Die ersten Goldenen Löwen sind vergeben

Rem Koolhaas erhält die Auszeichnung für sein Lebenswerk, ebenso Kazuo Shinohara (posthum)

Den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk erhält 2010 der Niederländer Rem Koolhaas (65). Das entschied die Leitung der Biennale in Venedig unter dem Vorsitz von Paolo Baratta. Rem Koolhaas wurde dem Gremium von Kazuyo Sejima vorgeschlagen, der Künstlerischen Leiterin der 12. Architekturausstellung.

„Rem Koolhaas hat die Möglichkeiten der Architektur erweitert. Seine Forschungen konzentrieren sich auf die Wechselbeziehungen von Mensch und Raum. Er entwickelt Gebäude für den Menschen und hat damit hohe Anforderungen an die Architektur gestellt. Damit ist sein Einfluss auf die Gesellschaft weit über das hinaus gegangen, was reine Architektur ist. Menschen der unterschiedlichsten Herkunft schöpfen eine große Freiheit aus seinen Arbeiten.“

1975 gründete Koolhaas – der es vor zwei Jahren unter die Top 100 der einflussreichsten Menschen der Welt im Time Magazin schaffte (in diesem Jahr standen auf dieser Liste mit Zaha Hadid (Platz 153) und Renzo Piano (161) zwei andere Architektengurus) – zusammen mit Elia und Zoe Zenghelis und Madelon Vriesendorp das Büro mit dem wohl bekanntesten Architekten-Logo: OMA (Office for Metropolitan Architecture); fünfundzwanzig Jahre später kam die Denkfabrik AMO hinzu, ein Akronym, das bis heute nicht entschlüsselt ist.

Zig Projekte, viele Bücher, jede Menge Gebautes und ungezählte Bezüge anderer Kollegen auf die Arbeit von Rem Koolhaas und OMA kennzeichnen den Stellenwert des Niederländers und seines Teams, das weltweit engagiert ist. Von seinen Bauten sind hier ausgewählt zu nennen: das Tanztheater in Den Haag, das Nexus Housing in Fukuoka, Japan, die Kunsthalle in Rotterdam, das Grand Palais in Euralille und Lille, die Villa dall’Ava in Paris, die niederländische Botschaft in Berlin oder die Bauten für das Staatsfernsehen in Peking, das CCTV und das TVCC. Die Nationalbibliothek in Paris hätte er ebenfalls gerne gebaut, Gedanken und Reflexe dazu wie zu tausend anderen Dingen finden sich in dem 1995 erschienen Kult-Buch S,M,L,XL, eine, wie Koolhaas kolportiert „Novelle über Architektur”. Das vielleicht wichtigere Buch ist das 1978 erschiene und mittlerweile wieder neu aufgelegte „Delirious New York: a retroactive manifesto for Manhattan“, eine Sammlung von Statements, die bis heute Theoretiker, Kritiker und Architektenkollegen beschäftigen. Im Jahr 2000 gewann Koolhaas den Pritzker Preis, 2003/2004 hatte er eine große, Verwirrung stiftendende Beinahe Retrospektive in der Neuen Nationalgalerie in Berlin.

Der Japaner Kazuo Shinohara (1925-2006) übt bis heute einen großen Einfluss auf die zeitgenössische japanische Architektur aus, unter dem Begriff der “Shinohara Schule” versammeln sich Architekten wie Toyo Ito, Kazunari Sakamoto oder Itsuko Hasegawa.

Shinohara hat Zeit seines Lebens daran gearbeitet, die Architektur für die Zukunft zu entwickeln, technisch wie nutzerorientiert. Dabei hat er Wert darauf gelegt, das spezifisch Japanische gegen westliche Einflüsse abzuschotten; seine Schüler heute profitieren davon.

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