Auf den Spuren europäischer Zwangsarbeit
Ausstellungsarchitektur und -design als interdisziplinäres Projekt der FH Hannover/Fakultät III – Medien, Information + Design 22.01.2018Zwischen 1939 und 1945 leisteten 50.000 bis 60.000 Menschen aus 16 europäischen Ländern Zwangsarbeit im Raum Südniedersachsen. Angeworben, dienstverpflichtet oder gewalttätig deportiert – einmal im Lande, konnten sie nicht mehr zurück. Sie mussten in den verschiedensten Bereichen arbeiten, von Gaststätten und Hotels über die Mühle bis hin zum Krankenhaus und zur Munitionsfabrik, beim Friseur und beim Bäcker, als Molkereifahrer und bei der Müllabfuhr, in den Wäldern, Steinbrüchen und der Landwirtschaft, in kirchlichen Einrichtungen, Kommunen und Privathaushalten. Viele deutsche Betriebe haben davon wirtschaftlich profitiert. Nach dem Krieg verliefen sich die Schicksale der Zwangsarbeiter in viele verschiedene Richtungen.
Nun greift die Ausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit. Südniedersachsen 1939 - 1945“ die losen Fäden, die sich über Europa spannen, wieder auf und knüpft ein neues Netz. Die Idee zur Ausstellungsarchitektur und zum -design entstanden in einem interdisziplinären Projekt an der Fakultät III – Medien, Information + Design der Fachhochschule Hannover, zu dem die FH von den Initiatoren, der Geschichtswerkstatt Göttingen (Lisa Grow und Günther Siedbürger), als Projektpartner angefragt worden war.
Alles begann mit einem Workshop zu Semesterbeginn mit Studierenden aller Disziplinen (Innenarchitektur und Kommunikationsdesign/Fotografie, Grafikdesign und Multimedia). Dort entstand das Konzept, eine Landschaft aus Winkeln zu bauen, über die sich ein Netz legt, das die Spuren der Zwangsarbeiter aufzeigt, verfolgt und weiterspannt. Von den 13 Winkeln steht jeder einzelne für ein persönliches Schicksal, z.B. das eines Italieners oder eines holländischen Zwangsarbeiters. Als Material wurde u. a. originales Barackenholz aus Duderstadt verwendet.
Da die Ausstellung als Wanderausstellung durch Europa reisen wird, sind die Winkel aus Modulen zusammengesetzt, damit sie schnell zerlegt und besser transportiert werden können. Das Team der Innenarchitektur (Prof. Bernd Kreykenbohm) erstellte die Pläne, Visualisierungen und Konstruktionszeichnungen für die Ausstellungsarchitektur der Winkel. Fotografiestudierende (Prof. Rolf Nobel) zogen aus, um Zeitzeugen zu interviewen und zu portraitieren. Grafik- und Mediendesigner (Prof. Dorothee Weinlich) vervollständigten die Ausstellungsarchitektur durch Wort, Bild und Ton. Die Winkel werden durch acht sogenannte Learning-Stations und eine interaktive Landkarte ergänzt, an denen der einzelne Ausstellungsbesucher tiefer in die persönlichen Schicksale der Zwangsarbeiter eintauchen kann.
Veranstaltung: Ausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit“, Ort: Lokhalle in Göttingen, Bahnhofsallee 1b, 37081 Göttingen
Zeit: 15. Januar bis 14. Februar 2010
Internet: www.fakultaet3.fh-hannover.de
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