Erstes im Passivhaus-Standard zertifiziertes Bürohaus
Hessisches Planungsteam mit BMWi-Preis für "Energieoptimiertes Bauen 2009" ausgezeichnet 22.01.2018Die Hessische Planergemeinschaft zum Neubau des Bürohauses der Stiftung Waisenhaus in Frankfurt a. Main wurde im Rahmen der Berliner Energietage mit dem Preis »Energieoptimiertes Bauen 2009 – Architektur mit Energie« ausgezeichnet. Der Preis, der insgesamt mit 100.000 Euro dotiert ist, wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) ausgelobt. Prämiert wurden zehn Neubau- und Sanierungsprojekte. Der Planergemeinschaft für das erste im Passivhaus-Standard zertifizierte Bürohaus in Frankfurt a. M. gehören die B&V Braun & Volleth Architekten GmbH (Frankfurt/M.), die IBK Ingenieurbüro Klöffel GmbH (Bruchköbel) und die Engelbach + Partner Ingenieurgesellschaft mbH (Frankfurt/M. und Dresden) an.
„Architektur, die sich auf einer nachhaltigen und energieeffizienten Bauweise gründet, wird in der Errichtung von Nichtwohngebäuden immer zukunftstragender“, erklärte Dipl.-Ing. Carsten Volleth, Geschäftsführer der B&V Braun Volleth Architekten GmbH. „Die Stiftung Waisenhaus hat Mut bewiesen, mit uns neue Wege zu gehen und zu belegen, dass eine Verbindung von Architektur und Effizienzstandards im Nichtwohnungsbau möglich, sinnvoll und für den Bauherrn in jeder Hinsicht lohnenswert ist.“
Passivhausstandards sind inzwischen für den Wohnungsbau weit verbreitet und akzeptiert. Für Nichtwohngebäude wie Bürohäuser stellen sie immer noch eine Herausforderung dar. „Wir konnten den Primärenergiebedarf auf 120 KWh pro Quadratmeter und Jahr begrenzen, ohne dass der Komfort der Immobilie eingeschränkt wird. Erreicht haben wir dies, indem wir die Zufuhr zusätzlicher Wärmeenergie vermieden und Systeme zur Gebäudekühlung sowie die benötigte EDV- und Bürotechnik mit bilanziert haben“, erläutert Dipl.-Ing. Lars Karopka, Abteilungsleiter Energieeffizienz der IBK Ingenieurbüro Klöffel GmbH, den Ansatz. IBK ist für die Energieplanung verantwortlich. Die qualitativ hochwertige Fassadengestaltung und eine intelligente, flächenoptimierte Architektur tragen wesentlich dazu bei, Energieverluste zu vermeiden.
Durch die hohen Anforderungen an die thermische Qualität der Gebäudehülle sowie die Begrenzung der internen Lasten wird der Heiz- und Kühlenergiebedarf des Gebäudes drastisch gesenkt. Über 85 Prozent der Wärme werden zurück gewonnen, zudem wird die Luft nicht temperiert. Die Luftwechselraten liegen im Betriebszustand je nach Jahreszeit zwischen 20 und 40 Quadratmeter pro Person und Stunde. „Mit einer Pellet-Kesselanlage, die mit einer Absorptionskältemaschine gekoppelt ist, wird ein regenerativer Brennstoff zur Beheizung und Kühlung des Gebäudes verwendet. Zudem erlaubt das System, eine solare Kühlung einzubinden. „Wir kombinieren in unserem Projekt die Qualitäts- und Energiestandards des Passivhausbaus mit der energetischen Versorgung durch erneuerbare Energien wie Holzpellets und Solarthermie. Damit verringern wir den Einsatz von Primärenergie und minimieren den Ausstoß von klimaschädlichem CO2 nachhaltig“, fasst Dipl.-Ing. Andreas Klöffel, Geschäftsführer der IBK Ingenieurgesellschaft Klöffel GmbH, die energetischen Besonderheiten des Projektes zusammen.
Im Zuge der Planung wurden durch das IBK erste Primärenergiebetrachtungen nach DIN V 18599 vorgenommen um eine Systementscheidung für das Gebäude gemeinsam mit dem Bauherrn treffen zu können. Auf dieser Basis konnte das Büro Engelbach + Partner Ingenieurgesellschaft mbH die Bilanzierung auf Einhaltung der Passivhaus-Standards mittels des Planungswerkzeuges PHPP 2007 vornehmen. Sowohl der Passivhausstandard als auch das nachhaltige Bauen werden nach den Kriterien des Gütesiegels der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) zertifiziert. Dazu wird das Projekt durch die Passivhaus Dienstleistung GmbH und durch die LCEE Life Cycle Engineering Expertsder Technischen Universität Darmstadt begleitet.
Der Bürohaus-Neubau kann nunmehr als Modellprojekt in der Forschungsinitiative EnOB »Energieoptimiertes Bauen« des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) von der kontinuierlichen wissenschaftlichen Begleitung profitieren – von der Planungsphase bis zur anschließenden Inbetriebnahme mit Betriebsoptimierung.