Bidi Bidi baut
22.01.2025 |In Uganda hat ein internationales Planungsteam eindrucksvoll bewiesen, wie sich hochwertige Architektur selbst unter widrigsten Umständen realisieren lässt. Inmitten der zweitgrößten Flüchtlingssiedlung des Landes entstand ein Gebäude für Musik, Tanz und Bildung, das den Menschen als Kultur- und Begegnungsort dient und ihnen bei der Verarbeitung ihrer Kriegstraumata hilft.
Foto: Mutua Matheka / to.org
Im Nordwesten Ugandas, unweit der Grenze zum Südsudan und zur Demokratischen Republik Kongo, liegt das Bidi Bidi Refugee Settlement. Es ist das Zuhause von rund zweihunderttausend Menschen, was in etwa der Einwohnerzahl Braunschweigs entspricht. Wer eine der Zonen Bidi Bidis besucht, erblickt kleinteilige dörfliche Strukturen – die anderen Ortschaften Ugandas so ähnlich sind, sodass ein ortsunkundiges Auge nicht erkennt, wo die Grenzen zwischen dem Dorf der Einheimischen und der Siedlung der Flüchtlinge verlaufen. Eine Autofahrt zwischen den fünf weit verstreut liegenden Zonen dauert auf den unbefestigten Straßen bis zu einer Stunde, selbst bei trockenen Witterungsverhältnissen. Auch urbane Infrastruktur sucht man vergeblich. Statt öffentlicher Verkehrsmittel fahren Bodas, private Motorrad-Taxis. Wer in Bidi Bidi lebt, ist auch nicht an ein öffentliches Strom- oder Abwassernetz angeschlossen. Das Wasser wird mühsam aus Brunnen gepumpt, ist oft verschmutzt und Mangelware. Bildung ist im ganzen Land ein kostbares, aber auch teures Gut. Umso mehr erstaunt, dass genau hier ein so bedeutendes Neubauprojekt entstanden ist: Das Bidi Bidi Music and Arts Center. Das Kulturzentrum wurde Ende 2023 fertiggestellt, mit dem Ziel, den Bewohnern einen Entfaltungsraum für Musik, Tanz und Ideenentwicklung zu bieten. Zu verdanken ist dies dem besonderen Engagement eines hochkarätigen internationalen Planungsteams sowie dem unbändigen Willen der lokalen Bevölkerung.
Der Auftraggeber to.org sah bei der Konzeption des Projektes auch Agrarflächen und die Pflanzung unzähliger Obstbäume vor. Subsistenzlandwirtschaft stärkt die Unabhängigkeit der Bevölkerung von der Hilfe internationaler Organisationen.
Foto: Mutua Matheka / to.org
Am Anfang war der Baum
Den Beginn des Bidi Bidi Music and Arts Centers markierte kein Grundstein, sondern ein Baum: Mawa Zacharia, selbst aus dem Südsudan geflüchtet und Mitbegründer der Organisation Sina Loketa, berichtet über die Anfänge des Kulturzentrums. Da die ethnischen Spannungen, die im Südsudan zum Bürgerkrieg geführt hatten, anfangs auch das Miteinander in Bidi Bidi belasteten, suchte er nach Möglichkeiten, die Gemeinschaft zu stärken: „Wir können Herausforderungen in Chancen verwandeln. Wir müssen aber überlegen, was das richtige Werkzeug dafür ist“, sagt Mawa Zacharia. Unter einen prächtigen alten Baum bauten sie einfache Holzbänke. Gemeinsam mit Sylvain Himbana, einem späteren Gründungsmitglied Sina Loketas, initiierte er dort offene Treffen, bei denen Menschen aller Stämme die Möglichkeit erhielten, ihre traditionellen Tänze und Lieder zu performen. Heute steht dieser stolze Baum wie ein Denkmal auf dem Areal des Music and Arts Centers und wird immer noch rege als Treffpunkt genutzt. Mal trifft sich die Band für eine Session, oder ein Workshop wird abgehalten – wie etwa der mehrwöchige Kurs zum Erlernen der Kunst der Pilzzucht. An anderen Tagen sitzen die Menschen in seinem Schatten und plaudern miteinander.
