Kussmund-Rot etc.: Landesmuseum Münster
Der Neubau von Volker Staab Architekten wurde jetzt feierlich eröffnet 22.01.2018Als am 20. und 21. September 2014 der Neubau des Landesmuseums in Münster für die Bürger eröffnet und präsentiert wurde, war der Andrang riesig. Denn die durchaus kulturverliebte Bürgerschaft der Verwaltungs- und Hochschulstadt in Westfalen wollte wissen, ob der Neubau sein Versprechen halten konnte, nämlich, dass alles besser würde.
Gründe für den Neubau, für dessen Architektur sich 2005 Volker Staab Architekten in einem Wettbewerb qualifizierten, waren viele, die zentralen ganz sicher die schwierige Wegeführung, die schlechte Erschließung des benachbarten Neorenaissance-Altbaus, die Einkapselung des für Münster Avantgarde seienden Westfälischen Kunstvereins, der von vielen immer bloß als ein Implantat gesehen wurde, und nicht zuletzt sicher auch die schlechten Energiewerte, die der Vorgängerbau aus den Sechziger/Siebziger Jahren vorzuweisen hatte. Und ja, zu klein war der Bau auch. Für die rund 350000 Sammlungsstücke reichte der Platz vorne und hinten nicht.
1800 m² zusätzliche Ausstellungsfläche gewinnt das Museum hinzu, es wird vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe betrieben. Auf neu angelegten Rundgängen können Besucher in 51 neu konzipierten und gestalteten Räumen mit teils extremer Farbigkeit (Kussmund-Rot, Meer-Blau oder Goethe-Gelb) Kunst aus den letzten 1000 Jahren erleben. Zusätzlich zu diesen Dauerausstellungen bieten sechs weitere große Räume Platz für das Programm der Sonderausstellungen.
Eingekleidet in den für Münsteraner Zentralbauten typischen hellgelben Sandstein (der allerdings nicht aus den naheliegenden, historisch genutzten Baumberger Sandsteinbrüchen kommt) mit hellen Beton- und Putzflächen, ist das große Volumen aber ordentlich ins öffentliche Wegenetz der Stadt integriert. Vor allem wird das erreicht durch eine den Bau von Nord nach Süd durchfließende Raumsequenz von vier öffentlichen Räumen entwickelt, welche in ihrem Charakter zwischen (von Norden:) Vorplatz, überdachtem (14 m hohem) Foyerraum, Patio und Eingangshof variieren. Hier entlang wurden die öffentlichen Funktionen wie Gastronomie, Buchladen, Bibliothek, Vortrags- und Veranstaltungsbereich und Westfälischer Kunstverein organisiert.
Im Inneren wurde ein Erschließungssystem realisiert, welches den historischen Altbau sinnfällig und niveaugleich (im 1. OG) in den chronologischen Rundgang mit einschließt und die separate Erschließung des Wechselausstellungsbereichs ermöglicht. Mit unterschiedlichen Raumproportionen sind abwechslungsreiche Raumsequenzen entstanden, die durch definierte Ausblickräume (hinter zum Teil 6 m hohen Glasscheiben) auf städtische und innenräumliche Situationen rhythmisiert werden. Und zugleich dem Besucher ermöglichen, sich in der Vielfalt von Raum und Kunst und Kunstpräsentation noch zurecht zu finden.
Abgesehen von Bauverzögerungen und Kostensteigerungen auf insgesamt knapp unter 50 Mio. € gibt es ein schönes Detail aus der Planungsphase, das hier nicht verschwiegen werden soll. So konnte zur Temperierung des Gebäudes ein seit Jahrzehnten unter Wasser stehendes Parkdeck (3. UG) gegenüber genutzt werden. Der Bauskandal aus den späten Siebzigern hat damit einen späten Nutzen erhalten.
Darüber und vieles Weitere sprachen wir mit Volker Staab in Münster, das Gespräch könne Sie in der Novemberausgabe der DBZ nachlesen. Be. K.
Projektdaten
- Beschränkter Realisierungswettbewerb, 1. Preis 2005
- Mitarbeit: Patric Eckstein, Justus Ettemeyer, Johan Kramer, Johannes Löbbert, Petra Wäldle
- Bauherr: Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Bau- und Liegenschaftsbetrieb
- Planungsbeginn – Fertigstellung 2007 2014
- Leistungsphasen 2 – 8
- Gesamtbaukosten 38,7 Mio €
- NF 11.500 m2
- Mitarbeit Realisierung: Birgit Decker (Projektleitung), Johannes Pape, Petra Wäldle, Tanja Klein, Birgit Hübner, Florian Nusser, Alexander Böhme
- Bauleitung Dirk Richter (Oberbauleitung), Johan Jensen, Sabine Zoske, Manuela Jochheim, Daniel Pleikies, Fabian Weber
- Örtliche Bauleitun: Pfeiffer Ellermann Preckel, Münster
- Landschaftsarchitekten Levin Monsigny, Berlin