Energieeffizienz?!

In der Schweiz, so ist zu lesen, steige die Nachfrage nach Minergiebauten, aber realisiert wird mehrheitlich konventionell

Nur gerade 13 Prozent, so war in der NZZ vom 8. Dezember 2009 zu lesen, gerade mal 13 Prozent der von von privaten Bauträgern in der Stadt Zürich erstellten Neubauwohnungen erfüllen den Minergie-Standard (2005 bis 2008). So jedenfalls ist das Fazit einer Studie von Stadtentwicklung und Statistik Stadt Zürich. Bei gemeinnützigen Eigentümern (etwa Baugenossenschaften) sind es immerhin knapp die Hälfte (44 Prozent).

Dieses überraschend negative Ergebnis, so die Studie, habe seine Gründe vor allem in der Sorge der Architekten, durch die strengeren Bauvorgaben ihre gestalterische Freiheit zu verlieren. Die unwesentlich höheren Realisierungskosten (ca. 7 Prozent) würden nicht selten von den Architekten ins Feld geführt: Der Hinweis des Planers auf eine höhere Belastung veranlasse in der Regel jeden privaten Bauherren, die vordergründig günstigere, also konventionelle Ausführung zu wollen.

Ganz anders sehe es dagegen bei Schweizer Investoren aus, die ganz genau erkannt haben, dass höhere Baustandards trotz höherer Investitionskosten in Zukunft größere Vermarktungschancen haben, also werthaltiger sind. Gerade in dem professionellen Sektor der Bauerstellung habe sich die Erkenntnis festgesetzt, dass der Markt noch Jahre brauche, bis sich die jetztigen positiven Erfahrungswerte auch bei der Industrie und den ausführenden Gewerken durchgesetzt hätten. Immerhin, es bewegt sich was.

Überraschend war auch die Erkenntnis, dass es ganz offensichtlich mehr Minergiebauten gebe, als angenommen. Viele Einfamilienhausbesitzer würden immer wieder auf das Zertifikat Minergie verzichten, obwohl ihr Gebäude den Standard erfülle. Das Zertifikat kostet rund 750 Franken, für die meisten wohl zu viel.

Literatur:Neubausiedlungen verjüngen die Stadt. Hrsg. von Statistik Stadt Zürich und Stadtentwicklung Zürich, 2009;

Minergie macht sich bezahlt. Hrsg. von Center for Corporate Responsibility and Sustainability und ZKB, 2008


Weitere Informationen: www.minergie.ch

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