Der „Baum des Lebens“ nennt ihn Zacharia. Nach einer mehrmonatigen Fortbildung zu sozialem Unternehmertum gründeten er und Himbana die Organisation Sina Loketa mit dem Ziel, einen Kultur- und Begegnungsraum zu etablieren sowie den Flüchtlingen durch konkrete Hilfestellungen ein besseres Leben zu ermöglichen. Ein mutiger Entschluss, der wohl auch pragmatische Gründe hatte. „Es gibt nicht genügend Jobs in Uganda. Wenn du Arbeit willst, musst du dir selbst eine Stelle schaffen“, erklärt Zacharia. So hört man es im ostafrikanischen Land aus vielen Mündern – doch im sozialen Unternehmertum geht es nie allein darum, ein Einkommen zu sichern, sondern auch Probleme der Gemeinschaft zu lösen. „Uns war wichtig, die kreativen Potenziale junger Flüchtlinge und marginalisierter Jugendlicher zu fördern. Sie sollen ihren Lebenszweck und ihre persönlichen und professionellen Talente entdecken können – durch Musik, aber auch durch Trainings zur Entwicklung unternehmerischer Kompetenzen“, erzählt Zacharia. In Folge wurde TO: auf Sina Loketa aufmerksam. Die Schweizer Organisation betreibt die Plattform to.org und ist bereits seit einigen Jahren in Uganda tätig. Brian Harris, Leiter des operativen Bereichs von to.org, verfolgte die Entwicklung der Flüchtlingssiedlung bereits seit ihrem Entstehen im Jahr 2016. Mit ihm und TO: fanden Zacharia und Himbana schließlich den idealen Projektpartner für die Entwicklung des Kulturzentrums. „Unsere Unterstützung von Sina Loketa war Teil eines umfassenderen Programms, bei dem wir gezielt aus den jeweiligen Gemeinschaften heraus entstandene Organisationen förderten“, so Harris. Der gebürtige New Yorker verfügt über vielfältige Kompetenzen zur Implementierung von Kultur- und Bauprojekten innerhalb marginalisierter Gemeinschaften. Basierend auf diesen Erfahrungen entwickelte er eine umfassende Finanzierungstrategie für den Neubau des Zentrums und stellte dafür ein hochprofessionelles Team aus lokalen und internationalen Planern zusammen, darunter die Architekten von Hassell (London) und Localworks (Kampala).
Vom Baum zur Bühne: Zur Einweihungsfeier im Dezember 2023 fand ein rauschendes Fest statt. Der für die Technik benötigte Strom wird von Solarpaneelen auf dem Dach produziert.
Foto: Mutua Matheka / to.org
Regeneratives Bauen
Gemeinsam entwickelten sie eine Architektur, die auf Basis von lokal verfügbaren Materialien gestaltet wurde, über intelligente Details verfügt und sich harmonisch in die Umgebung integriert. Es ist das Ergebnis jahrelanger, harter Arbeit, wie Harris berichtet: „Was das Projekt aus architektonischer Sicht so einzigartig machte, war die großartige Zusammenarbeit des Teams. Es war wirklich ein gemeinschaftlicher Kraftakt, dieses Gebäude zu bauen.“ Der Deutsche Felix Holland, Gründer und Geschäftsführer von Localworks, ergänzt: „Ich denke, es wird immer wichtiger werden, prozessorientiert, statt nur ergebnisorientiert zu arbeiten. Da bietet ein Design-Build-Konzept großes Potenzial. Du arbeitest als echtes Team an dem Projekt und kannst viel am Prozess verbessern – über die gesamte Lebensdauer des Gebäudes hinweg. In Bidi Bidi inkludierte dieser Prozess auch wöchentliche Besprechungen mit Xavier von Hassell. Als Architekt mit einem anderen Architekten zu sprechen ist super – weil beide genau wissen, was wichtig ist.“ Xavier de Kestelier ist Head of Design von Hassell London und bot seine Dienste pro bono an. Er übernahm den Entwurf unter Anwendung modernster Planungsmethoden; Felix Holland verantwortete als lokaler Architekt die Ausführungsplanung und bauliche Umsetzung. Kestelier, der ursprünglich aus Belgien stammt und sich sonst mit Themen wie der Kolonisation des Mars oder anderen, zwar weltlichen, jedoch nicht weniger komplexen Bauaufgaben beschäftigt, erinnert sich: “Wir arbeiteten mit parametrischen Design-Methoden, scripteten das ganze Gebäude in Grasshopper und Rhino. So konnten wir früh ein bis auf die Ziegelstellung detailliertes BIM-Modell an Localworks weitergeben. Das war eine äußerst effiziente Arbeitsweise, weil man schnell auf Änderungen reagieren konnte. Gleichzeitig ließen wir dem Projekt damit dieselbe Sorgfalt zukommen, wie jedem anderen auch.“ Entwickelt wurde das Gebäude auf Basis eines elliptischen Grundrisses mit überdachtem Amphitheater. Die kreisförmige Bühne und ein dahinter liegendes, von überkreuzten Stahlrohren begrenztes Atrium, bilden das Zentrum des Raumes. An den Längsseiten der Ellipse – jeweils das Atrium flankierend – befinden sich der flexibel möblierte Workshopraum, das Tonstudio sowie zwei weitere kleine Multifunktionsräume. Hinter den ansteigenden Sitzstufen des Publikumsbereiches öffnen Faltwände das Gebäude zum Außenraum hin und erweitern die Zuschauerkapazität bei Bedarf.
