Archäologisches hinterm Klinkerkleid
Das Archäologische Zentrum von Harris + Kurrle Architekten, Stuttgart 22.01.2018Irgendwie ist es gerade in aller (Fach)Munde, das Archäologische Zentrum von Harris + Kurrle Architekten, Stuttgart. An der Geschwister-Scholl-Straße gegenüber Max Dudlers Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum (neue Zentralbibliothek der Humboldt-Universität) Berlin überrascht der Bau mit seinem plötzlichen, irgendwie unspektakulären Vorhandensein.
Ergebnis eines Wettbewerbs im Zusammenhang mit der Umstrukturierung der Berliner Museumsinsel sollten hier Büros, Labore und Archive der Archäologie in ein neues, den gewachsenen Aufgaben des Institutes angepasstes Gehäuse gebracht werden. Ergebnis eines Wettbewerbs aus dem Jahr 2007, den die Architekten aus Stuttgart für sich entscheiden konnten, steht der Neubau als Teil der städtebaulichen Planung der künftigen „Museumshöfe (MUH)“ in der Gesamtplanung von Auer + Weber + Assoziierte, ebenfalls Stuttgart.
Das Zentrum mit 6800 m² Nutzfläche besteht aus zwei ineinanderlaufenden, verschieden hohen Baukörpern, die den Hof der bestehenden ehemaligen Kasernenbauten neu schließen. Neu- und Altbauten scheinen hier für sich zu stehen, sind aber unterirdisch miteinander verbunden.
Das große Volumen des Neubaus nimmt sich hinter der glatten, im Ton eher dunklen Klinkerfassade gegenüber dem Bestand deutlich zurück, Fensteröffnungen wie auch die kleinen Vordächer im Hof vor den Werkstätten und Büros arbeiten mit ihren klar zueinandergefügten Volumen. Die hohen Fensteröffnungen im Kopf- und Haupteingangsbau spielen einmal mit altägyptischen Motiven, andererseits sind sie ein deutliches Echo auf den Dudler-Bau gegenüber.
Die beiden Baukörper, der fünfgeschossige vorne mit Studiensammlung, Archiven und Bibliothek, sowie der östlich gelegenen, flachere Riegel mit (ebenerdigen) Werkstätten, Laboren und Verwaltungsräumen, werden über die zum Hof sichtbare Vertikale der breiten Glasfuge getrennt. Das vor Kurzem seinem Nutzer übergebene Gebäude ist während der Öffnungszeiten in Teilen öffentlich zugänglich. Der mächtige Metallzaun soll in Zukunft fallen. Mit Blick auf die Überpräsenz von Überwachungskameras könnte das möglich sein. Oder auch nicht, hängt ganz von der Prominenz der Gäste ab, die hier einkehren um sich einem Facelifting zu unterziehen. Be. K.