Was ist High-Tech?

Aus hochkarätigen Symposien oder Fachkongressen eigenständige Buchpublikationen zu machen ist fast ausgeschlossen. Solche Zusammenfassungen der vorher in Vorträgen präsentierten Forschung funktionieren nur bedingt, ist doch eine Publikation zu einem Fachthema immer nur gut, wenn die dort versammelten Beiträge einem roten Faden UND einer Dramaturgie folgen. Die bloße Aneinanderreihung von vielleicht Fachspitze seienden, tatsächlich aber nebeneinanderstehenden und auch unverbundenen Einzelaspekten reicht nicht aus, ein Thema prägnant und präzise auf ein gemeinsames Fundament zu stellen und so zu einem abschließenden Ergebnis zu kommen; das natürlich offen ist, für weitere Forschung.

Der vorliegende Sammelband von Vorträgen einer Konferenz vom September 2023 an der ETHZ zum Thema „High-Tech Architektur – Innovatives Konstruktionserbe erhalten“ ist unter dem genannten Kritikpunkt zu bewerten. So lesen wir zwar eine Menge zur Geschichte von Einzelbauten, die man hier dem Typus High-Tech-Architektur zugeordnet hat (so sehr nachvollziehbar wie zugleich zu hinterfragen das Centre Georges Pompidou in Paris oder das Lloyd’s Building in London). Doch warum sie nun High-Tech sind, das mehr wäre als eine außenliegende Technik (TGA, Tragwerk), dem wird nicht nachgegangen. Insbesondere wäre es wunderbar gewesen, das High-Tech im Kontrast zum Low-Tech zu beschreiben, eine Kontrastierung, die den heute geführten Diskurs über eine zukunftsfähige und zukunftsweisende Architektur bereichert hätte.

Doch vielleicht möchte der Rezensent auch nur den in der Konferenz platzierten Fokus der Denkmal-, Kulturerbe- oder schlicht Gebäudepflege überlesen, der hier wesentlich war. Ob die Ikonen des hier so genannten High-Tech zu erhalten sind, steht außer Frage. Ob das auch für weniger bekannte, für die Baukulturgeschichte aber ebenso bedeutende Arbeiten gilt, ist ein anderes Thema; eines, das hier insbesondere aus den ehemaligen Ostblockländern in die Diskussion eingeführt wird.

Damit haben wir allerdings ein sehr spannendes Kompendium zum Thema High-Tech-Architektur in Europa vorliegen, dessen Untersuchungen im Einzelnen zu vertiefen wäre, wobei jedoch der Mangel in der Präsentation von sekundärer Literatur im Kontext einer solchen Publikation ein echter Mangel ist. Ansonsten: Wer sucht, wird fündig. Manchmal auch in überraschend anderen Kontexten. Be. K.

High-Tech Heritage. (Im)permanence of Innovative Architecture. Hrsg.v. K. Angermann, H.-R. Meier, M. Brenner, S. Langenberg. Engl. Birkhäuser, Basel 2024, 248 S., 120 Farbabb. (im Set mit dem hier ebenfalls besprochenen Kongressband Denkmal Postmoderne für 130 €)
72 €, ISBN 978-3-0356-2784-8
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