Die Tragstruktur des Daches besteht aus einer leichten, in Kampala vorgefertigten Stahlkonstruktion, auch logistisch die beste Möglichkeit. Die Wände und der Boden hingegen wurden auf Basis von kohlenstoffarmen, lokal verfügbaren und kostengünstigen Materialien direkt vor Ort hergestellt. Aufgrund der Verknappung der Ressource Holz in der Region wurde bewusst darauf verzichtet.
Abbildung: Hassell
Leben aus der Quelle
Durch Öffnungen zwischen dem trichterförmigen Dach und den Wänden wird eine optimale Querlüftung erzielt. „Als wir während einer der Besprechungen über die Wasserproblematik sprachen, hatte Xavier die Idee eines Daches, das wie ein nach innen geneigter Pilz geformt ist und das Regenwasser sammelt“, erinnert sich Mawa Zacharia von Sina Loketa. Bei Regen fließt das Wasser effektvoll durch transparente Rinnen des Daches und stürzt in unzähligen kleinen Wasserfällen in das Atrium, wo es gefiltert und in einem zweihunderttausend Liter großen Tank am Areal gesammelt wird. Er dient der Bewässerung des Gartens, den die Landschaftsarchitektin Chloe Humphreys (Nairobi) gestaltet hat. Darüber hinaus ist das Reservoir eine wertvolle Trinkwasserquelle für die Bewohner Bidi Bidis. Direkt neben dem Gebäude befand sich bereits ein öffentlicher Brunnen, der bestehen bleiben musste und aufgewertet wurde. Humphreys sorgte dafür, dass auch dort kein Tropfen Wasser verloren geht: Was beim Pumpen des Brunnens daneben tropft, wird gesammelt und dient als Spülwasser für die Toiletten. Dies sind nur ein paar Beispiele der vielen sensiblen Antworten auf die Herausforderungen der lokalen Bevölkerung. Diese Innovationskraft ist nicht nur den Kompetenzen des Planungsteams, sondern auch der Expertise der Akteure von Sina Loketa zu verdanken, die über die Bedürfnisse der Geflüchteten bestens Bescheid wussten und als Sprachrohr der Bewohner Bidi Bidis fungierten.
Jeder Bereich des Gebäudes wird divers genutzt. Der Architekt Xavier de Kestelier verfügt auch über umfangreiche Erfahrung in der Optimierung der Form. Sämtliche Stahlprofile sind gerade, auch wenn sie auf den ersten Blick gekrümmt wirken.
Foto: Mutua Matheka / to.org
Der Natur entlehnt
Die Wände des Kulturzentrums wurden unter Verwendung lokal verfügbarer Materialien gebaut. Sie weisen die Farbe des für Uganda so typischen rötlichen Bodens auf. Zwar hebt sich die Architektur formal von der Umgebung ab, bleibt aber dank des verwendeten Naturmaterialsmit mit ihr sinnbildlich in Verbindung. Als Basismaterial diente Lehm, der den Bewohnern Bidi Bidis bestens vertraut ist. Seit Generationen wenden sie den Werkstoff beim Bau ihrer Hütten an. Für das Music and Arts Center wurden hingegen „Compressed Stabilised Earth Blocks“ (CSEB) verwendet. Sie bestehen aus lokalem Lehm und Sand sowie einem geringen Anteil von Zement. Die Steine sind luftgetrocknet und ungebrannt. Die Materialwahl war eine bewusste Entscheidung der leitenden Architekten Felix Holland und Xavier de Kestelier. Sie entschieden, auf die Verwendung von Holz zu verzichten, da der Werkstoff dort nur begrenzt verfügbar ist und seine Verwendung potenziell konfliktbehaftet.
