Werkzeugkasten prüfen
Nicht wenige Architektinnen verweisen immer wieder stolz auf ihre Skizzenbücher. Gerade in Zeiten des zunehmend Ephemeren in der scheinbar immer kleiner werdenden analogen Welt scheint der Zeichenstift für die kreative Branche von steigendem Wert zu sein. Doch was zu Väterzeiten der 6 B oder 0,18 Tuschestift war, ist heute längst erweitert durch Zeichenwerkzeuge, die „das Denken auf dem Papier“ anschaulich werden lassen. Und das ganz entgegen einer immer glatteren Perfektion des Digitalen, die sich mit hoher Rechnerleistung darum bemüht, das der Handschrift eigene Individuelle und seinen Charme des Unperfekten im Nachhinein zu generien.
Es gibt sie also, die Fortschreibungen des analogen und meist sehr ausgewählt besetzten Werkzeugkastens der Zeichner, doch wie überall sonst auch gibt es auch hier zuviel. Soviel, dass wir uns entweder durch alles Mangelhafte – weil eben nicht passende – durchprobieren oder uns für das nur halbwegs Hinreichende resignierend entscheiden.
Die vorliegende, einem Skizzenbuch in der äußeren Anmutung ähnlichen Publikation will nun „Orientierung im Wald der Werkzeuge“ schaffen. Mit einer grundsätzlichen Übersicht über die meisten Malwerkzeuge, wie beispielsweise Fine- und Multiliner, Füllfederhalter, Kugelschreiber (!), Copic-Marker oder Aquarellmarker, können wir – dem systematischen Aufbau folgend – unseren eigenen Werkzeugkasten mit Stiften bestücken, die unserem Zeichenstil, dem Sujet und unserer Ambition entsprechen. Dass wir dabei auch unsere Gewohnheiten hinterfragen und neue Misch- oder Wisch-, Schraffur- oder Flächenfülltechniken entdecken, verdanken wir einer sehr anschaulich gemachten, praxisnahen Darstellung.
Was der Rezensent vermisste: einen kleinen Ausflug in die Zeichengeschichte des 19.-20. Jahrhunderts. Mit kleinem Stichwortverzeichnis. Be. K.