Bauhaus – „Respekt vor dem Anderen, dem Neuen, dem Ungewohnten“

Claudia Perren: die neue Bauhaus Direktorin

Claudia Perren ist Kuratorin und Architektin, und sie ist die Nachfolgerin des ehemaligen Bauhaus Direktors Philipp Oswalt. Nach mehreren Monaten, in denen Querelen die Frage nach einem Nachfolger bestimmten, stellte Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) Ende März Claudia Perren als neue Bauhaus Direktorin vor. Diese Woche Freitag, am 01. August 2014, wird sie ihre neue Arbeit aufnehmen. Davor nahm sich Claudia Perren Zeit mit der DBZ Deutsche BauZeitschrift zu sprechen.

DBZ: Warum haben Sie sich auf die Stelle beworben?
Claudia Perren: Das Interessante am Bauhaus ist für mich, dass in ihm so viele verschiedene Ansätze zur Gestaltung des Alltags möglich waren. Das lehrt Respekt vor dem Anderen, dem Neuen, dem Ungewohnten, dem Experiment aber auch der Vermittlung, der Diskussion und Kommunikation.
Am Bauhaus traf damals eine internationale Szene zusammen, um sich einer neuen Zeit zu öffnen. Mein Ziel ist es, historische Bauhaus-Ideen zu aktualisieren und damit die Bauhaus-Geschichte fortzuschreiben. Mich interessieren zum Beispiel Bewegungsarten und dynamische Entwurfsprozesse an der Schnittstelle von Kunst, Design und Architektur wie sie von Laszlo Moholy-Nagy in seinem Licht-Raum-Modulator thematisiert wurden. Er spricht in den 1920er Jahren von ‚Bewegungsgestaltung’ und wir könnten uns heute fragen, wie wir traditionell statische Beziehungen zwischen Form und Bedeutung aufbrechen, und Faktoren wie Zeit, Variation und Entwicklung stärker einbeziehen können. 

Was möchten Sie verändern?
Ich möchte einen aktuellen Diskurs anregen unter Einbeziehung aller damals am Bauhaus angebotenen bildenden und angewandten Künste. Das Bauhaus unter meiner Leitung wird ein lebendiger Ort sein, an dem wir Schwerpunkte erarbeiten, die international relevant sind, die Freiraum lassen für innovative Formate, neue Technologien und kritische Ansätze, die aber klar im historischen Erbe des Bauhauses verankert sind.

Welche konkreten Ziele verfolgen Sie?
Konkrete Ziele sind der Ausbau der Bildungsprogramme und die Zusammenarbeit mit Schulen und Universitäten im In- und Ausland. Dabei geht es auch um eine engere Verknüpfung zwischen der Akademie, den Werkstätten und der Sammlung sowie Forschungs- und Werkaufenthalten international anerkannter aber auch sehr junger Künstler, Designer, Architekten und Wissenschaftler. Sie werden das Bauhaus Dessau beleben und ihre neu gewonnen Erkenntnisse zum Bauhaus in Ausstellungen, Studios, Workshops und Konferenzen präsentieren, diskutieren, ausprobieren und reflektieren.

Was werden Sie als erstes an ihrem ersten Arbeitstag machen?
Zuerst spreche ich mit allen Mitarbeitern der Stiftung Bauhaus Dessau.
In der nächsten Stiftungsratssitzung berufen wir den neuen wissenschaftlichen Beirat. Gemeinsam widmen wir uns dann den Rahmenbedingungen, die eine herausragende Präsentation unserer Sammlung (immerhin die zweitgrößte Bauhaus-Sammlung weltweit) bis zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum 2019, sicher stellt. Entscheidend wird dabei auch sein, wie wir die einmaligen Bauhaus-Bauten wie das Stahlhaus, das Arbeitsamt, die Siedlung Törten, die Meisterhäuser, die Trinkhalle, das Kornhaus usw. in den städtischen Alltag von Dessau aber auch in das Programm der Stiftung Bauhaus Dessau integrieren.

Vielen Dank für das Gespräch!

Weitere Informationen: Die Stiftung Bauhaus Dessau

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