Foto: Mutua Matheka / to.org
High-Tech meets Low-Tech
Xavier de Kestelier beschreibt die Zusammenarbeit mit dem Team von Felix Holland als Zusammentreffen von „High-Tech Hassell und Low-Tech Localworks“ und nennt es auch das „Studio Mumbai Kampalas“. Auf der Dachterrasse des Büros von Localworks in Kampala wird sofort klar, warum. Mockups verschiedener Bauten im Maßstab 1:1 stehen da, auch Teile des Daches und eines Fensters des Music and Arts Centers. Dort wird entworfen, entwickelt, gebaut. Es herrscht eine umtriebige, lockere aber dennoch professionelle und konzentrierte Atmosphäre – man hat sofort das Gefühl: hier passiert etwas Spannendes. Bevor eine neue Technik am Bauwerk Anwendung findet, wird ausprobiert, verbessert und die Mitarbeiter sowie die ausführenden Fachplaner und Handwerker geschult. Im Falle des Music and Arts Centers wurden etwa die zur Anwendung gekommenen CSEB-Steine direkt auf der Baustelle mit Handpressen gefertigt – von Arbeitern aus der lokalen Bevölkerung. Dadurch bot sich den Menschen eine wertvolle Einkommensquelle und die Möglichkeit, ihre handwerklichen Fähigkeiten weiterzuentwickeln.
Der Baum findet sich stilisiert auch in der Tragstruktur des Daches wieder. Fließende Übergänge zwischen innen und außen, aber auch den einzelnen Räumen sind ein weiteres Motiv des Gebäudes. Auch im Workshopraum ermöglichen Faltwände die Öffnung in Richtung des zentralen Raumes.
Foto: Mutua Matheka / to.org
Über ins Dach eingelassene Glaselemente wird eine gleichmäßige und blendfreie Belichtung im Tonstudio erzielt. Das Kunstlicht wird nur selten benötigt.
Foto: Mutua Matheka / to.org
Form Follows Function
Besonderes Augenmerk lag auch auf der Ausbildung der Details. So verfügt das Gebäude dank verschiedener Ziegelverbandarten über ein besonders diverses Mauerbild. Das Londoner Bauingenieurbüro Arup berechnete etwa die ideale Ziegelstellung für eine optimale Akustik des Tonstudios. Durch die konsequente Anwendung von „Form Follows Function“ entstand ein Gebäude, das sorgsam mit Ressourcen umgeht und mit seiner konstruktiven Ornamentik auch ästhetisch besticht. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und wird rege genutzt: Betritt man heute das Music and Arts Center, dann sitzt Bidi Bidis Jugend dort gerne plaudernd oder zur Musik im Halbkreis um eine der Steckdosen herum. Ihre Mobiltelefone legen sie während des Ladevorganges auf einen der vorstehenden Ziegel ab. Manchmal lässt sich eines der jüngeren Kinder dazu verleiten, auf einen der unteren Ziegel zu steigen, dann weist es einer der Jugendlichen zurecht. Mit „ihrem“ Music and Arts Center muss also sorgsam umgegangen werden – sie schätzen es, das wird auch in den Gesprächen mit ihnen deutlich: „Wenn ich Stress habe oder zu viel in meinem Kopf vorgeht, dann komme ich hier her. Hier habe ich Spaß und höre Musik. Es heilt mich. Wann auch immer du hier bist, fühlst du dich frei und glücklich. In ganz Bidi Bidi gibt es keinen anderen Ort wie diesen“, so eine Besucherin.
Innerhalb des elliptischen Grundrisses ergeben sich zwei gleichberechtigte Zentren: die Bühne und das Atrium.
Foto: Mutua Matheka / to.org
Raum der Entfaltung
Die Nutzer kommen für ganz unterschiedliche Aktivitäten in das Center. Manche besuchen eine der Musikklassen, spielen in der von der Organisation Brass for Africa initiierten Brass Band, nehmen Gesangsunterricht oder produzieren Musik im Tonstudio. Es werden auch Schauspielklassen angeboten, die es den Teilnehmenden ermöglichen, persönliche Erlebnisse und Traumata im Kollektiv aufzuarbeiten. Gemeinsam entwickeln sie Storyboards, Drehbücher und proben miteinander. Daneben gibt es auch diverse Arbeitsgruppen wie etwa „Mama ni Mama“, was auf Kiswahili so viel bedeutet wie „Eine Mutter ist eine Mutter“. Dort setzen sich alleinstehende oder verwitwete Mütter für das Wohl der Frauen und ihrer Kinder ein. Auch sonst strotzt der Ort vor Ideen – viele davon sind in einem der von Sina Loketa angebotenen Social Entrepreneurship Kurse entwickelt worden: Hier kommen die Menschen in Bidi Bidi zusammen, um beispielsweise das Müllproblem zu bekämpfen, indem sie Plastik recyceln und daraus Bodenplatten auf Kunststoffbasis oder andere Artikel herstellen, wie wasserabweisende Taschen. Andere Projektteams pressen Öle aus lokal verfügbaren Rohstoffen oder trocknen Bioabfälle als leistbare Brennstoffalternative zu Kohle. Weitere Gruppen arbeiten etwa an der Entwicklung eines Insektenschutzmittels, um das Malariarisiko zu senken oder fertigen waschbare Damenbinden, damit die Mädchen während ihrer Periode sorgenfrei zur Schule gehen können. Ein junger Mann hat sogar bereits sein eigenes Unternehmen gegründet: Gemeinsam mit anderen jungen Menschen produziert er Schuhe und verteilt sie in umliegenden Schulen kostenlos an Kinder, die andernfalls barfuß laufen müssten. Das Kreativpotenzial von Bidi Bidi scheint schier endlos zu sein und so wird das Programm des Centers laufend erweitert. Die Architektur allein kann eine solche Entwicklung wohl nicht bewirken, aber sie kann den Möglichkeitsraum dafür schaffen und einen Ort anbieten, an dem sich ungeahnte Perspektiven auftun, wenn nur die richtigen Menschen aufeinandertreffen. Und es braucht Initiatoren wie die Planer von Hassell und Localworks oder die Akteure von Sina Loketa und to.org, die unbeirrbar sind in ihren Überzeugungen und nicht fragen „Warum das?“, sondern: „Warum nicht?“.
