Der Architekt schweigt

Bundesbauminister Ramsauer besucht den Schlossarchitekten, Franco Stella, in dessen Berliner Büro

Er sah nicht überglücklich aus, der Schlossarchitekt, Franco Stella, als der Bauherrenvertreter, Bundesbauminister Peter Ramsauer, dem Planungsbüro in Berlin am vergangenen Montag einen hochoffiziellen Besuch abstattete. Denn im Gegensatz zu Wolfgang Tiefensee, der zu 99 Prozent hinter der Schlossrekonstruktion stand, ist sein Nachfolger, vielleicht schon aus politischer raison d'être, eher pragmatisch in der Frage Schloss ja oder nein. Deutlich sprach Ramsauer auch nicht vom Stadtschloss sondern immer nur vom Humboldt-Forum, welches „die kulturelle Mitte der Hauptstadt bereichern“ werde. Und in dem auf der Ministeriumsseite platzierten Film hat nur der Minister das Wort, mehr als 13 Minuten harrt sein Architekt auf das, was da doch bald kommen möge: das Vortragsende.

Hatte jemand gehofft, der Minister könnte sich angesichts der wunderbar colorierten Pläne doch noch begeistern lassen, sah sich getäuscht. In Anwesenheit Stellas und der Vorstände der Stiftung Berliner Schloss - Humboldtforum als Bauherrenvertreter, Manfred Rettig und Frank Nägele, führte Ramsauer noch einmal das aus, was sein Staatssekretär Enak Ferlemann vor Tagen schon im Rahmen einer Anfrage der Fraktion der Linkspartei geantwortet hatte: „Die Rekonstruktionen der historischen Kuppel sowie der Innenhofportale des ehemaligen Eosanderhofs können durchaus später als das Hauptgebäude realisiert werden. Das hängt auch von den privaten Spenden ab, die auch Aufgabe für spätere Generationen sein kann.“

Pragmatismus pur, allerdings erst einmal nur für die Dauer einer Legislaturperiode garantiert – wenn mit dem Schlossbau begonnen wird, ist der Minister zunächst einmal nur noch zwei Jahre im Amt. Und die raison d'être seines Nachfolgers möglicherweise kann eine ganz andere sein. So bleibt es spannend „im Herzen der historischen Stadtmitte“, und vielleicht mutiert die ganze Sache am Ende dann doch noch in eine Schlossbauhütte, die von der Schinkel-Bauakademie gegenüber als Studienobjekt wissenschaftlich begleitet wird. Keine unsympathische Vorstellung, denkt sich der Autor dieses Textes, Herr Wowereit, Oberbürgermeister Berlins und ehemals designierter Kanzlerkandidat der SPD für die Wahl 2013, denkt da aber anders. Er kommentierte die Generationenbauperspektive am folgenden Tag mit "Das wäre ein Schildbürgerstreich." "Es gab eine Entscheidung für eine historische Fassade", sagte Wowereit am Dienstag. Es könne nicht sein, dass in Berlin ein halbfertiges Gebäude ohne diese Fassade entstehe. Warum, lieber Herr Wowereit, kann das nicht sein? Be. K.

Ein Video vom Besuch ist auf der Ministeriumsseite abgelegt. In dem gut 13 minüten Film stehen der Minister und sein Architekt vor der Kamera, der Minister nimmt sich die volle Redezeit, der Architekt schweigt und beißt hin und wieder die Zähne fest zusammen.

Mehr zum Schloss unter www.sbs-humboldtforum.de

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