehören mittlerweile mehr als 20 realisierte Hotels
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