Mehr zum Bidi Bidi Music and Arts Center und zu den Projekten von Localworks lesen Sie im Interview mit Felix Holland: Tradition trifft Innovation
Bianca Harnisch
Die Autorin studierte Architektur in Graz und Wien und spezialisierte sich im Laufe Ihres Masterstudiums auf Architektur und Stadtentwicklungsprozesse im Globalen Süden. Dabei interessiert sie sich besonders für Themen, die an der Schnittstelle von Architektur, Stadt, Politik und sozialer Gerechtigkeit angesiedelt sind. Bidi Bidi besuchte sie im Rahmen ihrer Abschlussarbeit zum Thema „Spatial Commons and Commoning in Refugee Settlements“.
Harnisch.Bianca.Alexandra@gmail.com
to.org
Die Organisation betreibt die gleichnamige Plattform to.org, war Auftraggeberin des Bidi Bidi Music and Arts Centers und ist in den Bereichen Risikokapital, Philanthropie und Kreativwirtschaft tätig. Gegründet von Nachson und Arieh Mimran, fußt die Organisation auf der Überzeugung, dass Kreativität in ihren vielfältigen Ausprägungen die Macht besitzt, eine bessere, fairere Welt zu schaffen.
www.to.org
Hassel
Hassel, welches die Entwurfsplanung des Kulturzentrums verantwortete, ist ein führendes Designbüro mit Niederlassungen in Asien, Australien, den USA und dem Vereinigten Königreich. Die Planer des international tätigen Büros kombinieren strategische Erkenntnisse mit kreativem Design, um den sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Wert von Orten zu erschließen. Dabei arbeiten sie mit den besten Köpfen aus Forschung, Industrie und Design zusammen.
www.hassellstudio.com
Localworks
Das Architekturbüro Localworks, das hauptsächlich die Ausführungsplanung des Neubaus in Bidi Bidi verantwortete, ist ein in Kampala ansässiges Design-Build-Kollektiv, bestehend aus einem multidisziplinären Team von Architekten, Ingenieuren und Landschaftsgestaltern. Sie arbeiten eng mit The Landscape Studio in Nairobi zusammen, deren Planer ebenfalls an der Entwicklung des Bidi Bidi Music and Arts Centers mitgewirkt haben. Ziel von Localworks ist es, Gebäude zu schaffen, die ihren Kontext widerspiegeln und dabei nicht nur nachhaltig und umweltbewusst, sondern auch erschwinglich sind.
www.localworks.ug
Arup
Das in London ansässige Büro Arup, Fachplaner des Bidi Bidi Music and Arts Centers, ist ein international tätiges Kollektiv von Planern, Beratern und Experten mit Dependancen in über 30 Ländern. Sie haben sich der Nachhaltigkeit verschrieben und bieten ein breites Spektrum an Dienstleistungen an: Statik, Bauphysik, Gebäudetechnik und Kreislaufwirtschaft sind nur eine kleine Auswahl derselben.
www.arup.com
Sina Loketa
Die NGO und Betreiberin des Kulturzentrums wurde 2018 in Uganda gegründet und engagiert sich für marginalisierte Gemeinschaften, unter anderem in den Bereichen Unternehmertum, Friedenskonsolidierung, digitaler Inklusion und nachhaltiger Landwirtschaft. Dabei entwickeln sie sich laufend weiter, immer entlang der Bedürfnisse der Gemeinschaft.
www.sinaloketa.org