Zaha Hadids letzter; in Österreich
Zaha Hadid setzte mit ihrer außergewöhnlichen und futuristischen Architektur neue Maßstäbe in Sachen Design und Form. Ihre dynamischen und kinetischen Gebäude galten bautechnisch lange Zeit als nicht realisierbar. Doch mit der Feuerwache in Weil am Rhein – die als Arbeitshaus allerdings nicht funktionierte – startete die Architektin aus Theorie und künstlerischem Tun in die Baupraxis. Das mittlerweile schier unübersichtliche, international rezipierte Werk gehört zum Einflussreichsten, was Architekturbüros bis heute ikonisch geplant haben und noch planen. Am 31. März 2016 verstarb die gerade mal 65 Jahre alte gebürtige Irakerin in Miami, Florida/USA, doch immer noch kommen Arbeiten in die Realisierung, denen erste Ideenskizzen der Architektin zugrunde liegen. So auch der Entwurf des Design-Hauses ARGOS in Graz/AT. Das Gebäude an der Einspinner-/Ecke Burggasse hebt sich deutlich aus der Wohnblockrandbebauung heraus. Wer die Möglichkeit hat, das Innere zu besuchen, wird hier ebenfalls auf Handschrift und Gestalter:innenwillen treffen (back to the 70th!).
Nun heißt „Argos“ nichts anderes als „Auge“ und Augen sind in der Fassadengestaltung des Wohn-/Bürohauses das Thema. Was auch schon 2003 irgendwie Thema des Kunsthauses Graz war, dessen Entwurf die Architekten Peter Cook und Colin Fournier nur 500 m Luftlinie Entfernung im Westen, jenseits der Mur realisierten. Wie der Bau von Hadid weicht er in seiner architektonischen Gestalt deutlich vom Umfeld und vom Gewohnten insgesamt ab („Friendly Alien“ nannte ihn Colin Fournier). 15 nozzles (Lichtschächte) ragen wie Stachel mit etwa 45 ° Neigung aus dem Volumen heraus und sind am Ende nichts weniger als „die bauplastische Ausformulierung der Fenster“ (Pressemeldung) von Hadid, die „ähnlich wie Blasen oder Augen aus der Fassade kragen“.
Der Entwurf geht auf einen Wettbewerb von 2004 zurück. Schon 2020 wurde er seiner Bestimmung übergeben (Projektentwickler war die WEGRAZ). 21 komplett ausgestattete Apartments mit digitalem Vollservice werden auf vier Geschossen angeboten, darunter gibt es Büros, im EG Gastro und kleine Geschäfte.
Die aufgesetzten Bubbles sind eine Holzkonstruktion, zu konisch geformten Elementen lagenweise verschraubtes Brettschichtholz, das wie im Schiffbau die Spanten die Form modelliert. Wobei die Spanten hier aufeinanderliegen. Unterschiedliche, teils gebogene Festverglasungen öffnen den Innenraum auch einmal annähernd raumhoch, alle sind über Binnenscheibensegmente zu öffnen. Ein dezenter Hadid. Be. K.