Der sinnvolle Anteil des Holzbaus ist noch lange nicht erreicht

Ein Leserbrief der Univ.-Professoren DI Hermann Kaufmann und Dr.-Ing. Stefan Winter zum Architektenstandpunkt in DBZ 4 2011 von Carlo Baumschlager

„Sehr geehrte Redaktion“, so beginnt das Schreiben aus dem Büro Architekten Hermann Kaufmann ZT GmbH, das uns als Leserbrief im Mai erreichte, und das wir - mit Blick auf seinen Gehalt - Ihnen nicht vorenthalten möchten. In freundlich engagiertem Ton ging es weiter: „mit Aufmerksamkeit haben wir in der letzten Ausgabe 'Holz – ein nachwachsender Baustoff' den Themenbereich Standpunkt Architekt die Stellungnahme oder den kurzen Beitrag von Carlo Baumschlager gelesen. Er stellt dort einige rhetorische Fragen, die wir liebend gerne beantworten möchten. Wir fühlen uns irgendwie angesprochen, da wir uns zum Thema Holz immer sehr positiv äußern und überzeugt sind, dass der Holzbau ein sehr wichtiges Thema der Zukunft ist.

Grundsätzlich muss man einfach sehen, welchen Beitrag der Holzbau zum derzeitigen Baugeschehen liefert. Abgesehen vom Bereich Einfamilienhaus ist das Bauvolumen geradezu verschwindend gering. Holzbau ist nach wie vor eine Nische, er ist eine echte Minderheit. In der Natur der Sache liegt es, dass sich diese ab und an lautstark äußert, um gehört zu werden.Holz eignet sich natürlich für verdichtete urbane Räume, denn die Sicherheitsanforderungen bezüglich Brandschutz sind heute im modernen Holzbau genauso einzuhalten wie bei anderen Baustoffen. Es gibt aber noch keine Holzstadt, weil es trotz früher Ansätze von z.B. Wachsmann und Gropius lange gebraucht hat, den Holzbau so zu entwickeln, dass er auch für diesen Bereich die richtigen Antworten geben kann. Kleinstrukturiertes, handwerkliches Gewerbe und eine zersplitterte Industrie sowie deutlich weniger koordinierte Lobbyarbeit, als es bei anderen Baustoffen der Fall ist, behindern nach wie vor eine schnellere Entwicklung. Jedoch: Es wird verstärkt in den Städten mit Holz gebaut! Derzeit entstehen diverse Aktivitäten, von vielgeschossigen Wohnbauten in Bayern bis den Aktivitäten der „Wooden Cities“ in den nordischen Ländern.Holz ist das ökologische (Bau-) Material schlecht hin, eines der wenigen bedeutenden Materialien, die wirklich regenerativ sind. Und richtig gebaute Holzkonstruktionen benötigen keinen chemischen Holzschutz, das ist eine veraltete Technologie der 70iger Jahre des letzten Jahrhunderts. Moderne Holzbauwerke setzen ebenso wie die jahrhundertealten Holzbauwerke auf konstruktiven Holzschutz.

Die Holztrocknung benötigt zwar Energie, dennoch trägt Bauen mit Holz wesentlich zur CO2-Einsparung bei. Auch dass nicht jeder Baum direkt an seiner Wurzel auch in einen Bau umgesetzt wird, ist klar. Es gibt Transporte, aber wer will kann sich jederzeit ein Gebäude aus regionalem Holz errichten lassen, das ist eine Frage der Organisation. Holz ist zudem aufgrund seines geringen Gewichtes sehr transportfreundlich, nicht zu vergleichen mit anderen Materialien.

Wir stimmen Carlo Baumschlager zu, dass Holz sicher nicht als Heilsbringer bezeichnet werden kann, aber es kann einen ordentlichen Beitrag zur derzeitigen Umweltdiskussion liefern. Es ist jedenfalls besser, Holz im Bauwesen einzusetzen, als es zu verbrennen. Dadurch wird CO2 in unserem Gebäudestand über längere Zeit gebunkert, eine nicht außer Acht zu lassende Tatsache.

Holz ist begrenzt verfügbar, es wird daher auch nie alles in Holz gebaut werden können. Die anderen Baustoffe müssen eigentlich wenig Angst davor haben, verdrängt zu werden. Aber der sinnvolle Anteil des Holzbaus ist nach unserem Erachten noch lange nicht erreicht.

Mit besten Grüßen, Ihre Univ.-Prof. DI Hermann Kaufmann und Univ.-Prof. Dr.-Ing. Stefan Winter

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